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Die Braut des Wuestenprinzen

Die Braut des Wuestenprinzen

Titel: Die Braut des Wuestenprinzen
Autoren: Alexandra Sellers
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ihm genommen habe? Ich schwöre, ich habe nichts von ihm angenommen. Sie müssen mir glauben! Er ist ein Feind des Landes, und ich würde lieber verhungern, als Geld von ihm anzunehmen.“
    Obwohl er emotional völlig ausgelaugt war, besaß dieses Mädchen die Kraft, ihn zu rühren. Si e müsse n mi r glau ben! Warum berührte ihn dieser Satz so sehr? Si e müsse n mi r glauben! Fast das Gleiche hatte Elenor gestern Abend gesagt, mit ebenso eindringlichem Blick. Beide erwarteten von ihm, dass seine Antwort von Herzen kam, wo er doch gar kein Herz mehr hatte.
    „Ich glaube Ihnen. Sie sind eine ehrbare Frau. Selbstverständlich haben Sie kein Geld von ihm genommen“, nickte Karim.
    Da brach sie in Tränen aus. „Herr“, schluchzte sie, „Sie nennen mich ehrbar, obwohl Sie wissen, womit ich mein Geld verdiene?“
    „Der Krieg hat aus vielen von uns etwas anderes gemacht, als wir zu sein wünschten“, erwiderte er finster.
    Als Karim zu dem Leichnam zurückkehrte, waren kaum noch Menschen da. Auch Arash war gegangen. An seiner Stelle saß dort ein alter Mann.
    „Guten Abend!“, grüßte Karim.
    „Prinz Karim?“, fragte der alte Mann und blickte Karim mit zusammengekniffenen Augen an. „Sie sind doch Prinz Karim, oder?“
    „Ja, der bin ich. Was ist hier passiert? Sind alle nach Hause gegangen?“
    „Es war jemand hier, der den Mann kannte.“
    „Alter Mann, was ist hier heute Abend passiert?“
    „Jemand hat ihn als seinen Nachbarn wiedererkannt. Er sagte, er wüsste auch, wo der Rest von ihnen sei. Und dann sind alle, die hier Schlange standen, mit dem Mann gegangen, um die Bande festzunehmen. Auch Ihre Männer sind mitgegangen.“
    „Wo sind sie hingegangen?“
    „Ich meine, verstanden zu haben, dass sie in die Gegend von Takht-i Kava wollten.“
    Als er sie fand, waren sie schon fast beim Gefängnis angekommen. Inmitten einer Menschenmenge fuhr Arash langsam den Landrover, in dem vier gefesselte Gestalten saßen. Seitlich von der Menge liefen einige von Karims Männern.
    Nima kam zu Karim herüber. „Guten Abend, Herr. Sie kommen gerade recht.“
    „Das sehe ich. Was ist passiert, Nima?“
    „Diese Bürger hatten das Haus bereits auseinandergenommen, als wir eintrafen. Wir mussten die Kaljuken regelrecht vor ihnen retten – es geht ihnen nicht besonders gut. Nun wollen sie ihre Gefangenen persönlich im Gefängnis abliefern. Arash musste schwören, Schritttempo zu fahren. Währenddessen droht einer der Kaljuken zu verbluten.“
    Karim lächelte grimmig. „Vielleicht wirkt das abschreckend auf mögliche weitere Terroristen. Wir sehen uns gleich beim Gefängnis.“
    Elenor erwachte, als er zurückkehrte. „Gibt es Neuigkeiten?“, fragte sie sofort. Dabei bemerkte sie, wie erschöpft er aussah. Es war bereits sehr spät.
    „Wir haben sie. Sie sind im Gefängnis.“
    „Ein Glück.“ Sie fragte nicht weiter. „Komm und iss etwas“, schlug sie vor.
    Zu erschöpft, um Widerstand zu leisten, ließ er sich von ihr verwöhnen.
    „Erzähl mir, wie du sie gefunden hast“, bat sie ihn.
    „Ich habe sie nicht gefunden. Jemand hat den Toten als einen ehemaligen Nachbarn erkannt. Er hat eine Gruppe von Bürgern zu dem Ort geführt, wo er die übrigen Kaljuken vermutete. Dort hat man gegen den Willen meiner Männer die Tür eingetreten und die Kaljuken auf die Straße gezerrt. Sie haben sie ziemlich übel zugerichtet … einer von ihnen wird wohl sterben. Sie sind jetzt alle auf der Krankenstation des Gefängnisses.“
    „Wie barbarisch“, flüsterte Elenor.
    „Was ist daran barbarisch?“
    „Du glaubst doch auch an die Rechtsstaatlichkeit, oder? Was passiert ist, klingt so nach … Lynchjustiz.“
    „Es gibt Gesetze, die über den rechtlich festgelegten Gesetzen stehen. Die Kaljuken haben heute Bekanntschaft mit einem solchen Gesetz gemacht.“
    „Das ist grausam!“
    „Und was die Kaljuken mit der Mädchenschule gemacht haben? Ist das etwa nicht grausam?“, fragte er.
    „Doch, natürlich.“
    „Heute Nacht hat mein Volk die Kaljuken gewarnt: Entweder der Krieg ist vorbei, oder wir werden den Feind gnadenlos bekämpfen.“
    „Trotzdem war es grausam, Kavi.“
    „Ja. Die Parvaner werden zu Löwen, wenn Löwen gebraucht werden.“

19. KAPITEL
    Schweigend sah sie ihn an. So hatte sie Karim lange nicht gesehen. Er schien den Panzer, in den er sich so lange zurückgezogen hatte, verlassen zu haben.
    „Kavi“, flüsterte sie. „Was ist los? Was ist heute Nacht passiert?“
    Er schüttelte den
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