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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten
Autoren: Jane Feather
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Lichter, und als sie ums Haus herumschlich, sich immer im Schatten haltend, sah sie mit einer Mischung aus Unbehagen und Erleichterung, dass das Fenster von Lord Granvilles Arbeitszimmer noch erhellt war. Er war zu Hause. Also würde sie nicht durch den vorderen Eingang gehen, um sich die erstaunten Ausrufe der Bissets zu ersparen. Sie wollte mit niemandem sprechen, auch nicht mit Phoebe, ehe sie nicht mit ihrem Vater alles in Ordnung gebracht hatte.
    Behutsam tappte sie den Kiesweg entlang zum hohen Fenster von Catos Arbeitszimmer und spähte hinein. Ihr Vater saß am Schreibtisch und arbeitete.
    Olivias Herz schlug bis zum Hals. Sie zögerte. Es wäre so viel einfacher, erst Phoebe aufzusuchen, damit diese ihr den Weg ebnete, doch war es ein unwürdiger Gedanke, den sie von sich schob. Dies war etwas allein zwischen ihr und ihrem Vater. Sie hob die Hand und klopfte ans Fenster.
    Cato blickte auf, starrte zum Fenster und sprang auf. Er riss das Fenster auf und stützte sich aufs Fensterbrett, um mit offenkundiger Fassungslosigkeit hinünterzustarren. »Olivia?«
    »Ja«, sagte sie nur. »Darf ich hineinkommen?« Als er keine Antwort gab, sprang sie seitlich auf das niedrige Fensterbrett und schwang ihre Beine hinein. Er trat beiseite, als sie hinunterhüpfte.
    »Bist du heimgekehrt?« Seine Stimme war ruhig, sein Blick ernst, doch nahm er alles an ihr wahr. Das Glühen ihrer Haut, das Leuchten in ihren Augen, die selbstbewusste Anmut einer Frau, die sich und ihren Platz in der Welt gefunden hatte.
    »Nein, ich k-kann nicht.«
    »Warum bist du dann hier?«
    Olivia vernahm den kompromisslosen Ton. »Ich bin g-gekommen, um alles zu erklären und deine Vergebung zu erbitten.«
    »Deine Erklärungen will ich nicht. Ich bekam sie ausreichend von Phoebe«, knurrte Cato in unverändert eisigem Ton. »Natürlich verzeihe ich dir. Du bist meine Tochter und wirst es immer sein.«
    »Ich habe dich lieb.« Sie streckte ihre sonnengebräunte Hand in einer flehenden Geste aus, verzweifelt bemüht, seinen eisernen Panzer zu durchbrechen. Sie hatte Wut erwartet, Schmerz, vielleicht sogar die Drohung, ihre Rückkehr in das Leben ihrer Wahl zu verhindern. Doch diese ruhige, kalte Reaktion auf ihr Flehen war viel ärger als alles, was sie sich ausgemalt hatte.
    Cato ergriff ihre Hand nicht. Er musterte sie schweigend. In den zwei Monaten ihres Verschwindens war er so wütend, so ratlos und voller Angst gewesen, dass es ihm wie eine unerträgliche Beleidigung erschien, sie hier stehen zu sehen, so unverkennbar wohlbehalten, so unübersehbar glücklich.
    »Du verzeihst mir nicht«, stellte sie nüchtern fest und ließ ihre Hand sinken. »Ich hatte mir deinen Segen gewünscht.«
    »Du hast dir
was
gewünscht?« Nun brach sich sein Zorn Bahn. »Du brennst mit einem verdammten Piraten durch. Mit dem Bastardsohn eines verbohrten Narren, der …«
    »Woher weißt du von der Sache?«, unterbrach Olivia ihn.
    »Meinst du, ich hätte keine Nachforschungen angestellt?«, explodierte er. »Du glaubst, du könntest ohne ein Wort der Erklärung auf und davon gehen, meine Sache an den Feind verraten, das Entkommen eines gesetzlosen Schurken sichern, der von Rechts wegen hängen sollte, und ich soll es einfach gelassen hinnehmen?«
    »Du kennst ihn nicht«, wandte sie leise ein. »Du hast kein Recht, so von ihm zu sprechen. Ich liebe ihn. Nur mit ihm kann ich glücklich leben. Ich hatte das Gefühl, dir eine Erklärung schuldig zu sein, nun aber bin ich nicht mehr dieser Meinung.« Sie drehte sich mit einem resignierten Achselzucken um, das die Tiefe ihrer Bitterkeit und Enttäuschung verriet, und ging zurück zum offenen Fenster.
    »Olivia!«
Es war ein Verzweiflungsschrei.
    Sie fuhr herum. In seinen Augen standen Tränen. Er streckte die Arme nach ihr aus.
    Sie stürzte in seine Arme und ließ ihren eigenen Tränen freien Lauf. Cato hielt sie fest und strich ihr übers Haar. »Ich war vor Sorge außer mir«, gestand er heiser. »Was für ein Leben kannst du mit einem solchen Mann führen?«
    »Das Leben, das ich möchte.« Sie hob ihr tränennasses Gesicht. »Es ist das Leben, das mir zusagt. Wir lesen gemeinsam, spielen Schach, lachen … ach, wie viel lachen wir zusammen! Und lieben uns. Er macht mich erst vollkommen. Ohne ihn bin ich unvollkommen.«
    Er strich ihr seufzend übers Haar. »Muss ich das hinnehmen, Tochter?«
    »Wenn du mich wahrhaft glücklich machen möchtest.«
    »Dann muss ich es wohl.« Wieder seufzte er tief. »Deine Mutter war
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