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Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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durch Summen das Öffnen der Tür ankündigte, blickte Anke rasch auf die Uhr und stellte verwundert fest, dass erst eine halbe Stunde vergangen war.
    „ Also los“, flüsterte sie Wolf zu, „wir schaffen es, irgendwie. Gottes Stunde ist mitunter die letzte Minute.“
    „ Deine Worte in sein Ohr“, hauchte Wolf zurück.
    Es bot sich ihnen das übliche Bild. In der Tür stand Swami mit seinem Zubehör. Durch eine zuckende Bewegung damit deutete er an, was sie zu tun hatten.

34
    Was du beschließt, das wird dir gelingen,
    und das Licht strahlt über deinen Wegen
    Hiob 22:28
     
    Weihrauchduft empfing sie. Anke starrte zuerst auf die zwei Männer in ihren schwarzen Kapuzenkutten. Ihre Gesichter waren mit einer ebenso schwarzen Maske bedeckt, die nur die Augen freigaben. Sie erkannte Simeon an seiner Größe. Anschließend hielt sie für einige Minuten das umgekehrt hängende Kreuz über dem Altar gefangen. Beim Anblick der Miniorgel seitlich des Altars dachte sie kurz über die perfekte kirchliche Ausstattung nach. Oder war die Orgel nur Attrappe? An den dunklen Wänden um sie herum warfen brennende Fackeln flackerndes Licht. Die Mauern schienen sich unter den wabernden Flammen zu bewegen, fielen und hoben sich, die Decke schien sich zu senken. Es herrschte eine düstere Unheil verkündende Atmosphäre. In dem sonst leeren, bestimmt vierzig bis fünfzig Personen fassenden Raum wirkten sie verloren. Ihre Augen glitten zu dem Sims unterhalb des Altars. Hier befanden sich aufgereiht Dolche und Schwerter, Handschellen, diverse Peitschen und mehrere lose zusammengerollte grüne Kabel, die Anke bei genauerem Hinsehen als dünne Seile definierte. Cara lag auf dem Opfertisch vor dem Altar, an Händen und Füßen mit eben so einem grünen Seil angebunden. Ihr Bauch wölbte sich hervor. Anke wurde es bei dem Anblick schlecht. Sie würgte. Aber da ihr Magen leer war, brauchte sie nicht zu befürchten, erbrechen zu müssen. Wolf starrte wie sie selbst gebannt auf das, was sich ihren Augen bot. Aus den Augenwinkeln sichtete Anke Swami, der im Schneidersitz auf dem Boden hockte und sie nicht aus den Augen ließ.
    Bei dem unvermittelt einsetzenden Orgelgetöse zuckte Anke zusammen, als hätte sie ein Peitschenhieb getroffen. Wolf neben ihr war einen Schritt zurück gewichen. Anke schüttelte mehrmals hektisch ihren Kopf, um sich in die Wirklichkeit zurück zu holen. Funktionierte die Orgel auf Knopfdruck? Was denke ich für einen Blödsinn. Es spielt überhaupt keine Rolle, räsonierte sie sich selbst. Unvermittelt glitten ihre Gedanken weiter zur Redaktion. Dort würden sie sich sicher wundern, nichts mehr von ihr zu hören. Für Sekunden dachte sie an die Artikel, die zu schreiben ihr wohl zukünftig versagt bleiben würde. Sie schloss die Augen. Das hier konnte alles nicht wahr sein. Als wäre mit dem Getöse das Finale eingeleitet worden, ließen die Orgelpfeifen nun durch Freds Drehung am Dimmer leisere Töne verlauten, die Simeons salbungsvollen Worte trugen und sie aus ihren Gedanken holten. Es folgte eine Litanei, von der sie kein Wort verstand. Simeon hielt in der einen Hand einen goldfarbenen Kelch, wie sie ihn aus der Kirche kannte, und in der anderen ein zinnfarbenes Weihrauchkännchen, das er über den nackten Leib Caras hin und her schwenkte. Zwischendurch hob er in regelmäßigen Abständen beschwörend die Arme samt Kelch und Kännchen gegen die schwarze Decke und betete rituelle Schwüre und Drohungen gegen Ungläubige und Unehrenhafte herunter.
    „ Damit meint er uns“, hauchte Wolf ihr zu.
    In der nächsten Sekunde versprach er Satan, ihm dieses noch ungeborene Kind zu weihen und bat ihn, ihm bei seiner Mission zu helfen. Ihn niemals von seinem Weg abzuweichen zu lassen, mit seiner Hilfe eine satanische Weltordnung zu errichten und eines Tages in seinem Namen die Welt zu beherrschen. Der neben Simeon stehende Kuttenmann Fred hielt ein langes, blinkendes Messer in seinen Händen. Anke starrte unverwandt auf Simeon und bestaunte fassungslos seine Darbietung. Wie konnte ein Mensch derart verrückt sein, diesen Unsinn zu glauben? Simeon? Kladden? Was hatte darin über ihn gestanden? Es musste doch etwas geben, womit sie ihn ablenken, packen und vielleicht sogar ..., nein, soweit wollte sie nicht denken. Anke senkte die Lieder und konzentrierte sich auf das wenige, was ihr noch über Simeon in Erinnerung war. Er hatte stark unter dem Verlust seiner Mutter gelitten. So schlimm, dass er deswegen sogar gestottert
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