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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank
Autoren: Brad Meltzer
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unseren Namen aus den Zeitungen heraushält, was uns wiederum ermöglicht, uns die Klienten herauszupicken, die wir haben wollen. Wie ich schon sagte: Man eröffnet nicht einfach ein Konto bei Greene.
    Dafür gelingt es den Partnern, einen bedeutenden Berg Wohlstand unter einem unglaublich kleinen Dach anzuhäufen. Und was noch wichtiger ist, denke ich, während ich auf die Vierzig-Millionen-Dollar-Überweisung an Tanner starre, daß jeder Partner persönlich für alle Bestände der Bank verantwortlich ist. Bei der letzten Zählung haben wir dreizehn Milliarden Dollar verwaltet. Milliarden. Das sind neun Nullen. Geteilt durch zwölf Partner.
    Vergiß Tanner … Ich kann nur noch an Lapidus denken. Er ist mein Boß. Und die Person, die mir meine Entlassungspapiere in den Rachen schieben wird, wenn ich einen der größten Klienten der Bank verprelle. »Es ist völlig unmöglich, daß dies alles nur ein Schwindel ist«, wiederhole ich. »Ich habe erst letzte Woche gehört, wie Lapidus von der Überweisung geredet hat. Ich meine, schließlich ruft Tanner ja nicht aus dem Nichts an.«
    »Es sei denn, natürlich, Lapidus steckt mit drin …«
    »Würdest du bitte aufhören? Du hörst dich ja an wie … wie …«
    »Wie jemand, der weiß, wovon er redet?«
    »Nein, wie ein paranoider Verrückter, der jeden Kontakt zur Realität verloren hat.«
    »Ich muß dir mitteilen, daß mich das Wort ›Verrückter‹ beleidigt.«
    »Vielleicht sollten wir ihn anrufen, um sicherzugehen.«
    »Keine schlechte Idee«, stimmt Charlie mir zu.
    Die Uhr an der Wand verrät mir, daß mir noch vier Minuten bleiben. Was ist das Schlimmste, das ein Telefonanruf auslösen kann?
    Hastig suche ich im Klientenverzeichnis nach Tanners Privatnummer. Aber es steht nur seine Family-Office-Nummer drin. Manchmal kann einem dieses Getue wegen der Privatsphäre ziemlich auf die Nerven gehen. Ich habe aber keine Alternative, wähle die Nummer und schaue auf die Uhr. Dreieinhalb Minuten.
    »Drew, Family-Office«, meldet sich eine Frau.
    »Hier spricht Oliver Caruso von Greene & Greene. Ich muß mit Mister Drew sprechen. Es handelt sich um einen Notfall.«
    »Um was für einen Notfall handelt es sich?« erkundigt sie sich schnippisch. Ich sehe ihr verächtliches Gesicht vor mir.
    »Um einen Vierzig-Millionen-Dollar-Notfall.«
    Pause. »Bitte warten Sie.«
    »Holen sie ihn ran?« erkundigt sich Charlie.
    Ich ignoriere die Frage, klicke mich wieder auf das drahtlose Überweisungsmenü zurück und setze den Mauszeiger auf Send . Charlie hat wieder seinen Platz auf meiner Stuhllehne eingenommen.
    Dreißig Sekunden später habe ich die Sekretärin wieder in der Leitung. »Es tut mir leid, Mr. Caruso. In seinem Büro nimmt niemand ab.«
    »Hat er ein Handy?«
    »Sir, Sie scheinen nicht zu verstehen …«
    »Ich verstehe sogar sehr gut. Wie war noch mal Ihr Name? Nur damit ich Mr. Drew sagen kann, mit wem ich gesprochen habe.«
    Pause. »Warten Sie bitte.«
    Wir haben noch eine Minute und zehn Sekunden. Ich weiß, daß die Bank mit dem Fed-Express synchronisiert ist, aber man kann die Dinge eben nur bis zu einem gewissen Maß beschleunigen.
    »Was hast du vor?« fragt Charlie.
    »Wir schaffen es«, beruhige ich ihn.
    Noch fünfzig Sekunden.
    Mein Blick klebt an dem digitalen Knopf auf dem Bildschirm, auf dem Send steht. Ich habe den Bildschirmrand längst über die Zeile mit den »40000000 Dollar« weitergescrollt, aber im Moment ist das alles, was ich sehe. Ich schalte die Freisprecheinrichtung des Telefons an, damit ich die Hände bewegen kann.
    Noch dreißig Sekunden.
    »Wo, zum Teufel, steckt diese Frau?«
    Meine Hand zittert so stark, daß der Mauszeiger auf dem Bildschirm tanzt. Wir haben keine Chance.
    »Das war’s«, erklärt Charlie. »Zeit für eine Entscheidung.«
    Damit hat er recht. Das Problem ist nur, ich … Ich kann einfach nicht. Ich werfe einen hilfesuchenden Blick über die Schulter auf meinen Bruder. Er sagt kein Wort, aber ich kann trotzdem alles hören. Er weiß, wo wir herkommen. Er weiß, daß ich mich hier vier Jahre lang abgestrampelt habe. Dieser Job bedeutet für uns alle den Ausweg aus der Notaufnahme. Als uns noch zwanzig Sekunden bleiben, nickt er unmerklich.
    Mehr brauche ich nicht. Ein kleiner Anstoß, den Löwenzahn zu essen. Ich drehe mich wieder zum Bildschirm um. Drück auf die Taste! ermahne ich mich. Aber als ich es tun will, erstarre ich. Mir wird schummrig vor Augen.
    »Mach schon!« schreit Charlie.
    Die Worte hallen laut,
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