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Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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etwa schon zu sich? Sie konnte darüber nicht weiter nachdenken. Unvermittelt packte Simeon wieder ihr Kinn und zwang sie, ihren Kopf zu strecken und ihn anzusehen. Ganz kurz umspielte ein Lächeln seine Mundwinkel. Durch das um sie herum flackernde Licht der Fackeln schimmerten seine Augen in wechselnden Blautönen, so anlockend, dass es sie einen Moment betäubte. Der starke Druck seiner Hand an ihrem Kinn ließ sie schnell wieder zu sich kommen. Weiter, dachte sie. Jedes Wort einzeln für sich und langsam ausgesprochen verkündete sie mit fester klarer Stimme:
    „Ihre Leiche wurde gefunden.“
    Anke hatte keinen Schimmer, ob es sich bei der Frauenleiche wirklich um Petra Zellmeister handelte, das musste erst noch festgestellt werden, aber davon wusste Simeon ja nichts. Sie pokerte hoch. Aber um hier herauszukommen, würde sie sogar töten. Mit einer verachtenden, ruckartigen Bewegung, die ihren Kopf zur Seite schlug, ließ Simeon ihr Kinn los. Anke redete ohne Punkt und Komma weiter.
    „Gefunden, und raten Sie mal, wo? Auf ihrem eigenen Gartengrundstück. Ich weiß, dass es Ihrer Mutter gehört hat. Sie war verbuddelt unter dem hübschen Schäferwagen. Ihr Vater hat jahrelang in lauen Sommernächten nach den Gartenpartys über ihre Leiche geschlafen. Sich vergnügt. Haben Sie das wirklich nicht gewusst? Sie wurde von der Polizei gefunden. Und auch all die anderen Knochenteilchen. Hätte ihr Vater damals schon einen Häcksler gehabt, wäre von Ihrer Mutter auch nichts übrig geblieben. Dann wäre sie in Stückchen gehackt worden wie all die anderen Opfer.“
    Endlich kam Wolf ihr wieder zur Hilfe. Mit seiner für ihn typischen samtenen Therapeutenstimme betonte er eindrucksvoll die Wörter, auf die es ankam.
    „Sie haben Ihre Mutter sehr geliebt. Sie konnten nicht verstehen, warum sie eines Tages einfach verschwunden war. Sie verlassen hatte. Sie als kleinen Jungen allein gelassen und diesem traurigen Schicksal in Heimen überlassen hat.“
    Anke atmete innerlich auf. Wolf hatte schnell begriffen, worauf sie es absah. Als erwachsener Mann war Simeon verroht, hart und emotional eingefroren. Aber wenn es ihnen gelang, ihn zurückzuversetzen in die sensible Seele des kleinen Jungen mit all seinen Emotionen. In den verlassenen, traurigen Simeon, der noch unberührt, noch nicht vom Virus des Satanismus infiziert war, dann hätten sie eine Chance. Er musste sich fühlen wie damals, verletzt und hilflos. Anke ließ die Augen nicht von Simeon. Cara auf dem Opfertisch stöhnte erneut, faselte unverständliche Worte. Simeon wandte kurz seinen Blick zum Altar. Fred stand daneben, zog die Schultern an und hob andeutungsweise die Arme, fragend, was nun geschehen soll? Simeon schien unschlüssig, sah wieder zu Wolf, als dieser fortfuhr.
    „Der kleine Junge“, diese vier Worte verstärkte er besonders nachhaltig, „war so verstört, dass er anfing zu stottern, glaubte, seine Mutter würde ihn nicht mehr lieben. Glaubte, er sei es nicht wert, geliebt zu werden.“
    Anke betete stumm. Was sie hier versuchten, war hanebüchen, aber es musste funktionieren. Es musste.
    Sekunden später traute sie ihren Ohren nicht, jubelte innerlich.
    „ Hö...hö...ren  Sie  a...auf.  Aufhören!“, brüllte Simeon wie von Sinnen.
    Jetzt nur nichts falsch machen, dachte Anke.
    Auch Fred vorne schien zu begreifen, was vor sich ging.
    „ Simeon ...“, schaltete er sich ein.
    Mit einer barschen Handbewegung brachte Simeon ihn zum Schweigen.
    „Aber so war es nicht“, sprach Wolf mit leiser, weicher aber durchdringender Stimme weiter. „Ihre Mutter hat Sie geliebt. So sehr, dass Sie mit Ihnen die Flucht wagte. Es war nicht Ihre Schuld. Der kleine Simeon konnte nichts dafür, er konnte nichts dafür.“
    Diese Worte schienen ihn endgültig aus der Fassung zu bringen.
    „Sie ...Sie ...und  I...Ihre ..rot...ha... ha...rige  Hex...xe, Sie lü...lü...gen.“
    Anke glaubte nun zudem, ihren Augen nicht zu trauen. Tränen flossen über Simons Gesicht. Sie sah sich verhalten um. Swami und Fred, die ebenfalls gleich ihrem Herrn das Gesicht entblößt hatten, starrten ihren Führer fassungslos an.
    „Es war nicht Ihre Schuld“, setzte Wolf noch mal dazu und sie hoffte, dass Wolf jetzt reagierte und den Revolver an sich brachte. Das tat er auch, aber auch Simeon kehrte wieder zurück in die Gegenwart. Alles ging so schnell, dass Anke keine Zeit hatte, irgendwelche Angstgefühle in sich aufkommen zu lassen. Wolf stürzte auf Swami. Es gab ein
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