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Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern
Autoren: Natalie Standiford
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einen weiteren Stopp ein. Bald waren wir in der Gegend, die wir nur »Land der Pferde« nennen, die sanfte Hügellandschaft ein blasses Grün.
    Als wir am Löschteich ankamen und neben dem Friedhof hielten, wo sämtliche Bowies seit dem sechzehnten Jahrhundert begraben liegen, war die Straße bereits von Autos gesäumt. Jungen und Mädchen planschten im Wasser herum oder sonnten sich im Gras. Matt schwang auf einer Schaukel über dem Löschteich hin und her und jodelte dabei aus voller Kehle. Schließlich ließ er sich ins Wasser fallen. Wir legten unsere Handtücher auf die sonnenwarmen Grabsteine und streiften unsere Shorts ab.
    »Ich geh baden«, verkündete Sassy. Sie rannte geradewegs auf den Teich zu, schrie »Attacke!« und sprang hinein.
    »Ihr ist immer heiß«, sagte Jane. »Ich muss mich erst aufwärmen.«
    Jane, Bridget, Claire und ich ließen uns auf unseren Badehandtüchern nieder und ich ließ den Blick über die restlichen Anwesenden schweifen. Am Ende der Reihe von Sonnenanbetern lagen Bibi d’Alessandro und ein paar Mädchen aus Janes Klasse. Bibi hatte den besten Platz in Beschlag genommen, Eliza Bowies Grabstein. Wenn die Sonne im richtigen Winkel darauffällt, hat man das Gefühl, auf einer warmen Tandooriplatte zu liegen. Bibi war mal Janes beste Freundin, aber sie tragen irgendeine Fehde aus, deren Grund kein Mensch mehr kennt. Garantiert war es Janes Schuld.
    Zu meinen Füßen lagen ein paar Mädchen aus Radnor, in der Mitte Lily Hargrove. Ich bin nicht mit Lily befreundet, aber natürlich weiß ich, wer sie ist. Sie ist schlank, ohne irgendwas dafür zu tun, hat lange, glänzende, kastanienbraune Haare und geheimnisvolle Mandelaugen, vor allem aber hat sie dieses gewisse Etwas  – ich kann nicht genau beschreiben, was es ist, aber offenbar macht einen die Gewissheit, attraktiv zu sein, noch attraktiver.
    Mir fehlt dieses gewisse Etwas. Ich habe das Gefühl, ich sehe irgendwie altmodisch aus, und zwar nicht im guten Sinne. Es gibt schon Jungs, die mich süß finden, aber alte Damen überschlagen sich förmlich bei mir. Du natürlich nicht, Almighty, aber sonst jede andere alte Dame im Universum. Ständig kommen sie zu mir und erzählen mir, wie hübsch sie mich finden. Es liegt an meiner Haut; sie stehen auf meine blasse, rosige Haut. Jungs ist Haut völlig egal. Ich habe noch nie einen Jungen sagen gehört: »Hey, schau dir mal die sexy Haut von dem Mädchen an.« Bei uns im Schwimmbad ist manchmal ein Mädchen namens Kelsey Mathers, sie hat Akne, aber trotzdem fahren die Jungs total auf sie ab. Als ich Sully mal auf Kelseys Pickel hingewiesen habe, tat er so, als hätte er keine Ahnung, wovon ich da redete. »Akne? Schau dir mal ihren Arsch an!« (Ich wollte »Popo« statt »Arsch« schreiben, um Deine zarten Gefühle nicht zu verletzen, aber dann hätte es nicht nach Sully geklungen, oder?) Vermutlich sehen Jungs über andere Unzulänglichkeiten hinweg, wenn nur der Arsch stimmt.
    Entschuldigung, falls Du das für ordinär hältst, Almighty, aber ich habe beschlossen, wenn ich schon eine Beichte ablege, dann werde ich richtig ehrlich sein und alles erzählen, auch Dinge, die Du vielleicht lieber nicht hören würdest.
    Ich begrüßte die Mädchen aus Radnor. Sie musterten mich mit zusammengekniffenen Augen, dabei schirmten sie die Augen zum Schutz vor der Sonne mit der Hand ab.
    »Ah, hallo«, sagte Phoebe Fernandez-Ruiz. Sie zog ihr rotes Tuch aus den Haaren. Lily Hargrove drehte den Kopf in Richtung der Schwimmer.
    Brooks und sein Freund Davis Smith kletterten aus dem Wasser und kamen tropfend auf uns zu. Ich merkte, wie Claire sich neben mir anspannte. Ich glaube, sie steht auf Brooks. Unzählige Mädchen stehen auf Brooks. Ich war selbst mal heimlich heftig in ihn verknallt. Zumindest dachte ich das. Als wir klein waren, spielte ich gern mit ihm, bei Familienpicknicks oder beim Eiersuchen an Ostern, doch als wir ungefähr zehn waren, wollte er nicht mehr mit Mädchen spielen. Da fing ich an, ihn ein bisschen zu vermissen und an ihn zu denken. Dass Ginger und Du immer so geredet habt, als würde ich ihn eines Tages heiraten, machte die Sache nicht besser.
    Wenn man ihn genau anschaut, sieht er eigentlich gar nicht so gut aus, aber die Sache ist, niemand schaut ihn richtig an. Vielleicht würde ein Mädchen, das ihn nie persönlich getroffen hat, beim Anblick seines Fotos nur mit den Achseln zucken und fragen: »Ja, und?« Doch jeder, der ihn kennt, weiß, was ich meine. Ich kann schon
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