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Die blutende Statue

Die blutende Statue

Titel: Die blutende Statue
Autoren: Pierre Bellemare
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ersticken.
    »Aber... aber, wer sind Sie?«
    »Ich bin vom Syndikat, Doktor, haben Sie darüber noch nichts gehört? Auch Murdoch wollte nichts davon wissen. Das hat ihm allerdings kein Glück gebracht.« Der Arzt riss sich zusammen und fragte: »Was wollen Sie?«
    »Darüber reden wir später.«
    Von diesem Moment an erhielt Dr. Burnett jeden Tag einen Brief. Die Verfasser dieser Briefe behaupteten alle, zu dem geheimnisvollen Syndikat zu gehören. Es wurde nichts Spezielles verlangt, weshalb sie sehr beunruhigend waren. Frank Allen verfolgte seinen Plan unerbittlich. Er hatte beschlossen, sein Opfer so weit zur Verzweiflung zu treiben, dass er am Schluss einen großen Coup landen konnte: Er wollte zehntausend Dollar fordern.
    Für den unglücklichen Arzt war das Leben unerträglich geworden. Er wartete nur noch auf das eine: dass das Syndikat ihm endlich verriet, was es wollte. Er war bereit, jede Summe zu zahlen, wenn nur diese unerträglich gewordenen täglichen Briefe aufhörten. Ungefähr einen Monat später erlebte Dr. Burnett per Post einen noch größeren Schock. Denn in diesem Brief las er eine Drohung — und was für eine: »Pass auf deine Frau und deine Kinder auf. Wenn wir wollen, bekommen wir sie.«
    Seine Frau und seine Kinder. Dr. Burnett war es, als ob er eine Ohrfeige erhalten hätte. Es war alles seine Schuld. Wegen seiner Dummheit, seines lächerlichen Verhaltens hatte er nun seine ganze Familie in Gefahr gebracht.
    Dieses Mal war es wirklich zu viel. Er fasste plötzlich einen Entschluss. Er musste zur Polizei gehen. Es wäre wirklich Pech, wenn dieser Schritt für ihn den Ruin und den Verlust seines Ansehens bedeuten sollte. Doch er hatte nicht mehr das Recht zu schweigen. Er musste seine Frau und seine Kinder schützen.
    Kurz darauf erzählte Dr. Burnett alles der Polizei, rot vor Scham und zitternd vor Aufregung. Doch die Polizisten reagierten keineswegs so, wie er gefürchtet hatte.
    »Nun, Herr Doktor, Sie hatten halt einen Augenblick der Schwäche, das ist alles. Aber Sie werden uns sicherlich erlauben, einen gefährlichen Betrüger und Erpresser zu fangen. Den Rest vergessen wir und Ihr Name wird nicht erwähnt.«
    Die Untersuchung der Briefe ergab, dass sie alle von der gleichen Person stammten. Und die Identifizierung des Verfassers war ein Kinderspiel. Frank Allen, der noch viel lernen musste, hatte seine Fingerabdrücke hinterlassen. Neben denen des Arztes, die noch Schweißspuren aufwiesen, erkannte man mühelos Franks Abdrücke, die dank der Verbrecherkartei leicht zu identifizieren waren. Frank Allen hatte vor allem einen groben psychologischen Fehler begangen. Als er die Frau und die Kinder des Arztes bedroht hatte, glaubte er, dem Doktor einen solch großen Schlag versetzt zu haben, dass dieser völlig zusammenbrechen würde. Doch genau das Gegenteil war eingetreten. Er hatte ihn in die Enge getrieben und damit gezwungen, sich zu offenbaren.
    Nachdem Frank Allen festgenommen und zu weiteren fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden war, hatte er alle Zeit der Welt, über das Schicksal jener Betrüger nachzudenken, die nicht wissen, wie weit man gehen darf.
     

Hilfsbereite junge Leute
     
    Frankreich, 1990. Wie alle anderen freute sich Isabelle Hulotin auf das Wochenende. Allerdings fehlte es ihr an Bargeld, um an diesem sonnigen Samstag ein paar Einkäufe erledigen zu können. Doch war das eigentlich kein Problem, denn sie war schließlich glückliche Besitzerin einer Kreditkarte und da das Wochenende erst angefangen hatte, war sie davon überzeugt, einem der Geldautomaten in ihrem Viertel die nötigen Geldscheine entnehmen zu können. Isabelle kannte den ganzen Vorgang auswendig. Sie musste die Karte mit der richtigen Seite nach oben in den Automatenschlitz einführen, sonst würde der Vorgang nicht funktionieren. Dann musste sie auf der Tastatur ihre Geheimzahl eintippen und sich an die Anweisungen halten, die vom Bildschirm abzulesen waren. Zuletzt musste sie den gewünschten Betrag eintippen, ihn bestätigen und darauf warten, dass die Geldscheine im Ausgabeschlitz erschienen.
    Jedes Mal, wenn Isabelle dieses Ritual vollzog, dachte sie an ihre Freundin Chantal. Vor ein paar Monaten hatte Chantal nämlich erlebt, wie sich im Innern des Automaten kurz vor der Ausgabe der Scheine ein Stau bildete, sodass sie großzügigerweise viertausendfünfhundert Franc (etwa siebenhundertsiebzig Euro) statt der gewünschten zweihundert (etwa vierunddreißig Euro) erhalten hatte. Chantal,
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