Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
vor wie in einem bösen Traum, hoffte immer wieder, bald daraus zu erwachen, doch da war niemand, der mit den Fingern schnippte und ihn von diesen Ketten befreite.
    Die Versteigerung des Hauses samt Mobiliar und Bildern, darunter ein Modigliani und ein Manet, der Autos, des Firmeninventars deckte in etwa die Hälfte des entstandenen Schadens. Ein weiterer beträchtlicher Teil wurde durch das Abstoßen von Aktienpaketen und den Verkauf der Softwarerechte an einen zunächst unbekannt gebliebenen Käufer gedeckt. Später erfuhr David, daß eine Firma mit Namen SOFPRO die neue Eigentümerin der Rechte war. Aber noch blieben achtundachtzigtausend Mark Restschuld.
    Einem Freund bei der Kripo Frankfurt, Hauptkommissar Manfred Henning, hatte er es schließlich zu verdanken, daß man ihn nach nur vier Wochen aus der U-Haft entließ, doch leider konnte dieser Freund sonst nichts weiter für David tun; er arbeitete für die Mordkommission und nicht für die Steuerfahndung.
     
    Kurz nachdem er aus der U-Haft entlassen worden war, hatte er wieder Arbeit gefunden, bei Werner Holbein, dem ebenfalls ein Softwareunternehmen, die P RO C OM, gehörte und der David in der Poststelle untergebracht hatte. Als sie zur Uni gingen, waren sie dicke Freunde gewesen; sie hattenzusammengearbeitet, bis sie sich, was die Entwicklung eines Programms anging, in die Haare gerieten und sich ab da ihre Wege trennten. Drei Jahre lang waren die beiden Firmen härteste Konkurrenten auf dem Gebiet der Softwareentwicklung, wobei die M ARQUARDT G MB H die P RO C OM schließlich weit hinter sich gelassen hatte und diese sich, um bestehen zu können, auf unternehmensspezifische Programme für NetServer spezialisierte.
    Werner Holbein war, als der Bankrott der M ARQUARDT G MB H bekannt wurde, trotz der ehemaligen Feindschaft einer der wenigen, die hinter David standen, ihm glaubten, daß er mit dem Konkurs seiner Firma nichts zu tun hatte. Er hatte sich bei der Deutschen Generalbank für David eingesetzt und einen Deal ausgehandelt, woraufhin die Bank bereit war, die noch ausstehende Schuldsumme in ein befristetes Darlehen umzuwandeln, das mit monatlich eintausendfünfhundert Mark rückgeführt wurde.
    Jetzt hausten sie in einer schäbigen Fünfzimmerwohnung in einem Hochhaus in einem der elendsten und schmutzigsten Gebiete von Frankfurt. Ihre Wohnung lag im zweiten Stock, die Aufzüge waren meist außer Betrieb, das Treppenhaus eine stinkende Müllhalde, in die gepißt und geschissen wurde, wo Junkies sich ungeniert einen Schuß setzten, wenn ihnen danach war. Vor drei Wochen war sein Wagen, ein acht Jahre alter Peugeot 505 Familiale, von Unbekannten über und über mit Fäkalien beschmiert worden, man hatte ihm einen Schuhkarton mit Hundekot vor die Tür gelegt, der nachts um zwei explodierte, in seinen Briefkasten war uriniert worden, immer wieder klingelte das Telefon, ohne daß sich jemand meldete, man hörte nur schweres Atmen am anderen Ende der Leitung, und er hatte schon mehrere Drohbriefe von Unbekannt erhalten, daß ihm und seiner Brut, wie es hieß, das Leben zur Hölle gemacht werden würde. Er hatte mit seinem Freund Manfred Henning von der Kripo gesprochen, ihm die Briefe gezeigt; er vermutete, daß hinter alledem ehemaligeMitarbeiter steckten, die sich auf diese abscheuliche Weise an ihm rächen wollten. Henning war der gleichen Meinung, sagte aber, daß die Polizei absolut nichts ausrichten könne, solange kein physischer Schaden entstand und das Leben der Familie nicht in unmittelbarer Gefahr war. Worüber David nur hämisch lachte, weil ihm diese Mitteilung ganz und gar nicht die Angst nahm, daß ihm oder einem Mitglied seiner Familie etwas zustoßen könnte.
    Und jetzt waren da diese wie ein Damoklesschwert über ihm hängenden Rechnungen; jeder wollte sein Geld sofort haben. Kleinere Beträge wie Strafmandate ließen sich hinauszögern bis zur zweiten Mahnung oder sogar bis zum Einschreiben mit Androhung von Erzwingungshaft. Doch weder der Vermieter noch das Finanzamt, noch die Stadtwerke oder das Fernmeldeamt ließen mit sich spaßen, Strom und Telefon waren ganz leicht abzustellen.
    Das war es, was ihm Kopfzerbrechen bereitete. Er hätte besser aufpassen müssen, nicht so gutgläubig sein dürfen, hätte öfters selber überprüfen müssen, ob mit dem Konto und den Rechnungen alles in Ordnung war. Aber jetzt war es zu spät, über diese Versäumnisse nachzugrübeln.
    Möglicherweise wäre das alles auch nicht so schlimm gewesen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher