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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition)
Autoren: Martha Sophie Marcus
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worden.
    Im flackernden Licht ihrer Fackeln schickte er einen seiner Männer zum Anklopfen.
    Gleich darauf ertönte ein » Wer da?« von den Mauerzinnen links neben dem Tor. Es war eine Frau, die da rief, und als Cord hinaufblickte, stand sie als schwarzer Schemen vor dem wenig helleren Himmel da, die neue Burggräfin von Friesack. Der Pfeil auf ihrem Bogen zielte genau auf seine Kehle.
    Es war ihm, als sei er nach einer langen Reise heimgekehrt. » Guten Abend, Drachenmaid. Ich komme nicht, um deine Burg zu erobern. Mach mir lieber das Tor auf«, sagte er.
    Einen Atemzug lang schwieg sie, dann senkte sie den Bogen und lachte. » Edler Herr zu Kyritz, das könnte Euch so passen. Ich habe mir geschworen, niemals wieder einen Mann durch dieses Tor hereinzulassen, der mir keinen Respekt erweist.«
    » Ich habe schon gehört, dass die neue Burggräfin von Friesack den feisten Bredow hinausgeworfen hat. Aus Sorge, dass seine Rache die edle Frau in Not bringen könnte, bin ich hierhergehetzt und wollte sie retten. Hätte ich gewusst, dass du es bist, Hedwig von Torgau, wäre ich getrost zuhause am Feuer sitzen geblieben. Gegen dich hat der Dicke keine Aussicht auf den Sieg.«
    Sie lachte wieder, und kein Laut der Welt hätte ihn glücklicher machen können. » Mein Bote bestellte mir, du säßest gar nicht am heimischen Feuer, sondern würdest gerade heiraten. Stimmt das nicht?«, sagte sie, und er meinte, ein kleines Schwanken in ihrer Stimme zu hören.
    Heiraten? Das Bild seiner jungen Braut verblasste schlagartig vor Cords innerem Auge. » Es stimmt nur fast. Hedwig, lass mich herein, es ist kalt und zugig hier draußen. Und…«
    Bevor er weitersprechen konnte, öffnete sich das Tor. Er wurde mit seinen Männern hineingewunken, hinter ihnen verriegelten zwei Knechte das Tor.
    Innerhalb der Mauern wimmelte es von bewaffneten Dörflern und Vieh, als würde man mit einem Angriff rechnen.
    Ein alter Ritter näherte sich ihnen, doch Cord hatte nur Aufmerksamkeit für Hedwig. Wo war sie? Auf der Mauer stand sie nicht mehr, und in der Dunkelheit konnte er sie im Menschengedränge des Burghofes nicht entdecken. Unhöflich überging er die förmliche Begrüßung des alten Kämpen. » Grüß Euch. Wohin ist die Burgherrin verschwunden? Ich hatte mich darauf gefreut, sie zu begrüßen.«
    Der Ritter räusperte sich missbilligend. » Die edle Herrin hat offenbar beschlossen, dass Ihr genügend Respekt besitzt, um Euch einzulassen. Was mich betrifft, möchte ich Euch sagen, dass ich nicht zu alt bin, Euch zu fordern, wenn Ihr Euch gegen sie nur die geringste Freiheit herausnehmt. Meine Herrin ist wehrhaft, aber dennoch eine hohe Edelfrau, der jede Verehrung gebührt. Ich hoffe, Ihr seid Euch dessen bewusst.«
    Cord hieb ihm leutselig auf die Schulter. » Mein Lieber, Ihr sprecht mir aus der Seele. Aber wo ist sie nun?«

    Die Glückseligkeit, die Hedwig ergriffen hatte, als sie Cord erkannte, war einer überwältigenden Mischung aus Gefühlen gewichen. Die Freude auf seine Nähe, die Unsicherheit darüber, welche Gefühle er ihr noch entgegenbrachte, das schlechte Gewissen, weil die Trauer über Wilkins Tod ihr Glück über Cords Erscheinen nicht minderte. Vor allem aber das schlechte Gewissen, weil sie schon zwei Wochen in Friesack geweilt hatte, bevor sie sich durchgerungen hatte, sich nach ihm zu erkundigen. Es war nicht, dass sie nicht an ihn gedacht hatte, doch sie hatte nicht mit ihm zusammentreffen wollen, bevor sie in ihrem Zuhause wieder Fuß gefasst hatte. Anderenfalls hätte sie vielleicht nicht mit der Verachtung leben können, die er ihr entgegenbringen mochte, wenn sie den Schwur einlöste, den sie sich selbst geleistet hatte. Wenn sie ihn je wiedersah, hatte sie sich geschworen, dann würde sie ihm ohne Umschweife erzählen, dass Juli seine Tochter war, und seinen Zorn aushalten.
    Daher stand sie nun mit Juli an der Hand in der bevölkerten, inzwischen sauberen Halle beim Feuer, als er mit Ritter Heinrich eintrat, und wartete so besorgt auf ihn, dass sie seinen Anblick nur halb genießen konnte.
    Seinen Helm unter den Arm geklemmt, kam er mit strahlendem Gesicht zu ihr. Sein Blick wanderte zwischen ihr und Juli hin und her und fiel schließlich auf ihren gewölbten Leib.
    Seine Miene wurde ernst. » Du bist guter Hoffnung. Wo ist Wilkin?«
    Unwillkürlich legte sie ihre freie Hand auf ihren Bauch, dorthin, wo sie seit einigen Tagen ein zartes Flattern fühlte, als bewege sich das winzige Wesen schon.
    » Wilkin lebt
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