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Die braune Rose

Die braune Rose

Titel: Die braune Rose
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ich nehme an, der Herr Baron ist weniger abweisend.«
    »Paps!«
    »Die Verlobung ist gelöst! Sofort! Und ich werde mich nicht schämen zu sagen: Aus Schuld meiner Tochter.«
    »Das wirst du nicht tun!« Heidis blaue Augen wurden dunkel vor Zorn. Sie stampfte mit dem Fuß auf und ballte die Fäuste. »Ich bin vernachlässigt worden! Man hat mich beschämt, beleidigt! Alles war nur ein Trick, um Zeit zu gewinnen und die Fabrik zu retten. Bert ist der gemeinste Schuft, der … Wo ist er denn jetzt? Bitte!«
    »Das kann ich dir genau sagen.« Pachtner kam langsam auf seine Tochter zu. Sie wich nicht zurück, sie machte den Nacken steif und blitzte ihren Vater an. »Er sitzt.«
    »Wieso?«
    »Er ist im Untersuchungsgefängnis. Er hat Harriet-Rose erschossen und dann sich …«
    Heidi antwortete nicht. Kein Ruf des Erstaunens, keine Regung, nicht einmal ein Mitgefühl. Eine Maske war das schöne, hochmütige Gesicht.
    »Ist sie tot?« fragte sie nach einer Weile Schweigen, genau wie Erika Schumacher.
    »Das weiß ich nicht. Jedenfalls lebt er … und es wird einen Prozeß geben. Was das bedeutet, weißt du. Dein ganzes Benehmen, dein Kesseltreiben gegen dieses braune Mädchen, alles wird zur Sprache kommen. Was übrigbleiben wird, ist die Verachtung der Umwelt, und das mit Recht. Wie ist es nur möglich, daß ich solch ein Luder von Tochter in die Welt setzte.«
    Heidi Pachtner wandte sich um. Sie sah aus dem großen Fenster hinaus in den Garten. Schnee lag unter dem Himmel … morgen spätestens würden die Flocken über das Land schweben, und dann war der Winter da, die langen, düsteren Nächte, die man mit Tanz und Alkohol ausfüllen mußte, um nicht zu denken, wie einsam man doch war inmitten des Glanzes von Reichtum. Sie lehnte die Stirn an die Scheibe und hatte Mitleid mit sich selbst, nicht mit den anderen.
    »Es ist gut, Paps«, sagte sie mit bebender Stimme. »Tu, was du willst. Mir ist doch alles gleichgültig. Wie beneide ich die arme Harriet um ihre Armut … ich beneide sie so, daß ich sie hasse.«
    »Wir haben vieles gutzumachen.« Ernst Pachtner atmete auf. »Ich frage mich jetzt, warum wir eigentlich so viel Porzellan zerschlagen haben. Warum wehren wir uns gegen eine braune Freundin?«
    »Ich kann sie nicht sehen!« Heidis Kopf schlug gegen die Scheibe. »Ich hasse sie! Hasse sie! Hasse sie! Man hätte mir alles wegnehmen können … allen Schmuck, das Haus, Tennis, die Pferde … ich hätte es hergegeben, wenn ich Bert behalten hätte. Aber das einzige, was ich im Leben habe, diese Liebe, die hat sie mir gestohlen, das schwarze Aas. Ob sie jetzt tot ist oder nicht – ich werde sie immer hassen!«
    »Ich werde dich für ein halbes Jahr ins Ausland schicken«, sagte Pachtner an der Tür. »Vielleicht nach Mallorca oder nach Ägypten.« Er musterte seine Tochter von oben bis unten, so wie er sonst die Furnierproben aus der Weite betrachtete und die Maserung bewertete. »Es ist traurig, daß ich als Vater das sagen muß … aber das Erlebnis mit anderen Männern wird dich alles vergessen lassen.« Er schüttelte den Kopf, und jetzt war er ein alter, armer Mann, der die Welt nicht mehr verstand. »Daß ich solch eine Tochter habe.«
    *
    Marianne Koeberle brach zusammen, als ein Polizist ihr schonend die Nachricht überbrachte.
    »Sind Sie Frau Koeberle?« fragte er.
    Marianne atmete tief auf. »Ja«, sagte sie.
    »Dann kommen Sie bitte mit.«
    »Warum denn? Was ist denn passiert? Ist etwas mit Harriet? Ist Bert … ist Herr Schumacher mit dem Wagen verunglückt? Wohin soll ich denn mitkommen?«
    »Zum Präsidium. Zur Mordkommission.«
    Dr. Jesus Abraham Whitefield fing Marianne auf, als sie lautlos umsank. Der Polizist nahm seine Mütze ab und putzte mit einem Taschentuch den Schweißlederrand ab. Trotz des Herbstwetters war ihm heiß geworden.
    Auf dem Präsidium hörte Marianne Koeberle mit leichenblassem Gesicht an, was sich vor wenigen Stunden zugetragen hatte. Sie hatte es irgendwie geahnt, als Harriet aus dem Haus lief und Dr. Whitefield sie festhielt. Jetzt saß er schuldbewußt neben ihr und blinzelte erregt mit den Augen.
    »Sie lebt … das ist gut«, sagte er. »Sie wird einmal ein reiches Mädchen sein … Ich werde die fünfhunderttausend Dollar herausholen.«
    »Geld!« Marianne schloß die Augen. »Was ist Geld. Ruhe brauchen wir. In diesem Augenblick kann ich sogar Harriet verstehen.« Sie sah den diensthabenden Kommissar aus umschleierten Augen an. »Kann ich sie
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