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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie
Autoren: Cody Mcfadyn
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sehen, wenn Sie fertig sind.«
    Joseph Sands wollte, dass ich sein Gesicht berühre. Peter Hillstead will, dass ich mein eigenes Gesicht berühre, und das tue ich in diesem Augenblick. Entschlossen, und schnell. Ein tiefer, langer Schnitt. Der Schmerz ist exquisit. Die Klinge ist rasiermesserscharf, sie schneidet beinahe gelangweilt durch meine Haut, mit einem Gähnen, ohne jede Mühe. Die Linie ist lang, und das Blut quillt hervor, Mengen von Blut, die mir über das Gesicht strömen. Ein Blutschwall ergießt sich über meine Lippen. Ich schmecke es, wie edlen Wein.
    Der Drache schreit.
    Hillstead ist gefesselt von meinem Anblick. Das eine Auge, das ich sehen kann, ist weit aufgerissen. Er trinkt den Anblick in sich hinein, füttert seine Bedürfnisse.
    Ich lasse ihm einen Moment, um es zu genießen.
    Dann richte ich das Messer auf ihn. »Und? Kann ich Elaina jetzt losschneiden?«
    Sein Auge ist immer noch geweitet. Blut tropft mir über das Kinn, und das Auge folgt seiner Bahn.
    »… so wunderschön …«, haucht er.
    Tropf, tropf, tropf. Er ist fasziniert von meinem Blut.
    »Peter?«, frage ich. Das Auge reißt sich zögernd von dem Anblick los. »Kann ich sie jetzt losschneiden?«
    Fältchen. Er grinst wieder. »Nun …«, sagt er, zieht seine Antwort in die Länge. »Nein. Nein, ich denke nicht. Nein.«
    In mir kämpfen Verzweiflung und Verachtung um die Oberhand. »Wie nicht anders zu erwarten«, schnaube ich. »Wären Sie der echte Ripper, würden Sie Elaina jetzt gehen lassen. Es nicht zu tun – genau das habe ich von Ihnen erwartet.«
    Er zuckt die Schultern. »Ich kann’s schließlich nicht jedem recht machen.«
    »Sie können es immerhin mir recht machen.«
    »Wie?«
    »Indem Sie sterben, Peter. Einfach, indem Sie sterben.«
    Stolze Worte, denke ich. Doch ich habe noch immer Angst, meine Waffe zu ergreifen.
    Er lacht auf. »Sicher, Smoky, sicher. Jetzt kommen wir endlich zur Sache.« Eine Hand packt Bonnie im Nacken. Die andere hält das Messer, presst es an ihre Kehle. »Sie haben mir gegeben, was ich wollte. Es wird Zeit, das hier zu beenden.«
    Ich lasse das Messer fallen. Sein Blick folgt der Klinge, die auf den Boden klappert.
    Ich folge ihr ebenfalls, fasziniert von dem nassen Glanz meines Blutes an der so unglaublich scharfen Schneide.
    Ich blinzle. Neige den Kopf. Lausche der Stimme, die plötzlich wieder zurück ist, viel näher als vorhin.
    Ich sehe Hillstead nicht an, als ich antworte. »Wie soll es enden, Peter?«
    »Es gibt nur zwei Möglichkeiten, Smoky, wie es enden kann, nicht wahr? Auf die eine oder die andere Weise.«
    Ich sehe ihn an. Ich existiere auf zwei Ebenen zugleich. Ein Teil von mir sieht Hillstead an, lauscht seinen Worten, reagiert auf sie. Der andere Teil strengt sich an, strengt sich an, strengt sich an, um die Stimme zu verstehen.
    Die Haut um das Auge legt sich in Fältchen.
    »Ich werde Bonnie die Kehle durchschneiden, Smoky. Ich zähle bis zehn, und dann werde ich ihr den Hals aufschlitzen, von einem Ohr zum anderen, ihr ein breites, blutiges, weinendes Grinsen schenken. Es sei denn, versteht sich, dass Sie mich vorher töten.« Das Messer winkt. »Was auch immer geschieht, ich bin sicher, dass Sie mich letzten Endes erschießen und ich sterben werde. Also – auf die eine Weise: Sie erschießen mich, bevor ich bis zehn gekommen bin, und Bonnie lebt. Oder die andere …« Er sieht auf meine Schusshand. »Es ist wieder genauso wie bei Alexa. Bonnie stirbt, und Sie haben eine weitere Tochter verloren. Sie töten mich dann zwar immer noch, aber es ist zu spät … viel zu spät.«
    Endlich kann ich die Stimme hören.
    Mami.
    »Sie müssen nichts weiter tun, liebste Smoky …« Sein Kopf erscheint. Er grinst mich an. »… Sie müssen nichts weiter tun, als sich ein letztes Mal von mir helfen zu lassen.«
    Hör mir zu, Mami. Du kannst es schaffen. Es ist okay.
    Ich werde innerlich ganz leer. Ganz still, still, still.
    »Fick dich.«
    »Wohl kaum.« Hillsteads Grinsen wird noch breiter. »Glauben Sie nicht, dass ich Spaß mache, Smoky. Sie haben zehn Sekunden, bevor ich sie töte. Ich werde mein Messer nehmen und ihr den hübschen Hals aufschlitzen. Sie hat nur dann eine Chance, wenn Sie vorher schießen. Natürlich könnten Sie vorbeischießen und sie treffen, genau wie Sie es bei Alexa getan haben. Sie könnten ein weiteres Kind mit Ihrer Pistole töten.«
    Blut tropft von meinem Gesicht. Bonnies Augen füllen meinen Verstand aus.
    Aber es ist Alexa, die meine Seele
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