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Die Bibel

Die Bibel

Titel: Die Bibel
Autoren: Christian Nürnberger
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viel anders dachte man über die Jahrhunderte in christlichen Kreisen.
    Der Schweizer Literaturkritiker Peter von Matt erkannte in den Adam-und-Eva-Bildern der Kunstgeschichte ein regelrechtes «Apfelballett»: Der Apfel ist immer da, aber immer wieder anders. Mal reicht die Frau ihn dem Mann, und der Apfel ist schon angebissen, mal reicht sie den Apfel unversehrt oder nimmt ihn aus dem Maul der Schlange oder beide halten je eine Frucht in der Hand. Mal warnt Adam mit gestrecktem Finger vor der verbotenen Frucht, mal kratzt er sich verlegen im Haar.
    Der eine ist der Mann als Wächter der Werte, der andere ist der Mann als der Übertölpelte, eine komische Figur. Dort, wo er sich kratzt, werden ihm später in den Komödien die Hörner wachsen. Jede Epoche deutete den Text auf ihre eigene Weise. Und prägte damit die Frauen- und Männerbilder des christlich-jüdischen Abendlandes.
    Adam und Eva hätten es schön haben können im Garten Eden. Sie haben es sich selbst vermasselt. Gott spricht jetzt die Strafe aus für alle drei.
    Zur Schlange sagt er:
Verflucht seist du vor allem Vieh und vor allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Erde essen dein Leben lang. Feindschaft will ich setzen zwischen dir und dem Weibe, zwischen deiner Nachkommenschaft und ihrer Nachkommenschaft. Er [der
Mensch] wird dir nach dem Kopfe treten und du wirst ihm nach der Ferse schnappen
.
    Tierschützer könnten hier fragen, was die arme Schlange dafür kann, dass Adam und Eva nicht gehorchen wollten? Im übrigen hat die «Feindschaft» zwischen den Menschen und der Schlange fast zu deren Ausrottung geführt. Dieser Einwand wäre hier aber genauso müßig wie die Frage, seit wann Schlangen sprechen können.
    Der Erzähler der Sündenfall-Geschichte nimmt die Schlange als Geschöpf Gottes und gleichzeitig als Symbol für die Einflüsterungen des Bösen. Und dann braucht er sie noch als Verursacherin der Zwietracht zwischen Gott und Mensch.
    Wie der Erzähler die Eigenart der Schlange erklären will, so will er auch ausloten, was Menschsein bedeutet. Darum sagt Gott zu Eva:
Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, und er soll dein Herr sein
.
    Jetzt erst wird die Herrschaft des Mannes über die Frau ausgesprochen, und zwar nicht als gute göttliche Ordnung, zu der sie später verklärt wurde, sondern als Strafe. Wenn der Mensch danach trachtet, durch Rückkehr ins Paradies von Gottes Strafe erlöst zu werden, gehört dazu auch die Sehnsucht nach Überwindung des Herrschaftsverhältnisses zwischen Mann und Frau.
    Adams Strafe lautet:
Verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis dass du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.
    Der Tod ist also der Sünde Sold. Die Arbeit, im Paradies eine eher schöpferische Tätigkeit, verwandelt sich in Mühe und Plackerei und ist oft vergeblich. Das Mutterglück wird getrübt durch Kummer und Schmerz. Alles Leid kommt aus der Sünde.
    Am Ende folgt der Hinauswurf aus dem Paradies. Der Weg zurück ist für immer verbaut. Gott lässt den Eingang von den Cherubim mit Schwertern bewachen.
    Doch mit einem Lichtblick, durch einen Spalt der Hoffnung, entlässt uns die Geschichte:
Und Gott machte Adam und seiner Frau Kleider aus Fell und bekleidete sie
. Er stellt die Menschen in ihrer Nacktheit nicht voreinander bloß, sondern er selbst verhüllt sie, sagt der Theologe Dietrich Bonhoeffer. Gottes Handeln geht mit dem Menschen mit.
    Zwischen zwei Polen bewegt sich der Mensch: Mal droht er abzuheben, mal erscheint ihm alles sinnlos und vergeblich. Deshalb habe er zwei Taschen mitbekommen, wie ein jüdischer Rabbi einst bemerkte, um nach Bedarf in die eine oder andere greifen zu können. In der rechten liegt das Wort: «Um meinetwillen ist die Welt erschaffen worden.» Und in der linken: «Ich bin Erde und Asche.»

Kain und Abel – ein Bauernopfer
    Was ist der Mensch? Eben noch war er das Ebenbild Gottes, die Krone der Schöpfung. Zwei Kapitel später ist er nur noch ein Sünder. Einer, der den Willen seines Schöpfers missachtete und darum hinausflog. Ein Hinausgeworfener.
    Wie geht es weiter mit ihm? Die Antwort erhalten wir im
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