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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora
Autoren: Agatha Christie
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einem sicheren Ort bereitgelegt. Aber ich verstehe nicht recht, wie er Tuppence dazu bewogen haben mag, mitzumachen.«
    »Ich verstehe es leider recht gut«, sagte Mr Carter und zeigte Tommy eine kleine glitzernde Stahlspitze, die er eben vom Teppich aufgelesen hatte. »Das gehört zu einer Injektionsnadel. Man hat sie betäubt.«
    »Oh, mein Gott!«, stöhnte Tommy. »Und er ist aus dem Hotel entkommen!«
    »Das wissen wir noch nicht«, warf Mr Carter schnell ein.
    »Vergessen Sie nicht, dass alle Ausgänge überwacht werden!«
    »Man fahndet nach einem Mann und einer jungen Frau – nicht nach einer Krankenpflegerin und einem kranken Jungen. Sie haben das Hotel bestimmt bereits verlassen!«
    Das erwies sich als richtig. Die Nachforschungen ergaben, dass Pflegerin und Patient vor ungefähr fünf Minuten in einem Taxi davongefahren waren.
    »Beresford, reißen Sie sich zusammen!«, sagte Mr Carter. »Sie wissen doch, dass ich Tod und Teufel in Bewegung setzen werde, um Ihre Frau wiederzufinden. Ich fahre sofort ins Büro zurück, und in ein paar Minuten läuft der ganze Apparat von Scotland Yard auf Hochtouren. Wir kriegen sie, glauben Sie mir!«
    »Ja? Er ist schlau, dieser Russe! Sehen Sie bloß, wie geschickt er alles eingefädelt hat! Aber ich weiß, Sir, dass Sie alles tun werden, was in Ihrer Macht steht. Nur – ach, wenn es nur nicht zu spät ist!«
    Er verließ das Hotel und irrte planlos durch die Straßen, ohne recht zu wissen, wo er sich befand. Er konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen. Wo sollte man suchen? Was musste man tun?
    Im Green Park ließ er sich auf eine Bank fallen. Er bemerkte überhaupt nicht, dass noch jemand auf der Bank Platz genommen hatte, und war ganz erschrocken, als eine wohl bekannte Stimme ihn ansprach:
    »Bitte, Sir, wenn ich mir erlauben darf – «
    Tommy sah auf.
    »Hallo, Albert!«, sagte er düster.
    »Ich weiß, was passiert ist, Sir. Aber nehmen Sie es sich nicht so zu Herzen!«
    »Ich soll mir das nicht zu Herzen nehmen? Das ist wohl leichter gesagt als getan!«
    »Bedenken Sie doch, Sir! ›Blunts Brillante Detektive‹! Unübertroffen! Ja, und wenn ich so frei sein darf, möchte ich sagen – ich habe gehört, worüber Sie sich mit Mrs Beresford heute Morgen unterhalten haben: über M. Poirot und seine kleinen grauen Zellen. Ja, Sir, könnten Sie nicht jetzt Ihre kleinen grauen Zellen etwas anstrengen und zusehen, was sich machen lässt?«
    »Im Roman ist das immer alles ganz einfach, mein Junge. Aber in Wirklichkeit…«
    Albert widersprach tapfer: »Ich glaube nicht, dass irgendjemand Mrs Beresford wirklich unterkriegen kann. Sie wissen, wie sie ist, Sir; genauso wie ein Gummiknochen, den man den kleinen Hunden zum Spielen gibt – garantiert unzerstörbar.«
    »Albert«, sagte Tommy, »du tröstest mich.«
    »Dann könnten Sie vielleicht jetzt die kleinen grauen Zellen anstrengen, Sir?«
    »Du bist ein eigensinniger Bursche, Albert. Aber unser Narrenspiel hat uns bis jetzt manch guten Dienst geleistet. Versuchen wir es nochmal: Wir wollen die Tatsachen zuerst einmal sauber und methodisch ordnen, mon ami. Punkt zehn Minuten nach zwei betritt unser Mann den Lift. Fünf Minuten später sprechen wir mit dem Liftboy; wir hören, was er zu sagen hat, und lassen uns in aller Eile in den dritten Stock hinauffahren. Um zwei Uhr neunzehn spätestens betreten wir das Zimmer von Mrs van Snyder. Nun frage ich: Fällt uns dabei etwas Besonderes auf?«
    Beide schwiegen – keinem war etwas Besonderes aufgefallen.
    »Es stand nicht zufällig so etwas wie ein Koffer im Zimmer, wie?«, fragte Albert, und seine Augen blitzten.
    » Mon ami« , sagte Tommy, »du verstehst nichts von der Psychologie einer Amerikanerin, die soeben aus Paris zurückgekommen ist. Es standen mindestens neunzehn Koffer in ihrem Zimmer.«
    »Ich wollte damit nur sagen – ein Koffer ist sehr bequem, wenn man eine Leiche hat, die man loswerden will. Ich meine nicht, dass sie wirklich tot ist – Gott bewahre!«
    »Wir haben die zwei Koffer durchsucht, die groß genug waren, einen menschlichen Körper aufnehmen zu können. Was ist chronologisch als Nächstes zu vermerken?«
    »Sie haben etwas vergessen, Sir: wann Mrs Beresford und der Kerl, der sich als Krankenschwester verkleidet hat, dem Kellner auf dem Korridor begegnet sind.«
    »Das musste offenbar gerade passiert sein, als wir mit dem Lift nach oben fuhren«, sagte Tommy. »Um ein Haar wären wir noch im Korridor zusammengetroffen. Verteufelt schnell
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