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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer"
Autoren: A Lucchesi
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passieren, wenn man einen Teil der 250 Restmillionen Ihrer Sicherheitsgebühren dazu nutzen würde, um das Gehalt der Luftsicherheitsassistenten zu verdoppeln? Dann steht hinter der Kontrolle einer, der 4000 Euro brutto kriegt für einen recht abwechslungsreichen Job, für schöne Sozialleistungen.
    Und dann können Sie nochmal an den Schalter kommen und mit Ihrem Fünfer wedeln. Da lacht der Kollege nur. Dann wedeln Sie mit einem Zehner, einem Zwanziger. Einem Fünfziger.
    Und dann sagt der Kollege:
    » Sagen Sie mal, für fünfzig Euro können Sie doch den Cognac genauso gut im Kaufhof holen. Da sparen Sie ja gar nichts mehr. Kann’s sein, dass es Ihnen hier gar nicht um Cognac geht? Machen Sie mal die Tasche auf!«
    Und so sollte es ja wohl eigentlich sein, oder?

Das war’s
    Eigentlich wollte ich ja Einsatzleiter werden. Ich weiß, ich weiß, ich habe nicht immer gut von Einsatzleitern geredet. Und es stimmt nach wie vor, dass sich auf den Einsatzleiterposten allerhand Würstchen tummeln. Aber ohne ein Jahr oder zwei als Einsatzleiter kommt man in diesem System nicht weiter nach oben, und das war es, was ich letzten Endes anstrebte. Ich will mich hier nicht als der große Weltverbesserer aufspielen, aber ehrlich gesagt wollte ich ursprünglich auch kein Buch schreiben, sondern einfach nur Spaß am Job haben und dabei vielleicht manches von dem Unsinn abstellen, den ich miterlebt hatte. Und ich war auch auf einem ganz guten Weg.
    Einsatzleiter wird man, wenn einen andere Einsatzleiter empfehlen. Dazu müssen sich drei Einsatzleiter zusammentun und einen Schrieb verfassen, etwa der Art » Wir, die hier versammelten und unterzeichnenden Einsatzleiter, tun kund, dass Achim Lucchesi einen guten Einsatzleiter abgeben müsste. Wenn Sie also mal wieder einen brauchen, nehmen Sie den!« Und tatsächlich haben sich drei Einsatzleiter dazu zusammengefunden und in einem Brief an ihre Vorgesetzten eben das gesagt. Eine Reaktion darauf folgte nicht, aber das zieht sich in großen Betrieben ja oftmals so hin. Und wie die Wochen ins Land gingen und sich mein erstes Jahr am Flughafen dem Ende näherte, kam tatsächlich Post von der FraSec. Ein Brief mit dem Inhalt, dass mein Jahresvertrag nicht verlängert würde. Ich möge doch bitte zeitig meinen Resturlaub nehmen und meine Klamotten abgeben.
    Für eine Beförderung war diese Reihenfolge etwas verwirrend.
    Also rief ich mal beim Betriebsrat an. Und fragte, wie ich denn Einsatzleiter werden sollte, wenn ich gar nicht mehr dort arbeiten würde. Das wussten sie auch nicht. Sie guckten ratlos in meine Akte, in der allerhand Belobigungen herumkugelten, und versprachen, sich mal kundig zu machen. Es hätte wohl betriebsinterne Gründe, deuteten sie an. Und obwohl sie noch eine halbjährige Verlängerung rausverhandelten, war damit allerhand gesagt. Mir fiel schlagartig die Geschichte bei meiner alten Firma Heym ein, wo ebenfalls nach einem Jahr Schluss war. Ich habe mich noch mit einigen Leuten unterhalten, und dann konnte ich mir ziemlich genau ausrechnen, was los war.
    Man muss ja nur mal sehen, was sich beim Luftsicherheitsassistenten Lucchesi nach einem Jahr ändert. Schlechter arbeiten wird er wohl nicht. Aber er wird teurer, und das gleich dreifach. Erstens kann man Zeitverträge nicht beliebig verlängern. Spätestens nach der zweiten Jahresverlängerung muss man den Mann fest anstellen. Dann wird man ihn schwerer los, er kann Elternzeit nehmen, wenn seine Frau schnell noch ein Kind kriegt, und so weiter– lauter unschöne Sachen. Zweitens kostet er jeden Monat 1500 Euro mehr, ohne dass er mehr kriegt.
    Denn der Herr Lucchesi stammte ja vom Arbeitsamt, und dafür, dass man ihn aus der Arbeitslosenstatistik entfernte, ließ sich die FraSec seinen Lohn im ersten Jahr mit 1500 Euro bezuschussen. Bedeutet: Man hatte ein Jahr lang einen vollwertigen Luftsicherheitsassistenten, für den man im Grunde selber tatsächlich nur ein Praktikantengehalt drauflegen brauchte. Und drittens hat der Herr Lucchesi einen Nachteil: Er ist schon ausgebildet.
    Es hat ziemlich gedauert, bis ich begriffen habe, weshalb der letzte Punkt ein Nachteil sein soll. Dann fiel mir zweierlei ein.
    Erstens fiel mir ein, dass ich nicht der Einzige war. Das ganze Jahr hindurch hofften Hunderte Luftsicherheitsassistenten, dass ihr Vertrag verlängert würde. Und das ganze Jahr hindurch fluchten Hunderte, weil sie den blöden Brief kriegten, den auch ich bekommen hatte: » Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu
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