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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben
Autoren: Joseph Wambaugh
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vor sich hin zu reden. Ein Dutzend Pläne wurden gefaßt, während Spermwhale Whalen das Blut – im Mondschein schimmerte es schwarz – von Alexander Blaneys Körper und von seinem eigenen Gesicht und seinen Armen und Händen wischte.
    Aber schließlich war es ein seltsamer und strenger und entschlossener Harold Bloomguard, der neben Sam Niles stand, dessen blutendes Gesicht auf den Boden geneigt war. Sam zitterte am ganzen Körper, während er schweigend rauchte und es den anderen überließ, für ihn etwas zu planen und zu unternehmen.
    »Ich bringe Sam zu den Wilshire-Leuten«, verkündete Harold ruhig. »Ich werde sagen, daß wir uns etwas Schnaps gekauft haben und auf dem Weg zu meiner Wohnung waren, um uns über einem Glas zusammenzusetzen. Und dann haben wir uns aber entschlossen, vorher noch im Park ein Bier zu trinken. Bei dieser Gelegenheit haben wir uns dann schon leicht einen angesäuselt. Sam hat seine Waffe fallenlassen. Als er sie vom Boden aufheben wollte, ist er auf sein Gesicht gefallen, und dabei ist seine Brille kaputt gegangen.«
    »Ich werde gleich die Glassplitter aus dem Transporter fegen!« fiel ihm Roscoe hektisch ins Wort. »Falls sie …«
    »Halt's Maul!« unterbrach ihn Spermwhale barsch. »Erzähl weiter, Harold.«
    »Das ist eigentlich schon alles. Er ist hingefallen, und dabei muß er den Abzug gedrückt haben, und dieser Junge kam gerade vorbei, und … das ist eigentlich schon alles.«
    »Aber diese Scheißknarre wurde doch fünfmal abgefeuert«, gab Calvin Potts zu bedenken.
    »Ich werde vier Patronen ersetzen«, schlug Harold vor. »Die Waffe war sowieso nicht geputzt. Sie ist mehrmals benutzt worden, seit Sam sie das letzte Mal gesäubert hat.«
    »Ich weiß nicht, Harold«, warf Spencer ein.
    »Ihr könnt ja inzwischen schon mal nach Hause gehen«, meinte Harold. »Die Sache geht nur mich und Sam was an. Sam kann seinen Job sowieso an den Nagel hängen. Und ich bleibe ohnehin nicht bei der Polizei, so daß ich nichts zu verlieren habe.«
    »Ich weiß nicht recht, Harold«, meldete sich Pater Willie zu Wort. »Vielleicht sollten wir …«
    »Es hat keinen Sinn, wenn diese Suppe sonst noch jemand mit auszulöffeln versucht«, beharrte Harold stur. »Spermwhale, bei dir geht es immerhin um fast zwanzig Jahre. Für dich ist es einfach viel zu spät, um dich noch einmal in so eine Sache hineinziehen zu lassen.« Spermwhale Whalen seufzte, und die anderen warteten auf seine Reaktion. Er trat auf Sam Niles zu und legte ihm, ohne ihn anzusehen, seine Hand auf die Schulter. Dann trat er müde auf seine Decke zu, um seine Sachen zusammenzupacken. Die Singstunde war beendet.
    Nach zehn Minuten donnerte Roscoe Rules mit dem blauen Transporter den Venice Boulevard in Richtung Wache hinunter.
    Nach fünfzehn Minuten wurden nach verschiedenen heftigen Auseinandersetzungen hastige Pläne gefaßt, ob sie lügen sollten. Und schließlich sollte Harold Bloomguard vier frische Patronen in Sams Revolver schieben.
    Nach dreißig Minuten saßen Sam Niles und Harold Bloomguard im Vernehmungsraum im Wilshire-Revier, während sich ein Team der Mordkommission sowie Captain Drobeck und ein Team von Beamten der Abteilung für interne Angelegenheiten auf den Weg machten.
    Da in den Mord ein Polizist verwickelt war, handelte es sich bei den Männern der Mordkommission, die an diesem Abend in der Wilshire-Station erschienen, um Fremde. Das Team setzte sich zusammen aus einem älteren Mann mit einer Brille, der noch kurzsichtiger war als Sam Niles. Sein wesentlich jüngerer Kollege trug sein Haar um einiges länger, als es in der Wilshire-Station zulässig gewesen wäre.
    Harold Bloomguard hatte Sam Niles das meiste Blut von seinen Augen getupft, bevor sie getrennt wurden. Als die Detektive in das Verhörzimmer kamen, war Sams rechtes Auge angeschwollen und im Augenwinkel leicht zerschnitten. Kurzsichtig blinzelte er die Untersuchungsbeamten an, die vor ihm Platz nahmen.
    »Sie haben also Ihre Brille verloren, Sam, hm?« fragte ihn der ältere Detektiv.
    »Ja.«
    »Wollen Sie nicht am besten jetzt sofort alles erzählen, wie es passiert ist?«
    »Ja. Wir sind in den Park, wie Harold schon gesagt hat. Wir haben dort etwas B-B-B-B-Bier getrunken. W-W-W-W-Wir …«
    »Zigarette, Sam?«
    »D-D-D-Danke.« Sam Niles nahm von dem Detektiv eine Zigarette entgegen.
    »Die Leute von der Abteilung für interne Angelegenheiten werden auch gleich hier sein«, erklärte der jüngere Detektiv. »Erzählen Sie die
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