Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition)
Autoren: Martha Sophie Marcus
Vom Netzwerk:
nicht mehr. Er ist mit dem König nach Rom aufgebrochen und unterwegs… Er ist ertrunken, Cord. Kannst du dir das vorstellen? In der Donau ertrunken.«
    Erschüttert sah er ihr in die Augen. » Mein Gott, Hedwig, das tut mir leid. Hätte ich das gewusst, dann…«
    » Er hat den Sohn von Kurfürst Friedrich gerettet.« Juli sagte es so laut und stolz, dass Hedwig sich schämte, es nicht selbst gleich erwähnt zu haben. » Und deshalb hat der Kurfürst Hedwig Friesack gegeben. Für Wilkins Sohn.« Sie tätschelte mit ihrer kleinen Hand Hedwigs Bauch.
    » Das war gerecht von ihm«, antwortete Cord ihr mit ernster Stimme.
    » Oh. Hedwig hat ihm gesagt, dass er das tun soll. Sie hat hier gewohnt, als sie noch klein war. Wusstest du das?«
    » Ja, Prinzessin, das wusste ich. Und die Tiere im Zootzener Wald sind heute noch scheu, weil Hedwig dort gejagt hat und eine so gute Jägerin war.«
    Juli kicherte, wurde aber gleich wieder ernst. » Die sind doch immer scheu. Bis auf die Bären. Ein böser Bär hat Tiuvel getötet, Cord.«
    » Oh nein. Mir scheint, ihr beide habt mir viel zu erzählen. Sollen wir uns nicht zusammen ans Feuer setzen?«
    Hedwig wünschte nichts sehnlicher, als sich mit ihm ans Feuer zu setzen und ihm alles zu erzählen, was sie jemals zu erzählen haben würde. Doch davor stand ihr Schwur.
    » Ich muss dir zuerst etwas gestehen. Und ich könnte es dir nicht verdenken, wenn du mir danach so sehr zürnen würdest, dass du mir nicht verzeihen kannst. Cord, meine kleine Juli ist nicht das Kind eines Knechts. Sie ist Irinas und deine Tochter. Ich bitte dich tausendmal um Vergebung dafür, dass ich dir das nicht schon vor Jahren gesagt habe.«
    » Was?«, fragte Juli, während Cord noch schwieg, als hätte auch er ihre Worte nicht verstanden. » Was heißt denn das?«
    Cord wandte sich ihr langsam zu und betrachtete sie mit großen Augen. » Das heißt, dass ich dein Vater bin, kleines Mädchen. Ich hätte es gleich wissen können, so reizend und mutig, wie du bist.«
    Juli kicherte wieder, doch Hedwig beobachtete ängstlich Cords Miene. Sie wusste, dass er freundlich genug war, um das Kind nicht seinen Ärger spüren zu lassen. Welches Urteil aber würde er über sie fällen? Auf einmal kam es ihr vor, als würde seine Verachtung für sie dasselbe bedeuten wie ewige Verdammnis, und ihr Herz zitterte vor Angst.
    Er sah von Juli zu ihr, traf ihren Blick und hob verwundert seine Brauen. » Was erwartest du von mir, Drachenmaid? Du hättest es mir früher sagen sollen, da hast du recht. Aber… Fragtest du mich, von welchem Menschen ich mein Kind lieber hätte aufziehen lassen, so fiele mir keiner ein. Schon gar nicht jetzt, wo du offenbar wieder die Alte bist und ich sicher sein kann, dass niemand unserer Juli ein Härchen krümmen wird, solange du atmest. Wenn du unbedingt sühnen willst, dann dulde mich dann und wann in eurer Nähe, damit ich meine Tochter kennenlerne. Ich wäre allerdings neugierig zu erfahren, warum du es mir nicht gesagt hast. Was hast du gefürchtet? Dass ich sie dir fortnehme?«
    Hedwig war versucht zu lügen, doch ihre alte Aufrichtigkeit siegte. » Ich war jung und dumm und wollte nicht mit dir darüber sprechen, dass du mit Irina… während ich glaubte, einen Anspruch auf dich zu haben. Töricht und eigensüchtig war ich, das weiß ich. Dass ich gefürchtet habe, mich von Juli trennen zu müssen, war der zweite Grund.«
    Er trat einen Schritt näher, sah ihr tief in die Augen und sprach so leise, dass niemand sonst ihn verstehen konnte. » Der Himmel ist mein Zeuge: Du hattest einen Anspruch auf mich. Hättest du ihn damals eingelöst, dann wäre Juli dein und mein Kind. Ich war verrückt vor Sehnsucht nach dir.«
    Hedwig antwortete flüsternd: » Und ich ging mit einem anderen. Was ich dir schuldig bin, ist weit mehr, als ich je wiedergutmachen könnte. Und nun stehe ich hier, erwarte Wilkins Kind und hoffe doch auf deine Freundschaft. Was bin ich für eine Närrin.«
    » Ich habe Wilkin als Freund geliebt. Sonst hätte ich dich nicht mit ihm gehen lassen. Dich aber liebe ich nicht nur als Freundin. Gib mir Hoffnung, und du darfst von mir erhoffen, was immer du wünschst. Dein Kind kann ich lieben, wie du meines liebst.«
    Hedwig ließ Juli los, zog Cord mit beiden Händen an den Seiten seines Brustpanzers heran und gab ihm einen Kuss auf den Mund.
    Neben ihnen räusperte sich Ritter Heinrich. » Darf ich also annehmen, wir haben einen Nachbarn als Verbündeten gewonnen? Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher