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Die blauen Tyrannen

Die blauen Tyrannen

Titel: Die blauen Tyrannen
Autoren: Charles Spencer
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nachsehen!“
    Dann standen sie vor dem roten Gegenstand, der sich als der lang erwartete Warnzaun auswies. Er zog sich quer durch die Schlucht, überspannte den Fluß und verlor sich dann weiter oben in den Felsen. Jedesmal im Abstand von wenigen Metern waren in der Sprache der Blauen, die jeder Farbige beherrschen mußte, Schriftzeichen angebracht, die auf die tödliche Gefahr hinwiesen, die einen Vorwitzigen jenseits des abgesperrten Gebietes erwartete.
    „Verdammt!“ murmelte Mike. „Das Ding sieht aus, als ob es aus einem Stück gegossen wäre. Da kommen wir mit den Tieren nicht rüber. Ober was meinst du, Jim?“
    „Es scheint nur aus Kunststoff zu bestehen. Wenn wir die Pistolen auf Strahlschüsse umstellen, müßte der Zaun eigentlich brennen wie Zunder. Versuchen wir es?“
    „Wartet noch!“ rief Mike die Kameraden zurück und sprang von seinem Pferd. Rasch bückte er sich und warf einen Stein gegen das leuchtende Hindernis. „Führt tatsächlich keinen Strom, sonst hätte der Brocken verglühen müssen. Also dann los!“ Schon warf er den Schaltbügel seiner Automatik herum und nahm den knallroten Zaun unter Dauerfeuer.
    Gleißende Hitze zischte aus der gefährlichen Waffe und durchschnitt das Material. Der Weg war frei, der erste Schritt getan. Der Gott hatte bisher noch nichts zu seiner Verteidigung unternommen.
    „Zum Teufel!“ grunzte der Schwarze erleichtert und trieb sein Reittier durch die Öffnung. „Ob der Gott geschlafen hat? Vielleicht gibt es ihn gar nicht, und die Blauen haben uns jahrhundertelang nur etwas vorgemacht.“
    „Wir werden es ja sehen. Doch vorwärts jetzt!“ trieb Mike die anderen an.
    Bald sank der Abend herab. Eine weitere Nacht mußten sie im Freien verbringen, ohne eine Spur des gesuchten Geheimnisses entdeckt zu haben. Der Gott hüllte sich in Schweigen.
    Dann, gegen Mittag des nächsten Tages, erreichten sie endlich ein weitgedehntes Trümmerfeld, die trostlosen Ruinen einer prachtvollen Stadt.
    „Chamonix!“ sagte Mike ergriffen. „Hier sollen sich unsere Ahnen zuletzt verteidigt haben. Das muß die Stadt sein.“
    „Ja, Mike“, erwiderte der Japaner leise. „Nicht mehr viel übrig davon. Überwachsene, verfallene Trümmer – so weit man auch sieht. Und Felsmassen auf allen Seiten.“
    „Schwer zu sagen, in welchem Berg unser geheimnisvoller Gott sich nun aufhalten mag. Diese Bergriesen scheinen alle ziemlich gleich hoch zu sein“, fuhr der Schwarze fort. „Ob es der dort im Süden ist? Macht eigentlich den unnahbarsten Eindruck.“
    Die Männer beratschlagten sich kurz und ritten dann entschlossen weiter. Sie hatten die tote Stadt jedoch noch nicht einmal zur Hälfte durchquert, als die Pferde plötzlich scheuten und sich weigerten, auch nur einen Meter weiterzugehen.
    Der Schwarze stieg gelassen von seinem Pferd und schlenderte genau in die Richtung, die auch sein Roß so ängstlich verweigert hatte.
    „Jim!“ brüllte der junge Humphrey wütend. „Bleib zurück! Irgend etwas stimmt hier nicht. Die Tiere müssen das mit ihren feinen Sinnen gespürt haben. Wir müssen das erst auskundschaften.“
    Doch der Schwarze blieb taub.
    Ein lähmender Bann legte sich über die Zurückgebliebenen. Atemlos blickten sie ihrem Gefährten nach, der sich langsam immer weiter von ihnen entfernte. Hundert Meter mochte der Schwarze vorgedrungen sein, als er plötzlich stehenblieb, sich bückte und dann mit einem gellenden Schrei zurücktaumelte. Gleich darauf fiel er leblos zu Boden.
    Mike versuchte verzweifelt, den brüllenden Japaner zurückzureißen. Es gelang ihm nicht. Der Gelbe stürzte davon, um seinem Freund zu helfen. Mike sah ihn hastig bei dem stumm daliegenden Schwarzen niederknien, dann auf einmal die Hände hochreißen und anschließend ohne einen Laut an der Seite seines Kameraden zusammenbrechen.
    Mike verschlug es die Sprache. Sollte das schon das Ende des so erfolgreich begonnenen Abenteuers sein? Er versuchte, sachlich und kühl zu denken. Der merkwürdige Vorgang mußte sich doch erklären lassen. Mit aller Bedachtsamkeit faßte er seinen Mut zusammen und schritt vorsichtig auf die anscheinend Getöteten zu. Wenig später stand er vor ihnen. Aber sie lebten. Das erkannte er mit einem Blick; denn ihre Brustkästen hoben und senkten sich unregelmäßig, als hätten die Herzen einen schweren Schock zu überwinden.
    Mike sah forschend um sich. Plötzlich wurden seine Augen starr. Was war das für ein merkwürdiger schwarzer Streifen, der sich hier
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