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Die Besteigung Des Rum Doodle

Die Besteigung Des Rum Doodle

Titel: Die Besteigung Des Rum Doodle
Autoren: W. E. Bowman
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behandelt hatte, legte er sich für die Nacht zur Ruhe.
    Am nächsten Morgen wurde das Lager mitsamt Prone abgebrochen. Ohne von seinen Vorhaltungen die geringste Notiz zu nehmen, packte ihn derselbe Träger, warf ihn sich auf seine Last, und so zogen sie von neuem los.
    Und sie schonten sich nicht, tagaus, tagein, bis sie den Gipfel erreichten. Prone sagte, nie im Leben sei es ihm so elend ergangen. Schon die bloße Erzählung dessen, was er durchgemacht hatte, würde selbst einen hartgesottenen Veteranen erbleichen lassen. Der Rum Doodle war ein viel härterer Berg, als er sich je in seinen düstersten Träumen ausgemalt hatte. Auf der ganzen Strecke war er vom selben Träger, dessen Name Un Sung war, getragen worden.
    Ich drückte ihm meine Anteilnahme aus und erzählte ihm meine Neuigkeiten. Dann überlegten wir, was zu tun sei.
    Selbstverständlich mussten Prone und die Ausrüstung des Basislagers vom Berg heruntergebracht werden. Aber wie? Auf meine Anregung hin versuchte Prone, seine Truppe durch Zeichen dazu zu überreden, mit dem Abstieg zu beginnen, doch nahmen sie keine Notiz von ihm. Den Aufbau der Zelte hatten sie beendet. Diejenigen, die nicht mit Essensvorbereitungen beschäftigt waren, saßen in denZelten und rauchten, anscheinend ganz zufrieden mit ihrer ungewöhnlichen Lage.
    Prone sagte, es sei hoffnungslos.
    Ich sagte, ich könne mir nicht vorstellen, wie das alles passiert sei. Prone sagte, er wisse es ganz genau. Das yogistanische Wort für Bergbasis war offensichtlich dasselbe wie das für Berggipfel, abgesehen von einem Grunzen, Gurgeln oder einer anderen inneren Zuckung, die Constant nicht hinbekommen hatte. Seiner Meinung nach würden die Träger bleiben, wo sie jetzt waren, bis Constant ihnen Weisung gab abzusteigen oder bis die Vorräte zu Ende gingen. Er rechnete damit, längst tot zu sein, bevor das eine oder das andere eintrat.
    Ich bat ihn, um unser aller willen tapfer zu sein. Ich sagte ihm, seine Leiden seien nicht umsonst gewesen. Hatten wir nicht den Gipfel des Rum Doodle erreicht? Tatsächlich hatten wir sogar mehr erreicht, als wir uns vorgenommen hatten, denn wir hatten sowohl den Rum Doodle als auch den Nord- Doodle bestiegen. Prone sagte, sollte er irgendwann in fernen Jahren noch einmal gemütlich an einem flackernden Kaminfeuer sitzen, werde ihm das vielleicht ein schwacher Trost sein. Gegenwärtig sei es bloß ein Regentropfen in dem Meer seines Elends. Er flehte mich an, ihn vom Berg herunterzuholen.
    Um den armen Kerl aufzumuntern, versprach ich ihm, dass dies sofort in Angriff genommen werde, nur hatte ich keine Ahnung, wie. Wir sagten Lebewohl, und mit meiner kleinen Truppe begann ich den Abstieg.
    *
    Im Lager 4 fand ich meine unschätzbaren Magentabletten vor. Ich rief Wish über Funk und teilte ihm die Neuigkeiten mit. Ich sagte, ich wolle am folgenden Tag zum Lager 2absteigen und am Tag darauf zum Lager 1. Ich nahm ein karges Abendmahl zu mir und legte mich früh zur Ruhe. So Lo und Pong kamen beide, um mich anzurülpsen; ich hoffte, sie sagten lediglich »Gute Nacht«.
    Am nächsten Morgen wurde ich durch ein doppeltes Rülpsen geweckt. Ich blickte beide voller Misstrauen an, aber Pong hatte mir zu meinem Brei aus Linsen und Dörrfleisch noch ein Stück Leder mitgebracht. Ich nahm es als eine Geste der Freundschaft an und schämte mich meines Verdachts.
    Was die beiden folgenden Tage angeht, kann ich mich nur an weniges erinnern, einmal abgesehen von meinem ständigen Kampf gegen Binders süße Bohnen. Auf 27 000 Fuß rief ich die anderen über Funk und bat sie, mich zum Lager 1 zu dirigieren. Sie waren überaus hilfsbereit, aber ihre detaillierten Anweisungen führten mich lediglich im Kreis. Doch war es gut, Burleys Stimme wieder zu hören.
    Während er sprach, konnte ich im Hintergrund Singen hören. Gelegentlich drängte sich irgendjemand mit einer freundlichen Anfrage in unsere Unterhaltung, etwa: »Wie geht’s dem alten Binder denn heute?« oder: »Binder, alter Knabe, hab ich Ihnen je die Geschichte der jungen Dame aus Kettering erzählt?« und so weiter. Burley selbst bot an, für mich zu singen. Das war sehr freundlich von ihnen, und ich fühlte mich nach meiner einsamen Wanderung getröstet, aber es half mir nicht bei meiner Suche nach Lager 1.
    Schließlich gab ich es auf. Ich sagte, ich stiege zur vorgeschobenen Basis ab, sie sollten am nächsten Tag folgen. Burley befragte die anderen, und ich hörte, wie Shute sagte: »Können wir eigentlich ebenso
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