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Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern
Autoren: Natalie Standiford
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Boden und er rollte sich zu ihren Füßen zusammen.
    »Ich würde euch gern das Bekenntnis vorlesen, das für euer weiteres Schicksal ausschlaggebend war.« Almighty nahm eine Mappe in die Hand und setzte ihre Brille auf. Während die Sullivans die Luft anhielten, starrte sie eine gefühlte Ewigkeit lang auf das Blatt in der Mappe.
    Sie begann zu lesen.
    Liebe Almighty,
    ich habe Buffalo Bill mit Wasser nass gespritzt.
    Ich habe ihn am Schwanz gezogen.
    Ich habe ihn mit Brokkoli gefüttert, davon ist ihm schlecht geworden.
    Ich habe seinen Hundekuchen gegessen. Der schmeckt nach überhaupt nichts.
    Es ist meine Schuld, dass Du findest, Hunde brauchen Regenmäntel.
    Es tut mir leid.
    Takey
    Das Schweigen im Zimmer war unbehaglich.
    »Das war’s also?«, fragte Jane. »Das war das Bekenntnis, das du hören wolltest?«
    »Takey war der Sünder.« Ginger begann zu lachen. »Im Ernst? Das ganze Theater, weil Takey den Hund geärgert hat?«
    »Der Arme musste schrecklich leiden.« Almighty nahm Buffalo Bill auf den Arm und richtete sich kerzengerade auf. »Ich werde nicht dulden, dass man sich über mich lustig macht. Bill ist ein Geschöpf Gottes und verdient Respekt.«
    »Ja, sicher«, stimmte Daddy-o zu. »Aber Takey ist erst sechs. Die ganze Familie in Sippenhaft zu nehmen, nur weil er –«
    Almightys eisiger Blick brachte ihn zum Schweigen.
    »Ich habe das Bekenntnis erhalten, das ich wollte, und ich werde euch wieder in mein Testament aufnehmen. Euer Treuhandfonds läuft weiter wie bisher, und nach meinem Tod wird jeder von euch eine beträchtliche Geldsumme erhalten. Seid ihr jetzt alle zufrieden?«
    Absolute Stille.
    »Ich dachte, das wolltet ihr hören. Es tut mir leid, wenn ich euch enttäuscht habe. Danke, Mädchen, für eure Aussagen – sie waren sehr aufschlussreich.«
    Die drei Schwestern, die nebeneinandersaßen, nahmen sich an der Hand. Sie hatten ihr Herzblut in diese Bekenntnisse gelegt und jetzt entließ Almighty sie mit der Bemerkung, es seien »aufschlussreiche Aussagen«?
    »Frohes neues Jahr euch allen. Euch Mädchen sehe ich am Dienstag zum Tee. Auf Wiedersehen.«
    Die Sullivans murrten, als sie ihre Mäntel für den langen Heimweg überzogen. »Gott sei Dank ist das überstanden«, sagte Daddy-o.
    »Wie albern«, fügte Ginger hinzu.
    Takey nahm Gingers Hand. »Hab ich gewonnen?«
    »Ja, Schätzchen. Glückwunsch.«
    Der Vorfall war zwar bizarr und ausgesprochen ärgerlich, doch das Endresultat entsprach ihrem Wunsch: Ihr Auskommen war gesichert.
    Beim Hinausgehen griff Norrie in ihre Manteltasche, weil sie ihre Handschuhe herausholen wollte, und fand einen versiegelten Umschlag, auf dem in Almightys vertrauter krakeliger Handschrift An Norris, Jane und Saskia stand. Obwohl sie vor Neugier brannte, schob Norrie das Kuvert zurück in die Tasche, um es für die Abgeschiedenheit des Turmzimmers aufzuheben.
    Als sie nach Hause kamen, versammelten sich die Mädchen im Turm, um den Brief zu lesen.
    Gilded Elms, 1. Januar
    Meine allerliebste Norrie, Jane und Sassy,
    ich war egoistisch und blind. Ich war manipulierend. Ich war herrisch. Das bekenne ich.
    Die Liebe hat mich verrückt gemacht. Ich habe mich mit meinen Freunden befehdet und mich gegen meine Familie aufgelehnt. Ich habe mit dem Schicksal und meiner Persönlichkeit gehadert, mit Leben und Tod. Ich habe gelogen und ich habe Menschen verletzt. Euch gegenüber bekenne ich dies alles.
    Meine lieben Enkeltöchter, ich war genau wie Ihr. Und trotzdem hat mich Euer Verhalten zutiefst erzürnt.
    Aber es gibt eine Sache, die selbst ich mir noch nicht geleistet habe: Ich habe den Tod nicht herausgefordert. Deshalb hast Du, Sassy, mich am meisten erzürnt.
    Jane hatte Recht: Ein Teil von mir hat gehofft, Norrie würde Brooks das Herz brechen. Ein Teil von mir hoffte, Jane würde der Welt alles erzählen, egal, wie sehr mein Ruf dabei beschädigt würde.
    Aber ich hätte nicht gedacht, dass eine von Euch so dreist ist, sich einzubilden, sie stünde über den Naturgesetzen. Diese Dreistigkeit hat mich schockiert, vor allem von einem so lieben und liebevollen Mädchen wie Dir, Sassy.
    Trotzdem … als ich Eure Bekenntnisse las, alle drei, verstand ich, wie sehr und wahrhaftig Ihr meine Nachkommen seid. Jede Handlung meines Lebens hat zu Euch und Euren Handlungen geführt – sogar Sassys.
    Und deshalb, meine liebe Sassy, vergebe ich Dir. Ich vergebe Euch allen. Ich erkenne, dass Ihr gelitten und Buße getan habt. Und mir ist jetzt klar, dass es trotz
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