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Die Brut hinter der Mauer

Die Brut hinter der Mauer

Titel: Die Brut hinter der Mauer
Autoren: Jason Dark
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sicherlich zum Alptraum wurde«, bemerkte Bill.
    »Auch das.«
    Ich fühlte mich wie ein Beobachter, der zuschaute, wie ein Traum allmählich zerrann. Dies mit einem wahren Donnergetöse und einem Erdboden, der alles schluckte.
    Es dauerte nicht einmal eine Minute, dann war von dieser alten Ruine nichts mehrzu sehen. Auch die letzte Spur der trüben Psychonaulen war damit gelöscht worden. Ob wir sie jemals wiederlinden würden, war mehr als fraglich.
    Doch das war nicht das Thema. Für uns zählte der zurückgebliebene Verräter, dessen Geist in Licht umgewandelt war und dersich nureinen neuen Körper gesucht hatte. Bill hatte an das gleiche Thema gedacht wie ich. »Wer, John, kann dieser Körper sein?« Er stand vor mir, den Arm halb ausgestreckt, den Blick beschwörend auf mich gerichtet.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hoffentlich kein Bekannter.«
    »Zumindest ist es nicht der Fahrer gewesen«, gab ich zu bedenken.
    »Das nehme ich als ein positives Zeichen hin.«
    »So könnte man es sehen.«
    Wir hatten dem Ort, wo einst die Ruine des Psychonauten-Tempels gestanden hatte, längst den Rücken zugedreht und gingen in die Richtung zurück, aus der wir auch gekommen waren.
    Eigentlich hätten wir noch die Mauer überklettern müssen, die aber war verschwunden, ebenso wie der Nebel, der sie als grauer, wolkiger Schutz umgeben hatte.
    »Nun ja«, sagte Bill, nach vorn deutend, »vielleicht haben wir beide ja Glück.«
    Der Satz hatte möglicherweise optimistisch klingen sollen. Das war nicht der Fall gewesen. Bills Stimme hatte sich eher angehört, als würde er jeden Augenblick anfangen zu weinen.
    Das Schicksal seines Sohnes und dessen Klassenkameradin deprimierte ihn sehr…
    ***
    Daß Linda Ferguson nur schlecht laufen konnte, darauf konnte und wollte Chilmark keine Rücksicht nehmen. Er trieb die beiden Schüler an, und dies nicht allein mit Worten. Manchmal schlug er sie, damit sie sich beeilten.
    Johnny protestierte vergeblich, dieser veränderte Mensch kannte kein Pardon. Ihn rührte auch das Weinen des Mädchens nicht. Er war kalt wie das Sternenlicht in seinen Augen.
    Normalerweise wäre es Linda nicht möglich gewesen, den Schritt mitzuhalten. Bei jedem falschen Auftreten schössen die Schmerzen wie Blitze durch ihr Bein, doch das Wissen darum, daß sie eventuell getötet werden konnte, wenn sie schlappmachte, ließ ihre Kräfte wachsen, die Schmerzen zwar nicht vergessen, aber nicht mehr so direkt zur Kenntnis nehmen.
    Zudem gab es noch Johnny.
    Der Junge tat sein Bestes. Linda ging links neben ihm und hatte ihren Arm um seine Schultern gelegt. So konnte er sie besser abstützen, und sie brauchte auch ihren verletzten Fuß nicht unnötig zu belasten. Wenn sie auftrat, dann sachter.
    Die Beschaffenheit des Bodens machte ihnen ebenfalls zu schaffen. Zwar war er nicht hart und setzte ihnen dementsprechend weniger Widerstand entgegen, aber die Nässe an einigen Stellen und die permanente Feuchte ließ sie manches Mal ins Rutschen kommen, dann mußte Johnny besonders fest zugreifen.
    Jedesmal wenn Linda aufschrie, hatte auch er das Gefühl, Schmerzen zu spüren, und er flüsterte ihr mit scharfer Stimme immer wieder den Mut zu, den sie brauchte.
    Der veränderte Lehrer hielt sich hinter ihnen. Manchmal hörten sie ihn sprechen, ohne ihn verstehen zu können. Dann wieder das leise, kichernde und widerliche Lachen, das aus seinem Mund drang und ihnen noch größere Furcht einjagte. Wahrscheinlich drückte er so seine Vorfreude aus, den Menschen etwas antun zu können.
    Die Luft umgab sie wie Blei. Es fiel ihnen schwer, sie zu atmen. Schwül war es geworden. Die Dunstschleier über dem Sumpf hatten sich zusammengefunden und noch mehr verdichtet. In ihnen tanzten ungezählte Insekten, ebenfalls beschienen von den Strahlen einer fahlen Sonne, die als zerfasernder Glutball am Himmel lauerte. Ein Vorgeschmack auf die Hölle, wie es ihnen schien. Auch dort konnte es kaum schlimmer sein.
    Linda hatte die Zähne zusammengebissen, die Lippen aufeinandergepreßt. Wenn sie etwas sagte, hörte Johnny es mehr wie ein Zischen, daß aus dem Mundspalt drang.
    »Wird er uns töten?«
    »Weiß nicht.«
    »Aber er… er kann doch nicht einfach…«
    »Er will alles, glaube ich. Darüber sollten wir nicht nachdenken, Linda.«
    »Worüber dann?«
    »Chilmark hat selbst gesagt, daß es zwei Menschen gibt, die nach uns gesucht haben.«
    »Dein Vater, meine Güte…«
    »Und John Sinclair, mein Patenonkel. Er ist, so komisch es sich
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