Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
sie war froh, ihn nicht ansehen zu müssen, als die Erinnerungen an seine Handreichungen ihr immer deutlicher ins Gedächtnis traten.
    »Auf dieser Seite der Insel können die Klippen sehr gefährlich sein. Unter dem Gestrüpp verbergen sich tiefe Schründe und Rinnen. Ein falscher Schritt, und man rutscht bis zum Felsabsatz und tiefer. Ihr müsst so sehr ins Griechische vertieft gewesen sein, dass Ihr übersehen habt, wo der Boden nachgab. Aber Ihr hattet dabei noch Glück, da Ihr in einen Spalt geglitten seid, der Euch fein säuberlich zu Füßen eines meiner Wachposten am Felsabsatz landen ließ.«
    Olivia strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Wann?«
    »Vor drei Tagen.« Er fing an, leise zwischen den Zähnen zu pfeifen, als er hinter sie trat.
    Drei Tage!
Sie hatte drei Tage lang hier gelegen! »Aber … aber … Phoebe … alle werden in größter Sorge sein!«, rief Olivia aus. »Habt Ihr ihnen nicht Nachricht geschickt?«
    »Nein. Es gibt da gewisse Schwierigkeiten«, sagte er unbekümmert. »Aber wir werden einen Weg finden, Euch baldmöglichst nach Hause zu schicken.«
    Ihr Vater war nicht da, da er im Kampfgebiet weilte. Schottische Truppen drohten die Grenzen zu überschreiten und dem gefangenen König Charles zu Hilfe zu eilen. Zudem sorgten die Royalisten im ganzen Land für Unruhen. So vereinzelt und schlecht organisiert sie waren, stellten sie dennoch eine ernste Bedrohung für die Parlamentspartei dar, die sich noch nicht als Sieger fühlen durfte. Wenn aber Lord Granville* im Krieg war und nichts vom Verschwinden seiner Tochter ahnte, würde Phoebe außer sich vor Sorge sein.
    »Ich muss nach Hause«, sagte Olivia, deren Verzweiflung in krassem Gegensatz zu der scheinbaren Ungerührtheit des Mannes stand. »Ihr müsst mich sofort an Land bringen.«
    »Glaubt mir, dass ich es täte, wenn ich könnte«, sagte der Herr der
Wind Dancer
und fuhr fort, irgendwo hinter ihr leise zu pfeifen.
    »Wo sind meine K-kleider?«, wollte Olivia in einer Aufwallung von Zorn wissen. »Ich möchte meine K-kleider!«, forderte sie. Sie drehte sich um und musterte ihn finster. Sie war zu aufgebracht, als dass es sie gekümmert hätte, dass das Stottern, das sie seit ihrer Kindheit plagte, den Zügeln entschlüpft war, die sie ihm mit der Zeit mühsam angelegt hatte.
    Er blickte stirnrunzelnd auf das Papier in seiner Hand, fast so als hätte er sie nicht gehört, und sagte dann kühl: »Adam bemüht sich nach besten Kräften um die Sachen. Euer tiefer Sturz hat sie nahezu unbrauchbar gemacht. Aber ich hoffe auf ein Wunder, da Adam mit der Nadel zaubern kann.«
    Er blickte auf. Noch immer stand die Falte zwischen seinen hellen Brauen, dann nickte er und lächelte, als er Papier und Federkiel auf einen Schemel neben dem Bett warf.
    Olivia starrte das Papier an. »Das ist ja … das ist ja mein
Rücken!«,
rief sie aus. Es war eine Federzeichnung ihrer nackten Rückenwölbung, während sie ihren Kopf auf die Knie stützte. Ihr Nacken; das dunkle Haar, das ihr über die Schultern fiel; ihre stark hervortretenden Schulterblätter, die Linie ihres Rückgrats; die Einbuchtung der Taille und die Hüftwölbung; der Ansatz der Spalte am unteren Ende des Rückgrats.
    Alles war mit ein paar gekonnten Federstrichen festgehalten.
    Empört und sprachlos funkelte sie ihn an.
    »Ja, ich bin zufrieden«, erwiderte er. »Diese Linien sind von besonderer Anmut, denke ich.«
    »Wie … wie k-konnten Sie nur? Sie k-können nicht einfach Rücken anderer Menschen zeichnen … nackte Rücken … ohne zu fragen!« Sie fand ihre Stimme wieder, und ihre Worte kamen mit leichtem Stammeln, aber wie ein zorniger Wasserfall, als sie sich verspätet in die Kissen sinken ließ.
    »Ich konnte nicht widerstehen«, griente er. »Ihr habt einen schönen Rücken.« Sein Lächeln erinnerte an die ungenierte Zutraulichkeit einer Katze.
    Olivia, die ihre Decke bis ans Kinn zog, starrte ihn an. »Geht.« Sie fuchtelte mit den Händen wie ein verängstigtes Kind, das ein zudringliches Entchen verscheucht.
    Er kam der Aufforderung nicht nach und hockte sich erneut auf die Tischkante, die Beine ausgestreckt, die Hände tief in den Taschen seiner Breeches vergraben. Sein dichtes goldenes Haar war im Nacken mit einem schwarzen Samtband zusammengefasst, sein Hals erhob sich kraftvoll und braun aus dem offenen Hemdkragen. In den grauen Augen blitzte es belustigt, und ein Zucken des fein gezeichneten Mundes enthüllte ein wenig unregelmäßige Zähne.
    »Dieser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher