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Die Barbaren von Ragnarok

Die Barbaren von Ragnarok

Titel: Die Barbaren von Ragnarok
Autoren: Tom Godwin
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als der zweite schomarische Truppentransport eintraf. Zehn mechanische Tausendfüßler kamen aus den Schiffsbäuchen, dann schoben sich lange Kolonnen von Soldaten über die Rampen und gingen hinter den ersten zwanzigtausend in Stellung. Die ganze Fläche zwischen der Stadt und dem Erzberg wimmelte von ihnen wie von Ameisen, und immer mehr marschierten aus den Schiffen …
    Eine Hand beruhte seinen Arm. »Johnny …«
    Er wandte den Kopf und blickte in Loras Gesicht; in braune Augen, die getrübt waren, und in ein Gesicht, auf dem ein schwaches Lächeln stand.
    »Schela sagte, es würde nicht viel Zeit sein, dich zu sehen, darum wollte ich schnell herüberkommen und hallo sagen, bevor die Schomarer uns unterbrechen …« Dann warf sie ihre Arme um ihn und drückte ihr Gesicht an seine Brust, und ihre Stimme kam stockend und gedämpft: »Oh, Johnny – ich hab’ dich wieder, aber nur für so kurze Zeit …«
    »Kurze Zeit?« fragte er. »Wir werden unser ganzes Leben Zeit haben.« Und er erzählte ihr von seinem Plan, das Phantomschiff zu erobern.
    »Glaubst du, wir können es machen?« fragte sie, mit neuer Hoffnung zu ihm aufblickend.
    »Mit etwas Glück, Lora …«
    Er ging zu George Ord, der den Umwandler für die zweite Ebene komplettierte.
    »Ich arbeite an den letzten Schaltkontakten«, sagte George und hob für einen Moment sein schwitzendes Gesicht. »Halte mir die Schomarer noch zehn Minuten vom Leib, und du kannst dein Schiff haben.«
    »Wieviele werden an Bord von diesem Ding gehen?« fragte Lora.
    »Wer noch in seiner Nähe und am Leben ist, wenn es starten kann«, sagte er, »wird an Bord sein. Aber wenn du glaubst, daß du und Barbara …«
    »Ich fragte nur«, sagte sie. Sie drückte seinen Arm zum Abschied, die Augen weich und dunkel und naß, als sie mit einem kleinen Lächeln zu ihm aufblickte, dann ging sie, um ihren Platz in der zweiten Verteidigungslinie einzunehmen.
    John ließ seinen Blick durch die Höhle wandern und prüfte ein letztes Mal die Verteidigungsbereitschaft und Aufstellung der Ragnaroker und Kilvarl. Der große Boiler in der Mitte der Schiffshälfte war heiß; ein Dampfstrahl schoß aus dem Sicherheitsventil. Der Desintegrator hing an Ketten von einer der oberen Streben, und Norman kauerte hinter der Waffe. Die anderen Desintegratoren waren halbkreisförmig im fast dunklen Hintergrund der Höhle aufgestellt. Noch weiter zurück, in den vielen alkovenartigen Nebenhöhlen und Ausgängen, warteten die Ragnaroker und die Kilvarl und dreißig oder vierzig Waldschliefer, unter ihnen Fenrir und Sigyn. Durch das offene Schiffsskelett konnte er George Ords breiten Rücken sehen, und als er ihn anrief, hallte seine Stimme unerwartet laut durch die Stille: »Wie lange wirst du noch brauchen, George?«
    »Fünf Minuten, vielleicht ein bißchen weniger«, antwortete George, ohne aufzublicken.
    »Weißt du, Johnny«, rief Norman vom Schiff herab, »wir sollten wirklich mal versuchen, auf ehrliche Weise zu Schiffen zu kommen. Wir knobeln immer nur herum, wie wir sie dem Feind abnehmen können …«
    »Angriff!«
    Die telepathische Warnung der Kilvarl ging gleichzeitig an jeden Mann und jede Frau in der Höhle. Zwei Sekunden später erzitterte der Berg, als die Desintegratoren eines Schlachtschiffs seine Flanke aufrissen. Ein tiefes Brüllen erfüllte die Höhle. Er ging zur Nase des Schiffes, wo die Reihen der Bewacher warteten, und wandte sich der Höhlenwand zu, wo sie durchbrechen würden. Das Brüllen verstärkte sich zu ohrenbetäubendem Donnern, als ob der ganze Berg über ihnen einstürzte, dann kam ein scharfes, grelles Krachen von der Wand, und wo sie eben noch gewesen war, stach ein blauer Flammenstrahl herein.
    Er verschwand, und es wurde einen Moment still. John blickte durch die enorme Öffnung hinaus auf die fackelerhellte Oberfläche von Kilvar und sah schon die ersten Angreifer kommen, voran ein halbes Dutzend mechanische Tausendfüßler, die mit erstaunlicher Geschwindigkeit über das aufgerissene Gestein heranrasten. Die Schomarer folgten im Laufschritt, große und muskulöse Männer, disziplinierte Kampfmaschinen.
    Die Verteidiger und die Schomarer eröffneten das Feuer gleichzeitig. Die blauen Energiestrahlen der Desintegratoren schossen auf die Tausendfüßler zu, die sich sofort nach ihrem Eindringen verteilten und mit ihren heraustretenden Facettenaugen alles aufzeichneten, was sie sahen, um das Bild simultan auf die Bildschirme der schomarischen Flotte zu übertragen.
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