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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige
Autoren: Oliver Pötzsch
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nicht. Das Ding ist nicht geladen, jede Wette. Männer, holt ihn euch!«
    Doch die drei Räuber verharrten ängstlich auf ihren Pferden.
    »Ich sagte, holt ihn euch, verflucht noch mal! Oder ich schieb euch die Hakenbüchse eigenhändig reihum in eure fetten Ärsche!«
    Diese Drohung reichte aus, dass sich die Männer endlich in Bewegung setzten. Bedrohlich langsam trabten sie auf Mathis und Agnes zu, in ihren Augen glomm ein mörderisches Funkeln.
    Als sie bis auf wenige Schritte herangekommen waren, erschütterte plötzlich ein gewaltiger Donnerschlag die Lichtung, so laut, als wollte die ganze Welt in Feuer und Rauch untergehen.
    Agnes warf sich auf den harten Boden und sah aus dem Augenwinkel, wie einer der Männer unversehens vom Pferd stürzte wie von einem göttlichen Hammer getroffen. Sein Oberkörper war eine einzige rote Masse. Die Vogtstochter spürte etwas Feuchtes im Gesicht, und im gleichen Moment rieselte ein feiner Blutregen auf sie herab.
    Aus der Arkebuse quoll dicker schwarzer Rauch.
    Agnes schrie vor Entsetzen, während um sie herum Tiere und Menschen in Panik gerieten. Todesangst packte sie. Was hatte Mathis nur getan? Nach diesem Vorfall gab es kein Zurück mehr! Die Männer würden sie nun beide töten, dar­an bestand kein Zweifel. Verzweifelt versuchte Agnes, in ein Gebüsch am Rande der Lichtung zu krabbeln, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht mehr. Seit dem Knall klangen alle Geräusche dumpf und weit entfernt, so als wären ihre Ohren in dicke Wolle gepackt. Die große Dogge war winselnd unter einen Felsvorsprung gekrochen, zwei der Pferde hatten ihre Reiter abgeworfen und galoppierten laut wiehernd davon. Nur Hans von Wertingen saß noch fest im Sattel, das Gesicht rot vor Zorn und Blutspritzern.
    »Das … das werdet ihr mir büßen!«, schrie er außer sich und griff nach dem gewaltigen Bihänder an seiner Seite. »Scheiß auf das Lösegeld! Philipp von Erfenstein kann seine Tochter gerne wiederhaben. Den Kopf, die Arme, die Beine, alles einzeln und hübsch der Reihe nach!«
    Brüllend vor Wut preschte er mit gezogenem Breitschwert auf Agnes los, die wie erstarrt in der Mitte der Lichtung ­kauerte. Als liefe die Zeit plötzlich langsamer, sah sie den Ritter Schritt für Schritt auf sich zureiten. Die Luft war erfüllt von Dröhnen und Klirren. Schon fuhr die Klinge herab, da spürte Agnes plötzlich eine Hand auf der Schulter. Es war Mathis, der sie im letzten Moment zur Seite zog.
    »Wir müssen weg von hier! Hörst du mich?«, brüllte er ihr ins Ohr. Seine Stimme klang seltsam verhallt.
    Agnes nickte wie in Trance, doch dann fiel ihr etwas ein. »Parcival!«, schrie sie außer sich. »Ich darf Parcival nicht im Stich lassen!«
    »Vergiss den Falken, es geht um unser Leben! Schau doch, das Schwein kommt zurück!«
    Mathis deutete auf Hans von Wertingen, der sein Pferd gewendet hatte und erneut auf sie beide zugaloppierte.
    Verzweifelt blickte sich Agnes um, doch nirgendwo auf der verwüsteten Lichtung konnte sie Parcival entdecken. Endlich rappelte sie sich auf und rannte mit Mathis in den Wald hinein. Hinter ihnen ertönte das Schnauben und Wiehern des Pferdes.
    »Verdammt, ich krieg euch!«, rief Hans von Wertingen. »Bleibt stehen, dann lass ich vielleicht ritterliche Gnade walten!«
    »Ritterliche Gnade, dass ich nicht lache!«, keuchte Mathis, während er Agnes an der Hand weiterzerrte. »Gerade eben noch wollte er uns vierteilen.«
    Keuchend vor Angst stolperten sie durch Büsche, Erdkuhlen und über modrige Äste, bis das Wiehern leiser wurde. Schließlich blieb Agnes stehen und lauschte. Bis auf ein leichtes Summen schien ihr Gehör wieder intakt zu sein. Erleichtert stellte sie fest, dass ihnen der Ritter auf seinem Pferd im Dickicht nicht folgen konnte.
    »Wir sollten uns verstecken«, flüsterte sie. »Bestimmt reitet er dann an uns vorbei.«
    »Du vergisst die Dogge. Die kann uns riechen.« Mathis zog sie weiter, bis sie an einen kleinen Bach gelangten, der sich durch den Wald schlängelte. »Wenn wir darin ein Stück weit waten, wittert uns der Hund vielleicht nicht mehr.«
    Noch immer außer Atem ließen sie sich hinab in das kalte Wasser, das ihnen bis zu den Knien ging. Mit der Rechten klammerte sich Agnes an das Wams von Mathis und gab sich alle Mühe, nicht an das erbärmliche Fellbündel zu denken, das vor wenigen Minuten noch ihr lieber, fröhlicher Puck gewesen war.
    Da sie mit der Strömung liefen, kamen sie schnell voran. Einmal glaubten sie kurz, Hundebellen
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