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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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Bewegung der Ungeduld und bemühte sich, seine Ruhe zu bewahren.
    »Ich habe selbst seit einigen Tagen darüber nachgedacht«, fing er wieder an. »Ich glaube, ich könnte die Majore mit Verwaltungsaufgaben beschäftigen. Nur die Offiziere der unteren Dienstgrade werden mit Hand anlegen müssen, und…«
    »Kein Offizier wird Handarbeit verrichten«, sagte der Oberst Nicholson. »Die Offiziere müssen ihre Mannschaften befehligen.«
    Nun war Saito nicht mehr imstande, seine Wut zu beherrschen. Doch als der Oberst wieder in seine Zelle kam, nachdem es ihm gelungen war, seine Situation trotz der Versuchungen, der Drohungen, der Schläge und der fast demütigen Bitten unberührt zu wahren, war er überzeugt, daß das Gefecht gut eingeleitet war und daß der Feind bald kapitulieren werde.

6
    Die Arbeit ging nicht vorwärts. Als er Saito gefragt hatte, wie es um die Durchführung der Arbeiten stehe, hatte der Oberst eine empfindliche Saite schmerzhaft zum Schwingen gebracht, und er hatte ein weises Urteil gefällt, als er voraussah, daß die Zwangslage den Japaner zum Nachgeben bringen werde.
    Nach Ablauf dieser ersten drei Wochen waren nicht nur die Roharbeiten für die Brücke nicht gemacht worden, sondern die wenigen Vorarbeiten waren von den Kriegsgefangenen so raffiniert ausgeführt worden, daß eine gewisse Zeit erforderlich sein würde, um die begangenen Fehler wieder zu berichtigen.
    Voller Wut über die Behandlung, die man ihrem Chef zufügte, dessen Entschlossenheit und Mut sie bewunderten, voller Empörung über den Hagel von Flüchen und Schlägen, die die Wachposten auf sie herniedergehen ließen, außer sich vor Zorn, daß sie an einem für den Feind wichtigen Projekt wie Sklaven arbeiten mußten, von ihren Offizieren getrennt, deren gewohnte Befehle sie nicht mehr hörten, und so ihres Steuers beraubt, wetteiferten die britischen Soldaten miteinander, wer den geringsten Eifer an den Tag legen, darüber hinaus die gröbsten Schnitzer machen und dabei noch guten Willen vortäuschen könne.
    Keine Bestrafung konnte ihren perfiden Eifer brechen, und der kleine japanische Ingenieur weinte manchmal vor Verzweiflung. Die Wachposten waren nicht zahlreich genug, um sie jede Sekunde zu überwachen, auch besaßen sie nicht genügend Intelligenz, um zu begreifen, wie sie hereingelegt wurden. Das Abstecken der beiden Streckenabschnitte mit Pfählen hatte zwanzigmal erneut durchgeführt werden müssen. Die Baulinien, die von dem Ingenieur genau berechneten und mit weißen Stöcken abgesteckten Kurven verwandelten sich, sobald er den Rücken gewandt hatte, in ein Labyrinth von Zick-Zack-Linien, die die tollsten Winkel bildeten und ihm bei seiner Rückkehr bejammernswerte Schreie entlockten. Die beiden Ausgangspunkte auf jeder Flußseite, die die Brücke miteinander verbinden sollten, wiesen eindrucksvolle Höhenunterschiede auf und kamen nicht auf ein gemeinsames Niveau. Eine Arbeitsschicht machte sich plötzlich mit wütendem Eifer daran, ein Loch zu graben, aus dem es ihnen schließlich gelang, einen wahren Krater zu machen, der viel tiefer wurde als vorgeschrieben war, und dabei freute sich der dumme Wachposten, als er sah, daß die Männer sich endlich mit Herzenslust an die Arbeit machten. Als der Ingenieur auftauchte, bekam er einen Wutanfall und schlug wahllos auf die Gefangenen und die Wachposten ein. Diese begriffen, daß man sie wieder einmal hereingelegt hatte, und rächten sich auf ihre Art, aber das Übel war geschehen, und es brauchte mehrere Stunden oder mehrere Tage, um es wiedergutzumachen.
    Ein Trupp war in den Dschungel geschickt worden, um dort für den Brückenbau geeignete Baumstämme zu fällen.
    Diese Leute trafen eine sorgfältige Auswahl und schleppten die krummsten und schwächsten Brocken von Baumstämmen an; oder sie verausgabten sich unter beachtlichen Anstrengungen, um einen Riesenbaum zu fällen, der dann in den Fluß fiel, aus dem man ihn unmöglich wieder herausfischen konnte; oder sie suchten von Insekten zerfressene Stämme aus, die nicht die geringste Belastung aushielten.
    Saito, der jeden Tag kam, um die Baustelle zu inspizieren, machte seiner Wut in immer heftiger werdenden Äußerungen Luft. Er fluchte, drohte und schlug ebenfalls zu, wobei er sich sogar den Ingenieur vornahm, der sich zur Wehr setzte und erklärte, daß die Arbeitskräfte nichts taugten.
    Daraufhin brüllte er noch stärker die gräßlichsten Verwünschungen in die Gegend und versuchte, sich neue, barbarische

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