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Die Braut des Wuestenprinzen

Die Braut des Wuestenprinzen

Titel: Die Braut des Wuestenprinzen
Autoren: Alexandra Sellers
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gegangen ist, aber nach der Geburt war sie nicht mehr da. Ich habe sie nie wieder gesehen und weiß nicht, wie sie heißt. Inzwischen frage ich mich, ob sie überhaupt eine Hebamme war.“
    „Wie bitte?“
    Sie atmete tief durch. „Mittlerweile glaube ich, dass Puran gehofft hatte, dass das Baby stirbt. Aber es hat gelebt. Und dann …“, ihre Augen füllten sich mit Tränen, „dann hat sie mir erzählt, dass es gestorben wäre. Karim, glaub mir, du kannst dir nicht vorstellen, wie schrecklich das war. Wenn du nur bei mir gewesen wärst! Ich habe nach dir geschrien. Es war mir ganz egal, für wen du mich hieltst. Ich wollte, dass du bei mir bist.“
    Die Tränen liefen ihr über das Gesicht, und er nahm sie in die Arme und flüsterte immer wieder: „Es tut mir leid, es tut mir leid.“
    Schließlich wischte sie sich die Tränen ab und erzählte weiter. „Und dann, als ich ohnehin schon fast verrückt vor Schmerzen und Kummer war, hat sie mir erzählt, dass wir nicht wirklich verheiratet seien. Weil die königliche Ehe in Parvan erst durch die Geburt eines Kindes besiegelt werden müsste. Und dass du die Ehe nun womöglich lösen würdest. Immerhin war ich nicht reich, und das Baby war tot. Ich habe ihr geglaubt, denn du hattest mich verstoßen. Und sie sagte, nach der vorläufigen Heirat würde das einmalige Verstoßen ausreichen, um die Verbindung zu lösen.“
    „Das war früher einmal so! Ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass diese Gesetze nicht mehr gelten. Es gab keinen Grund für sie, dir diesen Unsinn zu erzählen!“
    „Irgendwie hat sie es geschafft, mir zu einzureden, dass ich verschwinden soll. Dass ich nicht warten bräuchte, bis du die Ehe öffentlich für ungültig erklärst. Sie hat mir einen Führer und Maultiere besorgt. Karim, die Reise war so schrecklich!“ Wieder weinte sie. „Ich habe die ganze Zeit gehofft, dass du mir folgen würdest, aber es war schon zu spät. Was für eine furchtbare Reise. Ständig hatte ich Angst, dieser Führer würde mir den Hals aufschlitzen.“
    Als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, sagte Karim sanft: „Geh jetzt schlafen. Es reicht für heute. Morgen früh reden wir weiter.“
    Bevor sie die Augen schloss, sah sie ihn noch einmal an. „Glaubst du mir, Kavi?“, flüsterte sie.
    „Ich … ich glaube dir.“ Aber er wusste selbst nicht, ob das stimmte. „Gute Nacht, Nuri.“ Dann beugte er sich vor und schaltete das Licht aus. Aber er ging nicht ins Bett, sondern zog sich wieder an und ging hinaus.

18. KAPITEL
    Elenor erwachte von dem Geräusche einer Explosion und streckte sich. Sie hatte leichte Kopfschmerzen, wahrscheinlich von dem Weinen am Abend zuvor. Am Stand der Sonne sah sie, dass sie lange geschlafen haben musste.
    Explosion?
    Voller Schreck sprang Elenor auf und lief zum Fenster. Doch es war nichts zu sehen. Karims Bett war leer. Sie lief ins Wohnzimmer, doch auch dort fand sie ihn nicht. Danach riss sie die Tür zu Roshans Zimmer auf – der Junge lag friedlich schlummernd da, aber auch hier keine Spur von Karim.
    Schnell zog Elenor sich etwas an und rannte auf einen der Balkone.
    Weit unten sah sie die Stadt – und eine Rauchsäule, die aus einem Gebäude emporstieg. Aus der Entfernung konnte sie nicht ausmachen, welches Gebäude brannte. Das Parlamentsgebäude war es mit Sicherheit es nicht – das lag weiter östlich. Aber Karim kannte die Stadt gut. Er würde es wissen. Sie sah auf den Platz vor dem Palast. Dort stieg Karim gerade in den kleinen Laster.
    „Kavi!“, schrie sie. „Warte auf mich!“
    Auf dem Weg nach draußen rief sie Dallia zu, dass sie sich um Roshan kümmern solle.
    Er wartete mit laufendem Motor. Noch bevor sie die Tür zugeschlagen hatte, löste er die Handbremse.
    „Wo ist es?“, keuchte Elenor.
    „Bostan-i Doktar, glaube ich“, sagte Karim. Der Mädchengarten, eine staatliche Schule für Sieben-bis Vierzehnjährige. Elenor sagte nichts. Karim musste sich auf die noch immer schlecht befahrbare Straße konzentrieren. Um keine Zeit zu verlieren, griff sie hinter sich und zog zwei Helme hervor.
    „Wie spät ist es?“, fragte Karim.
    „Ich weiß es nicht. Etwa neun, denke ich.“
    „Hoffentlich sind noch keine Schüler in dem Gebäude gewesen.“
    Wieder schwieg Elenor. Sie hatte die Schule einige Male besucht und wusste von der Schulleiterin, dass viele Schülerinnen bereits vor Unterrichtsbeginn kamen, um zu lesen.
    Die hohe weiße Mauer, die das Schulgrundstück umgab, war unversehrt
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