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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst
Autoren: Andreas Acker
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umgestürzten Baum zu. Er
brummte etwas Unverständliches und beschleunigte seine Schritte um die
Baumkrone herum zu seinem Auto.
    Thomas!
    Daniel spannte sich an.
Hoffentlich hatte Thomas rechtzeitig die Flucht ergriffen. Hinter dem
Pflanzkübel an die Wand gepresst, dachte Daniel darüber nach, durch die nun
offene Tür ins Innere des Hauses zu huschen und nach der Frau zu sehen, verwarf
den Gedanken jedoch wieder. Zu gefährlich. Wenn Thomas erwischt wurde, musste
er auf jeden Fall unentdeckt bleiben, ansonsten war die Entführte ohne jegliche
Hoffnung ihrem Peiniger ausgesetzt.
    Das Schlagen der Autotür
klang wie ein Schuss. Einige Vögel verließen aufgeschreckt ihre Behausungen in
den Baumkronen und ihre Flügelschläge füllten die Stille, nachdem das Echo der
Geländewagentür verklungen war. Die Silhouette des Entführers tauchte auf, als
er die blattlose Baumkrone ein weiteres Mal umrundete. Obwohl es nicht mehr
möglich war, versuchte Daniel, sich noch tiefer in den Freiraum zu drücken,
während er sich gleichzeitig ein lautloses Durchatmen gestattete. Wie es
aussah, war Thomas nicht entdeckt worden.
    Und auch an ihm ging der
Mann vorbei, ohne auch nur eine Sekunde innezuhalten. Er schritt durch die Tür
und schloss sie von innen.
    Daniel ließ eine Minute
verstreichen, bevor er sich aus der Nische löste. Er war sicher, dass in dieser
Zeit mindestens eine handtellergroße Spinne den Weg auf der Suche nach Nahrung
über seinen Hinterkopf und sein Polohemd gekrabbelt war. Allein der Gedanke
daran ließ ihn zittern. Und er wollte nicht wissen, für welches sonstige
Ungeziefer er interessanten, wenn auch unerwarteten Besuch dargestellt hatte.
So leise wie möglich strich er sich über Hemd und Hose und ging dann Schritt
für Schritt zum Geländewagen.
    »Thomas?«, flüsterte er.
    Keine Reaktion.
    Wo steckte sein Freund? Er
konnte ihn nicht entdecken. Mittlerweile war es komplett dunkel, und da nun
auch die Innenbeleuchtung des Wagens nicht mehr brannte, konnte er nur den Mond
zu Hilfe ziehen. Zumindest war es weitgehend wolkenlos.
    »Thomas?« Etwas lauter
diesmal, doch immer noch keine Antwort.
    Daniel warf einen Blick
durch die Fahrerscheibe des Wagens. Es war natürlich dunkel dort drin, und er
konnte nicht viel erkennen. Trotzdem blickte er auch durch die Scheibe der
Hintertür.
    Ein Klopfen, nur wenige
Zentimeter von seiner Nase entfernt, leise zwar, doch in Daniels Zustand wie
die Explosion einer Bombe, ließ ihn zurücktaumeln und stolpern. Wie ein
Kleinkind fiel er auf den Hintern, sein Herz ein stotternder, überlasteter
Motor. Er sah einen blassen Fleck an der Fensterscheibe auftauchen.
    Thomas.
    Das Geräusch der sich
öffnenden Autotür war nicht laut genug, bis in die Villa zu reichen. Thomas
glitt aus dem Fußraum der Rücksitze. Sein Gesicht war nicht nur aufgrund des
Mondlichts bleich.
    »Mein Gott, ich hätte mir
fast in die Hosen gemacht«, flüsterte er. »Zum Glück hat der Penner nicht
hinten nachgesehen. Ich habe mich gerade noch durch die Vordersitze quetschen
können. Ich habe richtig Schwein gehabt!«
    »Oh Mann, warum hast du
geklopft, du Verrückter?«
    »Weil ich gedacht habe, dass
dich mein plötzlich auftauchendes Gesicht noch viel mehr erschrecken würde.«
    »Mann, ich bin fast
draufgegangen vor Schreck.« Daniel atmete tief ein. »Hast du wenigstens ein
Handy gefunden?«
    Thomas schüttelte den Kopf.
    »Nein, leider nicht. Aber
dafür habe ich dir die aktuelle Ausgabe deines Lieblingsmagazins mitgebracht.«
    Er drückte Daniel eine Zeitschrift
in die Hand. Daniel hielt das Papier ins Mondlicht. Er sah eine nackte Frau,
die festgebunden und geknebelt auf einem Holzstuhl saß und ängstlich in die
Kamera blickte. Hinter ihr stand ein Bulle von einem Mann, der einen ledernen
Ganzkörperanzug samt einer schwarzen ledernen Kappe trug. Er hielt eine
Peitsche in der Hand, von der er bereits Gebrauch gemacht haben musste, den
roten Striemen auf der Haut der Gefesselten nach zu urteilen. An einem Oberarm
der Frau, um den eine Art Stachelarmband gebunden war, lief eine feine Linie
Blut herunter.
    »Wo hast du das denn her?«
    »Aus dem Handschuhfach. Da
waren noch einige mehr solcher Zeitungen. Das ist noch eins der harmlosen
Sorte.«
    Daniel wollte das Magazin
loswerden und reichte es Thomas. Er hatte das dringende Bedürfnis, sich
ausgiebig die Hände zu waschen. Sein ganzer Körper fühlte sich dreckig an, und
sein Geist auch.
    »Ekelhaft.«
    Thomas warf die Zeitung in
ein nahe
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