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Die Catilina Verschwoerung

Die Catilina Verschwoerung

Titel: Die Catilina Verschwoerung
Autoren: John Maddox Roberts
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Provinz, dem transalpinischen Gallien, zurück gekehrt und hatte sich von seinem gottgleichen Amt noch nicht ganz erholt. Ich trat auf ihn zu, und er begrüßte mich in gewohnter Manier.
    »Noch immer nüchtern, wie? Das verantwortungsvolle Amt muß einen bessernden Einfluß auf dich haben. Was macht der Staatsschatz?« Mein Vater betrachtete es als Zeichen meiner Unfähigkeit und Unbeliebtheit, daß man mir keinen der besseren Quaestoren-Posten übertragen hatte, womit er recht hatte.
    »Lucullus hätte uns besser einen neuen Saturn-Tempel gebaut«, erwiderte ich. »Bald werden wir die Kriegsbeute auf dem Dach stapeln müssen.«
    »Du wirst noch früh genug lernen, daß es so schnell wieder abfließt, wie es hereinkommt. Oft sogar noch schneller.« Mein Vater sah noch griesgrämiger aus als gewöhnlich, wahrscheinlich weil er selbst nie einen Triumph gefeiert hatte und wohl auch nie mehr die Gelegenheit erhalten würde. Sein Prokonsulat war ohne anständigen Krieg zu Ende gegangen.
    Wütend starrte er auf eine seltsam aussehende Gruppe Männer, die bei einem der Zierteiche standen und die Karpfen bewunderten; sie tranken Unmengen und schienen sich in ihrer Haut nicht wohl zu fühlen. Die meisten von ihnen hatten lange Haare und Schnurrbärte und trugen Hemden und Hosen mit Streifen und Karomustern in den wildesten Farben. »Wer sind denn die?« fragte ich meinen Vater.
    »Allobroger. Ein Haufen Wilder aus dem nördlichen Teil meiner früheren Provinz. Sie sind in die Stadt gekommen, um sich über Erpressung und Wucher seitens der römischen Beamten zu beschweren. Wahrscheinlich finden sie irgendeinen ehrgeizigen Anwalt, der Anklage gegen mich erhebt.«
    »Beschwerden über römische Erpressung und Wucher sind üblich geworden«, bemerkte ich. »Sind ihre Anwürfe in irgendeiner Weise berechtigt?«
    »Das sind bloß geborene Unruhestifter, die es nicht ertragen können, Steuern zahlen zu müssen«, erwiderte mein Vater. »Ich will nicht behaupten, daß die Steuereintreiber die Daumenschrauben nicht hier und da ein wenig zu fest angezogen haben, aber mit so etwas muß man rechnen. Es ist nichts im Vergleich mit dem, was ihre alten Häuptlinge ihnen zugemutet haben. Die sind bloß sauer, daß wir sie nicht mehr gegeneinander kämpfen lassen.«
    »Nun, Vater, was sind denn jetzt, wo du wieder zu Hause bist, deine weiteren Pläne?«
    »Pläne? Na, ich werde meinen üblichen Pflichten als Patron und Freund nachkommen, was sonst?« antwortete er mit Unschuldsmiene. Er wirkte etwa so unschuldig wie ein Mann mit einem blutigen Dolch in der Hand.
    »Nächstes Jahr stehen die Censoren zur Wahl an«, erinnerte ich ihn, als ob es dessen bedurft hätte. »Seit Jahren hat kein Meteller dieses Amt innegehabt.«
    »Und warum sollte ich mich nicht erneut um ein Konsulat bewerben?« fragte mein Vater. »In sieben Jahren bin ich wieder wählbar.«
    »Vater«, meinte ich und ergriff schließlich doch einen der Weinbecher, die mir von einem Diener angeboten wurden, »in sieben Jahren werden sich alle unsere Generäle um das Amt schlagen. Sie werden ihre Armeen vor den Stadtmauern lagern lassen, um die Bürger daran zu erinnern, für wen sie zu stimmen haben. Dies sind keine Zeiten, in denen ein Gemäßigter wie du sich um das Amt des Konsuls bewerben sollte. Das Censorenamt ist sozusagen der Schlußstein einer politischen Karriere. Wie viele Männer können von sich behaupten, alle Ämter innegehabt zu haben?«
    Mein Vater nickte, als ob er nicht selbst seit Jahren eben dies gedacht hätte. »Wohl wahr«, brummte er. »Und es war in unserer Familie üblich.«
    Das beruhigte mich. Er erwog nicht ernsthaft, als Konsul zu kandidieren. Das Amt des Censors hingegen verfügte über keine militärische Kommandogewalt, so daß die Generäle nicht scharf darauf waren. Was es jedoch umfaßte, war die Macht, die Liste der Senatoren von denjenigen zu säubern, die für unwürdig befunden wurden. Ich war sicher, mein Vater arbeitete insgeheim schon an seiner Liste.
    Der Wein, ein ausgezeichneter Caecuber, erfüllte meine Sinne mit Inspiration. »Vater, warum hast du mich nicht Quintus genannt?«
    »Äh? Na, weil du nach mir benannt wurdest, Idiot!«
    »Es ist nur, daß scheinbar jeder andere Mann unserer Familie Quintus heißt mit Ausnahme eines gelegentlichen Lucius.«
    »Deinem Großvater, an dessen Maske du jedesmal vorbei kommst, wenn du mein Haus betrittst, sind im Traum die Dioskuren erschienen. Sie versprachen ihm, daß er die Schlacht gegen
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