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Die Bettelmoenche aus Atlantis

Titel: Die Bettelmoenche aus Atlantis
Autoren: Stefan Wolf
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der Nacht. Wie Tarnkappen, dachte Tarzan.
    Nebeneinander kauerten sie sich vor die Schilfmatten. Es gab genug Spalten, die den Blick auf eine kleine, ebenerdige Terrasse freigaben. Auf der standen ein runder Marmortisch und zwei üppig gepolsterte Sessel. In dem einen saß Salwa. Das Windlicht auf dem Tisch beschien sein Buckelgesicht. Es schien zu glänzen vor Stolz.
    In dem anderen Sessel saß ein fetter Kerl. Er war in weiße Gewänder gekleidet, hatte einen schwarzen Vollbart und langes schwarzes Haar. Schweiß glitzerte auf den beachtlichen Speckwülsten seines Gesichtes. Seine Froschaugen glubschten zum Tisch, wo in einer großen Karaffe rubinroter Wein funkelte.
    Salwa verstand den Blick als unausgesprochene Aufforderung und füllte die leeren Kristallglaser nach.
    »Doch!«, sagte der Fette. »Du bist einer meiner Besten. Allein in letzter Zeit hast du uns sieben Nachwuchsjünger zugeführt. Unter beachtlichen Gefahren. Allein wie du jetzt diesen Ralf Müller herbrachtest – verdient Respekt. Und natürlich klingenden Lohn. Du wirst nicht zu kurz kommen, mein Freund.«
    »Ich tue wirklich, was ich kann«, hauchte Salwa.
    »Ich weiß. Leider ist es mit dem Nachwuchs immer dasselbe.In Deutschland drüben sind die Feuer und Flamme. Kaum hat man sie hier, geht Heulen und Zähneklappern los. Sie wollen heim zu ihren Eltern, die ja doch nichts für sie tun. Tja, dann muss eben die Schulung einsetzen. Das hat früher viel Zeit beansprucht. Aber seit ich Hypnose anwende und mich in dieser Kunst immer mehr geübt habe, sparen wir monatelange Umschulung. Trotzdem sehe ich bei Scholz, Wenzel, Kaiser und Metsch noch keine Fortschritte. Wir müssen sie noch härter anfassen und noch länger in dunkler Einzelhaft lassen. Bei Rosinski befürchte ich einen Nervenzusammenbruch.Er schreit nach seinen Eltern. Na, man wird sehen. Dass Uwe Widmann in seiner Zelle tobt, ist völlig normal. Schließlich tun sie das am Anfang alle. Wie sieht es bei Ralf Müller aus?«
    »Auf den müssen wir aufpassen«, erwiderte Salwa. »Er zeigt schon erste Anzeichen von Panik. Spätestens heute Nacht wird er seinen Entschluss bereuen. Vielleicht war ich auch etwas zu heftig, als ich ihm sein Geld und die Wertgegenstände abnahm.
    »Nein, nein!«, wehrte Chedli Hamouda ab – es konnte kein anderer sein. »Schließlich wusste er, dass er dieses Opfer für unsere Glaubensgemeinschaft bringen muss.«
    Dicht an Tarzans Ohr raunte Kommissar Glockner: »Jetzt brauche ich deine Hilfe. Wir schnappen uns die beiden.«
    Staunend sah Tarzan, wie sein väterlicher Freund eine kleine Pistole aus der Tasche zog.
    Wie hat er die denn ins Flugzeug geschmuggelt?, überlegte Tarzan. Wo das doch streng verboten ist und die Kontrollen so streng sind!
    Doch zu längerem Nachdenken blieb keine Zeit.
    Der Kommissar riss die Schilfmatte beiseite. Mit zwei Schritten stand er am Tisch. Drohend richtete er die Waffe auf Salwa und den Führer der Sekte.
    »Keine Bewegung, Freunde! Und schön leise bleiben. Sonst sieht es schlecht für euch aus. Sie, Salwa, kennen michbereits. » Mit der freien Hand streifte er die Kapuze ab. »Und Sie, Chedli Hamouda, der Sie einen so schönen hessischen Dialekt sprechen, dass Sie vermutlich aus der Gegend um Frankfurt stammen – Sie werden mich jetzt kennen lernen. Ich bin nämlich hier, um die sieben Jugendlichen abzuholen, von denen eben die Rede war.«
    Trotz der dramatischen Situation musste sich Tarzan ein Lachen verkneifen.
    Salwa sah aus, als wäre ihm der Teufel begegnet. Chedli Hamouda stand kurz vor einem Herzanfall. Jedenfalls griff er sich mit beiden Händen an die linke Seite der Brust.
    »Tarzan!«, sagte der Kommissar. »Du bewachst diesen Fettsack. Beim geringsten Mucks machst du Kleinholz aus ihm. Betrachte das als dienstliche Anweisung. Wir beide, Salwa, gehen jetzt ins Haus. Du wirst dich lautlos bewegen wie eine Katze – und immer vor meiner Pistole. Wir holen die sieben Jungen und sind in drei Minuten wieder hier. Verstanden! Los, hoch mit dir!«
    Salwa zitterte am ganzen Leib. Aber er gehorchte. Mit der Pistole schob ihn der Kommissar vor sich her. Beide verschwanden im Haus.
    Tarzan setzte sich auf die Tischkante und starrte dem fetten Sektenführer ins Gesicht.
    »So also sieht der göttliche Erlöser aus! Schade, dass ich keinen Fotoapparat bei mir habe. Wann sieht man schon mal einen so fetten, vor Angst zitternden, schwitzenden Jammerlappen. Pfui, Teufel! Ich könnte Sie anspucken, Sie ekelhafter
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