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Die Besteigung Des Rum Doodle

Die Besteigung Des Rum Doodle

Titel: Die Besteigung Des Rum Doodle
Autoren: W. E. Bowman
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gut tun, hier ist ohnehin nichts übrig.« Womit er vermutlich Kamerafilm meinte.
    Seitdem habe ich mit Totter über das rätselhafte Lager 1 gesprochen. Weshalb konnte ich es nie finden, trotz wiederholterWegbeschreibung? Weshalb hatte Constant es so leicht gefunden, als er von Lager 2 abstieg? Und weshalb war es für die anderen, vor allem Burley, der ja nie höher kam, so schwer, dieses Lager zu verlassen? War es ein mikrokosmischer Klimaeffekt, vergleichbar etwa der den Kreislauf angreifenden Luft, die man oft auf Gletschern findet? Eine befriedigende Antwort haben wir nicht gefunden. Das Rätsel um Lager 1 ist bis zum heutigen Tage ungelöst.
    Ich stieg also zur vorgeschobenen Basis ab, und einen Tag darauf waren wir alle wieder vereint, zum ersten Mal seit beinahe 14 Tagen.
    Die Frage war nun: Was machen wir mit Prone? Jungles Fernrohr zeigte uns, dass das Basislager noch immer auf dem Gipfel aufgeschlagen war. Die dunkle Wolke, die darüber hing, war zweifellos der Rauch aus 92 Pfeifen Stunk. Würden sie, wie Prone befürchtet hatte, dort oben bleiben, bis ihnen der Abstieg befohlen wurde oder die Lebensmittel zu Ende gingen? Constant befragte die Träger, die ihm versicherten, dass dies zweifellos der Fall sei. Befehl ist Befehl, sagten sie, und dieser Befehl habe gelautet, das Basislager auf den Gipfel zu bringen und dort auf den Rest der Expedition zu warten.
    Offensichtlich musste jemand hinterhergeschickt werden. Aber wer? Da keiner der Europäer gesund genug war, um es zu versuchen, mussten wir Träger schicken. Constant rief nach Freiwilligen, doch das Ergebnis war enttäuschend. Er suchte zwei Mann aus und befahl ihnen den Aufstieg. Nach einigem Feilschen um die Bezahlung von Überstunden packten sie ihre Lasten und brachen sogleich auf, ohne ein Zeichen der Begeisterung oder des Widerwillens zu zeigen. Das alles schien ihnen nichts als das gewöhnliche Pensum zu sein.
    Der Col Süd war kein Ort für eine Gruppe müder Bergsteiger.Am nächsten Tag stiegen wir zum Gletscher ab und schlugen unser Lager am Fuß der Nordwand auf.
    Wir warteten.

14
Die Rückkehr der Gipfelmannschaft
    Z unächst gönnten wir uns Ruhe und schliefen uns aus. Als unsere Kräfte zurückkehrten, wurden wir, ein jeder auf seine Art, wieder aktiver. Wish trug seine vielen Messergebnisse zusammen und teilte uns stolz mit, dass sie von größtem Wert seien. Jungle machte sich durch die Erkundung der Umgebung nützlich. Unglücklicherweise verirrte er sich dabei jeden Tag und musste zum großen Leidwesen der ganzen Mannschaft gerettet werden. Die Sache wurde zu einem derartigen Ärgernis, dass wir einen Träger als Aufpasser abstellten mit der strikten Weisung, Jungle bei Einbruch der Dämmerung ins Lager zurückzubringen. Eines Abends waren sie auch bei Anbruch der Nacht noch nicht zurückgekehrt, und Shute feuerte eine Reihe von Leuchtkugeln, die eigentlich für fotografische Zwecke mitgenommen worden waren, ab, um den Vermissten die Orientierung zu erleichtern. Eine der Kugeln fiel auf Wishs Zelt und brannte es mitsamt seinen Aufzeichnungen völlig nieder. Wish war verzweifelt. Seine ganze Arbeit war in Flammen aufgegangen. Da er das gesamte Quecksilber aus seinen Thermometern herausgekocht hatte, konnte er keine neuen Messungen vornehmen, und der Rest seiner Ausrüstung war auf dem Gipfel des Rum Doodle. Er hatte kein einziges Lebewesen auf dem Berg gefunden; mithin waren seine Forschungen auch in dieser Richtung ergebnislos verlaufen. Eine einzige Hoffnungblieb noch, um seine Anwesenheit zu rechtfertigen: Er musste alle seine Kräfte auf die Suche nach Warpeln konzentrieren. Da Shute arbeitslos war – seine Filme waren sämtlich verdorben und seine Linsen gesprungen –, spannte Wish ihn für die Suche ein. Auch Burley wurde dafür rekrutiert. Er war inzwischen völlig akklimatisiert und frisch und munter wie ein Schuljunge, und bei der täglichen Jagd auf Warpel hielt er Wish und Shute gehörig in Atem.
    Constant, unersättlich wie eh und je in seinem Wunsch, seine Sprachkenntnisse zu verbessern, verbrachte viel Zeit mit den Trägern. Zu anderen Zeiten konnte man ihn beobachten, wie er über den Gletscher wandernd Grunzen, Gurgeln und andere Laute übte, die das Rückgrat des gesprochenen Yogistanisch bilden. Allgemein herrsche die Auffassung, sagte er uns, dass Yogistanisch für den westlichen Magen unaussprechlich sei, und sein Ehrgeiz sei es daher zu beweisen, dass dies eine Irrlehre sei. Er hatte bereits unverkennbare
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