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Die Auswahl. Cassia und Ky

Titel: Die Auswahl. Cassia und Ky
Autoren: Ally Condie
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ausgeglichen, ruhig und schön aussieht. Ich will mich in Bestform präsentieren.
    Doch nichts geschieht.
    Ich stehe da und starre auf den Monitor, und während die Sekunden verrinnen, kann ich nichts anderes tun, als stillzuhalten und weiter zu lächeln. Um mich herum beginnen die Leute zu tuscheln. Aus dem Augenwinkel heraus sehe ich, wie meine Mutter die Hand hebt, als wolle sie nach meiner greifen, doch dann lässt sie sie wieder sinken.
    Ein Mädchen in einem grünen Kleid steht da und wartet, ihr Herz klopft stärker denn je. Das bin ich.
    Der Bildschirm ist und bleibt dunkel.
    Das kann nur eines bedeuten.

KAPITEL 2

    U m mich herum erhebt sich leise ein Flüstern, so zart, als würden unter der Kuppel der Halle kleine Vögel mit ihren Flügeln schlagen.
    »Ihr Partner ist heute Abend hier«, sagt die Moderatorin.
    Die Leute um mich herum lächeln mir zu, und das Flüstern wird lauter. Das Land unserer Gesellschaft ist so groß, die Städte so zahlreich, dass die Wahrscheinlichkeit, den perfekten Partner an seinem eigenen Wohnort zu finden, verschwindend gering ist. Ich habe noch nie davon gehört, dass es in unserer Stadt überhaupt schon einmal vorgekommen ist.
    Diese Gedanken schießen mir durch den Kopf, und ich schließe kurz die Augen, als ich verstehe, was es bedeutet, nicht grundsätzlich, sondern für mich, das Mädchen im grünen Kleid.
Es kann sein, dass ich meinen Partner kenne.
Es kann jemand sein, der auf dieselbe Höhere Schule geht wie ich, jemand, den ich jeden Tag sehe, jemand …
    »Xander Thomas Carrow.«
    Am anderen Ende der langen Tafel erhebt sich Xander. Zwischen uns erstreckt sich eine lange Bahn weiß eingedeckter Tische, schimmernder Kristallgläser und glänzender Silberkästchen.
    Ich kann es kaum glauben!
    Das ist ein Traum. Die Leute sehen mich und den attraktiven Jungen im dunklen Anzug an. Es fühlt sich nicht real an, bis Xander mich anlächelt. Ich denke
, ich kenne dieses Lächeln
, und plötzlich muss auch ich lächeln. Der rauschende Applaus und der Duft der Lilien holen mich in die Wirklichkeit zurück und überzeugen mich, dass dies alles gerade wirklich passiert. Träume duften nicht, sind nicht erfüllt von lautem Applaus. Ich erlaube mir einen klitzekleinen Verstoß gegen das Protokoll und winke ihm kurz zu. Sein Lächeln wird noch breiter.
    Die Moderatorin sagt: »Sie können jetzt wieder Ihre Plätze einnehmen.« Sie scheint erfreut zu sein, dass wir so glücklich sind; und natürlich, wir sollten auch glücklich sein. Wir sind füreinander tatsächlich die besten Partner.
    Als sie mir mein Silberkästchen überreicht, nehme ich es vorsichtig in die Hand. Dabei weiß ich schon fast alles. Xander und ich gehen nicht nur auf dieselbe Schule, sondern wir wohnen auch in derselben Straße. Ich brauche den Mikrochip nicht, um mir Kinderbilder von ihm anzusehen, denn ich erinnere mich noch genau daran, wie er ausgesehen hat, als er klein war. Ich brauche auch keine Liste seiner Vorlieben, denn auch die kenne ich bereits. Lieblingsfarbe: Grün. Lieblingsfreizeitaktivitäten: Schwimmen und Spielen.
    »Herzlichen Glückwunsch, Cassia«, flüstert mir mein Vater erleichtert zu. Meine Mutter sagt kein Wort, strahlt aber über das ganze Gesicht und nimmt mich fest in den Arm. Hinter ihr sehe ich, wie das nächste Mädchen aufsteht, die Augen auf den Bildschirm geheftet.
    Der Nebenmann meines Vater sagt leise zu ihm: »Was für ein Glück für Ihre Familie! Sie brauchen die Zukunft Ihrer Tochter nicht jemandem anzuvertrauen, von dem Sie gar nichts wissen.«
    Der bedrückte Unterton in seiner Stimme überrascht mich; sein Kommentar grenzt an Ungehorsam. Seine Tochter, die ein rosafarbenes Kleid trägt, hat es auch gehört. Sie fühlt sich sichtlich unbehaglich und rutscht auf ihrem Stuhl hin und her. Ich kenne sie nicht. Sie muss auf eine der anderen Höheren Schulen in unserer Stadt gehen.
    Wieder werfe ich Xander einen verstohlenen Blick zu, aber zu viele Leute versperren mir die Sicht. Andere Mädchen sind an der Reihe. Für jede von ihnen leuchtet der Bildschirm auf. Für keine andere bleibt er dunkel. Ich bin die Einzige gewesen.

    Bevor wir aufbrechen können, bittet die Moderatorin des Paarungsbanketts Xander, mich und unsere Familien um ein kurzes Gespräch.
    »Dies ist eine außergewöhnliche Situation«, beginnt sie, verbessert sich aber sofort. »Nein, nicht außergewöhnlich, nur sehr selten.« Sie lächelt uns beide an. »Da Sie sich bereits kennen, wird die Prozedur
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