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Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern
Autoren: Natalie Standiford
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meinte Lula. »Ist Norrie heute Abend zum Cotillon gegangen?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Ich hoffe, dass ich auch hindarf, wenn ich in der Zwölften bin«, sagte Lula.
    »Bestimmt«, sagte Aisha. »Aber ich vermutlich nicht.« Ihre Familie stammt aus Pakistan. Sie leben seit ungefähr zwanzig Jahren in Baltimore. Ich weiß, das reicht normalerweise nicht, um als Debütantin in Frage zu kommen – es sei denn, ihr Vater wäre der exilierte König von Pakistan oder so was, nicht bloß ein Orthopäde. Aber wer weiß, vielleicht kannst Du ja Deinen Einfluss geltend machen, wenn unser Jahrgang dran ist, damit Aisha doch zum Cotillon eingeladen wird. Ich weiß, dass ich nicht das geringste Recht habe, um Gefälligkeiten zu bitten. Aber es wäre eine gute Tat. Du und ich, wir könnten einen Handel abschließen: Wenn sie geht, gehe ich auch.
    Nach einer Weile gesellte sich Jane zu uns und erklärte, wir würden alle zur Party im Country Club fahren. Lula und Aisha waren begeistert.
    Wir zwängten uns ins Auto. Bridget und Bibi saßen vorn bei Jane und ich quetschte mich mit Aisha und Lula und Tasha auf die Rückbank. Jane ließ das Radio laufen, während wir die dunklen Feldwege zum Expressway hinunterfuhren. Selbst der Indierocksender spielte Weihnachtslieder. Ich hörte einen Song, der mir gefiel, eine Frauenstimme klagte darüber, dass jemand über zweitausend Meilen weg war. Während wir den Highway Richtung Stadt hinuntersausten, schmetterten wir sämtliche Lieder mit. Es war viel los, denn es war der Samstag vor Weihnachten. Alle fuhren zu Partys, genau wie wir.
    Da der Parkplatz des Clubs voll war, parkten wir auf der Straße und liefen ein paar Blocks. Es blies ein scharfer Wind. Als uns der Portier die Tür öffnete, drang Musik nach draußen. Wir sahen uns um. Die Debütantinnen waren schon angekommen und hingen in ihren Ballkleidern und Perlen in den Sesseln und Sofas. Als Claire uns sah, kam sie auf uns zugerannt.
    »Ihr glaubt es nicht!«, rief sie. Sie hatte Neuigkeiten. Ich wusste nicht, ob es gute oder schlechte waren, aber es waren definitiv Neuigkeiten. So erfuhren wir, dass Norrie durchgebrannt war. Selbst Jane war beeindruckt.
    Zuerst hatte ich Angst und machte mir Sorgen, dass Norrie nie wieder zurückkommen würde. Jane sagte: »Natürlich kommt sie wieder nach Hause«, doch ein Anflug von Zweifel huschte über ihr Gesicht. Seit Norrie Robbie kennengelernt hatte, war sie ein anderer Mensch. Wir kennen sie nicht mehr richtig. Sie war immer das vernünftigste und verantwortungsvollste Mädchen in der Familie gewesen und nun lief sie mit einem Mann davon, der ganze sieben Jahre älter war als sie, ließ unseren heiß geliebten Daddy-o mitten während des Debütantinnenballs stehen und brachte alle anderen gegen sich auf. Vor allem Dich.
    Aus Liebe tat Norrie verrückte Dinge. Ich hoffe, das passiert mir nie.

Dreizehn
    Als Norrie an Heiligabend nach Hause kam, war sie mit glamourösen New Yorker Geschenken für alle bepackt. Ganz erwachsen, wie eine Braut, die gerade aus den Flitterwochen zurückkommt. Ich freue mich, dass sie da ist, aber ich vermisse die alte Norrie.
    Das vergaß ich bald, denn St. John und Sully kamen ebenfalls an und das Haus war voll, wie früher. Es herrschte jede Menge Betriebsamkeit und Aufregung, doch es lag auch ein Schatten über allem. Wallace war gerade einen Monat tot und außer mir und Dir, Almighty, schien ihn niemand zu vermissen. Du hast nicht gesagt, dass Du ihn vermisst, aber ich weiß, dass es so ist. Es war Dir anzusehen, als Du am Tag nach dem Cotillon mit Buffalo Bill bei uns vorbeigekommen bist. Du hieltest Bill auf dem Schoß, um ihn vor Takeys Wasserpistole zu schützen. Ich habe Dir fröhliche Weihnachten gewünscht und Dir einen Kuss auf die Wange gedrückt, aber Du hast gekrächzt: »Was soll denn daran fröhlich sein?«
    Das warst so überhaupt nicht Du.
    Ich wartete, ob Du mich ansehen oder etwas sagen oder mich wegschicken würdest. Aber Du starrtest nur grimmig ins Feuer. Da wusste ich, dass Wallace Dir fehlte – und da wusste ich auch, dass Du mir nicht verziehen hattest.
    Ich wollte unbedingt einen Weg finden, alles besser zu machen. Ich dachte über die Geschichte des Wintermärchens nach. Wenn ich doch bloß eine Statue von Wallace anfertigen und sie durch einen Zauber zum Leben erwecken könnte! Ich wusste, dass es nicht ging. Aber vielleicht konnte ich Dir zeigen, wie sehr ich mir wünschte, dass es möglich wäre.
    Und so habe ich meinen Plan für
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