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Die böse Brut

Die böse Brut

Titel: Die böse Brut
Autoren: Jason Dark
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und jetzt in der Nacht erst recht nicht, denn hierher verirrte sich kaum jemand.
    Der Junge stand vor der Treppe und kam sich so unwahrscheinlich klein vor im Vergleich zu diesem mächtigen Bauwerk, in dem jemand wohnen sollte, von dem er bisher nur Schlechtes gehört hatte. Er war darauf getrimmt worden, ihn zu hassen, man wollte ihm zeigen, wer die Welt wirklich beherrschte, aber der Junge hatte es zum Schluss nicht glauben wollen. Etwas hatte sich tief in seinem Innern dagegen gestemmt, und so war er klammheimlich verschwunden, wobei er genau wusste, dass er sich noch nicht in Sicherheit befand.
    Noch wusste er nicht, wie er sich verhalten sollte. Er strich über sein Gesicht hinweg, und seine Finger erreichten die Stirn, auf der sie auch verharrten.
    Mit dem Mittelfinger der rechten Hand zeichnete er dort etwas nach. Es war ein Kreis, eine Null...
    Als er die Hand senkte, war diese Zahl auf der Stirn zu sehen. Die Null malte sich auf der hellen Haut ab. Sie war eine Zahl, aber sie war im Prinzip nichts.
    Und trotzdem war sie auf der Stirn des Jungen so etwas wie ein Stigma, das ihm beweisen sollte, zu wem er wirklich gehörte. Aber er wollte nicht mehr. Er wollte endlich seinen Frieden haben und innerlich nicht so zerrissen sein.
    Deshalb war er geflohen, obgleich er wusste, dass die Chance für ein Entkommen recht gering war, aber daran wollte der Junge jetzt nicht denken.
    Wer ihn nach seinem Namen fragte, der bekam eine Antwort.
    »Ich heiße Damiano...« Mehr sagte er nicht, denn sein Nachname war ihm unbekannt.
    Sie sprachen ihn alle nur mit dem Vornamen an, und sie hatten ihm auch erklärt, dass er wichtig war für ihn und für sie alle. Sie hatten ihn geweiht. Er hatte in ihre Augen gesehen und auch die Zahlen auf der Stirn erkannt, und er hatte viele Fragen gestellt, aber keine Antworten bekommen.
    So war er dann auf später vertröstet worden. Doch so lange wollte er nicht warten. Damiano hatte genug von der Welt gesehen. Zumindest das, was ihm die Glotze zeigte. Da hatte er gesehen, wie andere Kinder lebten und aufwuchsen. Es war eine große Sehnsucht über ihn gekommen, und genau in dieses andere Leben wollte er hineingleiten. Er wollte lachen, und er wollte das Lachen der anderen Kinder in seinem Alter hören. Nur so konnte er glücklich sein.
    Wo sollte die Flucht hinführen?
    Es gab für ihn nur einen Ort. Es war ein Platz, ein Haus, vor dem ihn die anderen immer gewarnt hatten. Sie hatten versucht, ihm den Hass einzupflanzen. Für sie war es das Schlimmste, was es auf der Welt gab, doch daran hatte sich Damiano nicht gestört, nachdem er einen Entschluss gefasst hatte.
    Noch immer stand er vor der Treppe. Die Stufen lockten ihn. Sie führten hoch zu dem breiten Portal der Kirche.
    Damiano fror. Hinter ihm führte die sehr ruhige Straße entlang. Kein Fahrzeug hatte ihn passiert, seit er hier stand. Er wurde nicht gestört, aber er hatte sich auch noch nicht überwinden können, hoch zur Kirche zu gehen.
    Unschlüssig trat er auf der Stelle und schaute sich um. Nach rechts, nach links, wo es hell war, denn dort standen Häuser, und hinter einigen Fenstern brannte Licht.
    Es gab auch ein anderes Licht!
    Zwei Scheinwerfer strahlten es ab, als ein Auto um die Ecke an der linken Seite bog. Damiano hatte den Wagen noch nicht identifiziert, aber in seinem Innern schlug bereits die Alarmglocke an.
    Die anderen fuhren einen großen Wagen. Einen amerikanischen. Einen Caddy, wie sie immer sagten. Es war ein dunkles Fahrzeug, schwarz wie die Nacht. Ein Auto wie ein Monster, das ihm schon Angst einjagte.
    Waren sie es?
    Das Licht war so kalt und seelenlos. Ganz anders als das der beiden Laternen an den Treppenmauern. Es war ein Licht, das wehtun sollte, aber nicht beruhigen.
    Der Wagen kam näher!
    Damiano sah ihn besser. Ja, es war diese dunkle Limousine, fast zu breit für sie Straße. Sie fuhr nur sehr langsam. Einen Grund gab es dafür eigentlich nicht. Es sei denn, der Fahrer und auch die übrigen Insassen waren dabei, etwas zu suchen.
    Ihn, zum Beispiel!
    Bisher hatte der Junge auf der Stelle verharrt. Das Auftauchen der dunklen Limousine hatte ihn geschockt, und er merkte, dass es kalt über seinen Rücken rieselte.
    Die kalten Scheinwerfer waren für ihn zu optischen Fängern geworden, in denen sich etwas Schreckliches versteckte. Es war auch nicht zu hören, das schwarze Fahrzeug schlich wie ein lautloses Monster heran und würde erst stoppen, wenn es ein bestimmtes Ziel erreicht hatte.
    Der Junge
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