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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus
Autoren: Johanna Nicholls
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stand ein ungemachtes Feldbett. Schmutzige Blechteller stapelten sich auf dem Tisch. Macs Gastfreundschaft war legendär. Er schob die Teller einfach zur Seite, sodass sie scheppernd zu Boden fielen. Dann stellte er die Flaschen auf den Ehrenplatz neben zwei Becher aus Blech und zog mit einer einladenden Handbewegung eine Bank an den Tisch.
    Das erste Ale trank Jake gegen den Durst in einem Zug, das zweite genoss er.
    »Ahhh! Es gibt kein besseres Bier als Albion Ale. Kalt wie ein Bach im Schnee!«
    »Unser Kneipenwirt ist der einzige Protestant im Ort, aber mächtig beliebt«, sagte Mac.
    Jake war nicht überrascht. »Kein Wunder, ich bin nämlich hinter sein Geheimnis gekommen. Er hält das Zeug in einem Brunnen in seinem Keller kühl.«
    »Typisch für dich, dass du das rausgekriegt hast.« Mac warf Jake seinen typischen weisen Eulenblick zu. »Na los, raus mit der Sprache. Was liegt dir auf der Seele?«
    Jake zuckte die Achseln. »Nichts, was sich nicht mit Geld regeln ließe. Wie steht es mit diesem Preisgeld, das Kane ausgesetzt hat? Womit muss ich rechnen?«
    Macs erhobene Brauen zeigten, dass Jake ins Schwarze getroffen hatte. »Bulldog Kane ist ein Profi aus dem Londoner East End. Du weißt, was das heißt. Ein richtiger Kämpfertyp, hart wie Stahl und mit allen Wassern gewaschen.«
    An der offenen Tür klopfte es. Father Declans Besuch schien Mac nicht zu verwundern. Mac reichte dem Priester einen Becher Whisky und stellte ihn Jake vor.
    »Ich gehe davon aus, dass du nicht dem wahren Glauben angehörst, Jakob, stimmt’s?« Father Declan schien die Antwort zu kennen, noch ehe er seine Frage gestellt hatte.
    »Ma glaubt ja. Sie ist irisch-katholisch. Pa ist norwegisch-lutherisch. Ich selbst bin eher so etwas wie ein Atheist. Ich glaube
nur an drei Dinge: an den guten Ruf meiner Frau, Albion Ale und den unfehlbaren Orientierungssinn meines Pferdes. Nichts für ungut, Father.«
    »Schon gut, mein Sohn. Ich heiße Dennis.« Er kippte seinen Whisky in einem Zug. »Mac hat mir erzählt, dass du ein ausgezeichneter Kämpfer bist.«
    Jake übte sich in Bescheidenheit. »An guten Tagen schlage ich mich nicht übel.«
    Father Declan beugte sich vor. »Dann wirst du dich mit Bulldog Kane messen?«
    Jake zögerte, als ihm einfiel, dass manchen Religionen Arbeit oder Sport am Sabbat ein Dorn im Auge waren. »Ja, Father. Ist das schlimm?«
    »Schlimm? Ich bin der Schiedsrichter! Und wir sammeln Geld für ein Dach auf meiner Kirche. Auf alle Wetten wird eine Abgabe erhoben. Daher sollte man sich lieber nicht lumpen lassen, wenn der Hut herumgeht. Also, trittst du an, mein Junge?«
    »Ihr könnt auf mich zählen«, sagte Jake.
    Mac füllte erneut Father Declans Becher.
    »Ein guter Tropfen, Mac. Aber sonntags? Sieh zu, dass du das bei der nächsten Beichte nicht vergisst. Doch einstweilen wollen wir auf den Kampf im nächsten Monat anstoßen. Ich setze auf dich, Jakob!«

    Als Jake am Tor seiner Farm ankam, zeigte sich bereits der erste rosa Schimmer der Morgendämmerung am nächtlichen Himmel – ein unheimlicher Moment. So sah die Generalprobe für den Sonnenaufgang im Busch aus. Currawongs und Kookaburras hatten ihren morgendlichen Gesang noch nicht angestimmt. Im Garten blühten ein paar englische Herbstblumen, doch Jake fiel auf, dass er gejätet werden musste. Und die Rindenholzwände von Wallys gunyah lagen am Boden, als hätte ein Sturm sie erst vor Kurzem umgefegt.
    Jake nahm Horatio den Sattel ab, führte ihn zur Tränke und
trat durch die Vordertür ins Haus. Seine Geschenke legte er auf den Küchentisch, um sie Jenny beim Frühstück zu überreichen.
    Dann seifte er sich das Gesicht ein und rasierte sich vor dem Spiegel den Bart ab.
    Schließlich konnte er seinem Verlangen, Jenny mit einem Kuss zu wecken, nicht länger widerstehen und stahl sich leise die Treppe hinauf am Kinderzimmer vorbei, wo Mrs. Troy mit Pearl schlief.
    Das eheliche Schlafzimmer war tadellos aufgeräumt, die Vorhänge zugezogen, doch ein Streifen Sonne fiel über den spitzenverzierten Bettüberwurf. Auf dem Kopfkissen lag ein Umschlag. Die Worte des Briefes sackten nur langsam in sein Bewusstsein ein.
    Lieber Jakey, ich verlasse Dich, um ein neues Leben zu beginnen. Ich weiß, wie sehr Du versucht hast, mich glücklich zu machen, aber ich kann nicht mehr so tun, als liebte ich Dich, so wie Du es verdienst. Dies ist die beste Lösung für uns beide. Mach Dir keine Sorgen um Pearl. Ich bin in Begleitung von jemandem, der uns immer
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