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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen
Autoren: Katy Cooper
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wird sie mittellos dastehen, aber so sei es. Ich kann nicht gegen Euch kämpfen.” Er presste die Lippen aufeinander und wartete auf den Sturm, der über ihn hereinzubrechen drohte.
    Sebastian hielt dem kalten, dunklen Blick des Earl stand, doch der Magen drehte sich ihm um.
    Wednesfield nickte, und sein bedrohlicher Blick wich einem sehr nachdenklichen Ausdruck. “Ich werde dir nun etwas sagen, was ich bisher keinem anderen Mann erzählt habe. Solltest du je davon sprechen, werde ich es leugnen.” Er sah an Sebastian vorbei und verzog missmutig den Mund. “Es entsprach nicht meinem Wunsch, Beatrice in Manners Hände zu geben, aber ich sah keinen Grund, mich zu weigern. Als sie mich auf die Heirat ansprach, gestattete ich es. Nachdem die Ehe geschlossen war, musste ich nur allzu deutlich erfahren, was für ein Mann dieser Manners war. Danach schwor ich mir, keiner meiner Töchter je wieder zu gestatten, einen Mann zu heiraten, dem ich kein Vertrauen entgegenbringe.” Erneut fiel sein Blick auf Sebastian. “Du hältst mich gewiss für einen weichherzigen Narren. Denn die Ehe wird wegen wichtiger Verbindungen geschlossen, wirst du anmerken.”
    “Mylord, ich habe Euch gestanden, dass ich mich Eurer Tochter aus keinem anderen Grund gegenüber verpflichtet habe als aus Zuneigung. Wie sollte ich Euch dann weichherzig nennen?”
    “Eine kluge Antwort”, entgegnete Wednesfield, und ein flüchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht. “Aber bedenke eines. Warum sollte ich einem Mann als Verbündeten vertrauen, wenn ich ihm nicht als Schwiegersohn vertraue? Aber darum geht es mir nicht.” Er streckte die Hand aus und ergriff den Kragen von Sebastians kurzem Mantel. “Ich kenne dich seit deiner Kindheit, Benbury, aber wenn du mir nicht so mutig begegnet wärst wie gerade, hätte ich dir nicht gestattet, Beatrice mitzunehmen. Denn ich würde dich nicht für Manns genug befinden, sie zu ehelichen.” Er ließ Sebastians Kragen los.
    Und wenn Wednesfield ihn abgelehnt hätte, wäre er frei gewesen.
Nein,
vernahm er da eine innere Stimme aus der Tiefe seines Herzens, die mit harter Entschlossenheit zu ihm sprach. Unabhängig davon, was irgendjemand sagte oder tat, waren Beatrice und er auf Lebenszeit aneinander gebunden. Unwissentlich hatte er dem Gelübde einst abgeschworen. Ein zweites Mal könnte er es nicht tun.
    Der Earl lächelte, aber eine Kälte überschattete die gewohnte Wärme in seinen Augen. “Ich widersetze mich dir nicht, und daher brauchen wir nicht weiter darüber zu sprechen. Mit Freuden gebe ich dir meinen Segen, aber ich werde die rechtlichen Dinge nicht mehr heute Abend besprechen.” Sein Lächeln wurde breiter. “Komm morgen zu mir, vor der Mittagsstunde, und dann werden wir einen Ehevertrag ausarbeiten, der uns beiden gefällt.”
    Nach vielen Tränen fand Beatrice endlich ein wenig Schlaf, doch er brachte Träume hervor, die sie aufschreckten. Mit kalten, zittrigen Händen saß sie aufrecht im Bett, aber als sie die Finger vor ihr Gesicht hielt, spürte sie, dass sie schwitzte. Erneut drängte der Traum sich in ihr Bewusstsein; sie glaubte, Hände zu sehen und bildete sich ein, einen strengen Geruch von Moder und Fäulnis zu riechen. Schnell bekreuzigte sie sich, um den Albdruck abzuwehren, und kletterte aus dem Bett. Vielleicht fände sie Schutz im Gebet.
    Doch sie kniete nicht nieder. Selbst wenn das Gebet sie vor jeglicher Erinnerung an Thomas bewahrte, vermochte sie nicht zu beten. Ihr Herz wurde zu Stein, ihre Seele glich einer Einöde. Sie war verloren und weit von Gottes Liebe entfernt, vielleicht sogar von seinem Zorn.
    Außerdem war es spät geworden. Bald schon käme die Familie zusammen, um zu Abend zu essen. Wenn sie noch vor Anbruch der Dämmerung speisen wollte, musste sie sich den Verwandten anschließen. Ihre Augen waren geschwollen und brannten von all den Tränen. Sie musste die Augen kühlen, um die Schwellung zu lindern. Jedes Anzeichen von Tränen würde ihre Mutter nur neugierig machen; und Neugierde führte unweigerlich zu peinlichen Fragen, obgleich diese gewiss freundlich gemeint wären. Doch ihr Herz und ihre Seele waren zu aufgewühlt, um bohrende Fragen aushalten zu können.
    Auf dem Tisch an der Wand standen ein Wasserkrug und eine Schale. Hatte Cecilia dafür gesorgt? Vielleicht. Beatrice füllte die Schale bis zur Hälfte mit Wasser und beugte sich hinab, um das Gesicht zu waschen. Das Wasser duftete schwach nach Lavendel und Rosen und kühlte ihre Haut. Der
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