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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank
Autoren: Brad Meltzer
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Hauptdienstleistung: Diskretion. Aus diesem Grund nehmen wir auch nicht von jedem Geld. Im Gegenteil: Wir suchen uns unsere Klienten aus, nicht umgekehrt. Wie die meisten Banken fordern wir eine Mindesteinlage. Der feine Unterschied ist, daß unsere Mindesteinlage zwei Millionen Dollar beträgt. Und zwar nur, um ein Konto zu eröffnen. Kommt jemand mit fünf Millionen an, sagen wir: »Fein, das ist ein guter Anfang.« Bei fünfzehn Millionen lautet unser Kommentar: »Wir würden uns gern mit Ihnen unterhalten.« Und ab fünfundsiebzig Millionen betanken wir einen Privatjet und stehen bei unserem Kunden auf der Matte – Mr. Drew, jawohl, Sir.
    »Ich wußte es«, sage ich und deute auf den Bildschirm. »Lapidus hat es nicht einmal im System vermerkt. Anscheinend hat er die ganze Angelegenheit vollkommen vergessen.« Nachdem ich ein anderes von Lapidus’ Paßwörtern eingetippt habe, gebe ich die ersten Ziffern der Zahlungsanweisung ein.
    »Bist du sicher, daß du einfach sein Paßwort benutzen kannst?«
    »Keine Angst, das ist vollkommen in Ordnung.«
    »Vielleicht sollten wir den Sicherheitsdienst rufen, dann kann Shep …«
    »Ich will nicht mit Shep reden!« unterbreche ich ihn sofort. Ich weiß, was dabei herauskommt.
    Charlie schüttelt den Kopf und blickt wieder auf den Bildschirm. Unter »In Bearbeitung« sieht er drei Scheckzahlungen, alle an eine »Kelli Turnley« gerichtet.
    »Ich wette, das ist seine Geliebte«, sagt er.
    »Warum?« frage ich. »Weil sie zufällig Kelli heißt?«
    »Jenni, Candi, Brandi … Es ist wie eine Familienkarte zum Playboyschloß: Gib mir das ›i‹, und du kommst rein.«
    »Zum ersten irrst du dich, und zum zweiten ist das zweifellos das Dümmste, was ich je gehört habe. Und zum dritten …«
    »Wie war noch mal der Name von Dads erster Freundin? Laß mich kurz nachdenken … War es nicht Randi?« Ich schiebe rasch den Stuhl zurück, katapultiere Charlie von der Lehne und stürme aus dem Büro.
    »Willst du nicht wissen, wie es ihr so ergangen ist?« ruft er mir hinterher.
    Ich stürme den Flur entlang und konzentriere mich auf mein Handy. Noch immer dringt die Ansage des University Clubs aus dem Hörer. Wütend lege ich auf und drücke die Wiederholungstaste. Diesmal erwische ich eine lebende Stimme.
    »University Club. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich versuche, Henry Lapidus zu erreichen. Er befindet sich in einer Konferenz in einem Ihrer Säle.«
    »Bitte warten Sie, Sir, dann versuche ich …«
    »Stellen Sie mich nicht durch! Ich muß ihn jetzt sprechen!«
    »Ich bin nur die Vermittlung, Sir. Mehr als Sie nach unten durchstellen kann ich leider nicht.«
    Es klickt, und dann höre ich ein anderes Geräusch. »Sie sprechen mit dem Konferenzzentrum des University Clubs. Alle Leitungen sind belegt. Bitte bleiben Sie dran.«
    Ich umklammere das Handy fester, während ich den Flur entlang laufe und vor einer neutralen Metalltür stehenbleibe. Es ist der Käfig , wie er in der Bank genannt wird. Hier befindet sich eines der wenigen Privatbüros auf dieser Etage, und außerdem beherbergt er unser gesamtes Geldüberweisungssystem. Bargeld, Schecks, telegrafische Anweisungen, alles nimmt hier seinen Anfang.
    Natürlich befindet sich ein Tastencode über dem Türknauf. Lapidus’ Code verschafft mir auch hier Zugang. Der geschäftsführende Direktor kommt schließlich überall hinein.
    Zehn Schritte hinter mir betritt Charlie das Büro. Es ist für sechs Personen ausgelegt. Der rechteckige Raum befindet sich an der Rückwand des dritten Stocks, aber drinnen sieht es hier genauso aus wie in den Kabinen. Neonlicht, genormte Schreibtische, grauer Teppichboden. Der einzige Unterschied sind die riesigen Rechenmaschinen, die auf jedem Schreibtisch stehen.
    »Warum mußt du immer gleich in die Luft gehen?« fragt Charlie, nachdem er mich eingeholt hat.
    »Können wir bitte hier nicht darüber reden?«
    »Sag mir einfach, warum du …?«
    »Weil ich hier arbeite!« schreie ich und drehe mich auf dem Absatz herum. »Und weil du hier arbeitest! Und weil unsere Privatangelegenheiten zu Hause bleiben sollten!« Er hält einen kleinen Notizblock und einen Stift in den Händen. Der Student des Lebens. »Und komm nicht auf die Idee, das aufzuschreiben!« warne ich ihn. »Ich will das nicht in einem deiner Songs hören!«
    Charlie starrt auf den Boden und überlegt, ob das einen Streit wert ist. »Wie du willst«, sagt er und läßt den Block sinken. Er streitet nie, wenn es um seine Kunst
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