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Die Auserwahlte

Die Auserwahlte

Titel: Die Auserwahlte
Autoren: Vampira VA
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gleich auf die Lichter der nächtlichen Hauptstadt zu und breitete erst in allerletzter Sekunde die ledrigen Flügel wieder aus, fing den Wind und ließ sich emporwirbeln in die Nacht.
    Der Vampir fühlte sich stark wie nie zuvor!
    Die Kraft, die ihm geschenkt worden war, schien jede einzelne Faser seines Körpers nicht einfach nur von neuem gestärkt, sondern von Grund auf erneuert zu haben.
    Und das mußte es sein, was ihm den ultimativen Kick gab: Abraham hatte sich schon damit abgefunden gehabt, sterben zu müssen, in qualvollem Siechtum über Tage oder womöglich Wochen hinweg bei lebendigem Leibe zu verfaulen. Doch er hatte ein zweites, ein neues Leben erhalten, und er war fest entschlossen, dieses Geschenk auszukosten bis zur Neige, in all den Jahrhunderten, die ihm jetzt noch bleiben würden.
    Daß er sich über die Art und Weise, wie er an diese neue Kraft gelangt war, nie wirklich Gedanken machte, darüber wunderte sich der Vampir in manchen Momenten selbst. Doch er schaffte es nie, den Gedanken lange genug festzuhalten, um ihm wirklich nachgehen oder ihn gar bis zum Ende verfolgen zu können. Die Frage nach dem Warum zerfaserte stets, kaum daß sie hinter seiner Stirn entstanden war, und allerhöchstens einen trägen Schlag seines schwarzen Herzens später interessierte ihn die Antwort darauf nicht mehr.
    Es zählte nur noch eines: die Kraft zu nutzen; Dinge zu tun, von denen er geglaubt hatte, daß er sie nie mehr würde tun können.
    Und während er in der Nacht über Washington badete, schrille Schreie fast wahnsinnig machender Lust in die Finsternis ausstoßend, beschloß der Vampir, nicht länger zu warten.
    Es gab so viele Dinge, die ihn in einem Maße reizten, daß seine Sinne zu vibrieren begannen .
    Abraham legte die Flügel an, und sein kleiner bepelzter Körper wurde einmal mehr zum Geschoß, das hinabjagte, tiefer und tiefer dem Ziel entgegen: einem gewaltigen Anwesen zu, das Eleganz und Macht in einem ausdrückte; das den Menschen dieses Landes Symbol von Zuversicht und Hoffnung und Nationalstolz zugleich war.
    Das Weiße Haus.
    Abraham kannte das Gebäude wie vermutlich kein anderer auf dieser Welt. Niemand hatte so viel Zeit seines Lebens darin verbracht wie er. Denn niemandes Leben währte so lange wie das eines Vampirs.
    Im Schutz der Dunkelheit ging Abraham im weitläufigen Garten des Präsidentensitzes nieder, und als er hinter einem Buschgürtel hervortrat und über den Rasen auf einen der Eingänge zulief, waren seine Schritte federnd, seine Haltung so straff, als wäre jeder seiner Muskeln nicht einfach nur angespannt, sondern als stünde er kurz vor dem Zerreißen.
    »Hallo, Abe«, sprach ihn ein Schatten an, der sich dicht außerhalb des Lichtes hielt, das jenen Eingangsbereich erhellte, der von außerhalb der >Festung< (und kaum weniger war das White House im Grunde genommen) nicht auszumachen war.
    »Gregory«, erwiderte der Vampir mit einem knappen Nicken zu der Gestalt hin, die für seine Augen in der Macht fast so deutlich zu sehen war wie bei Tage.
    Gregory trug einen dunklen Anzug von speziellem Zuschnitt, doch auch der konnte die Ausbeulungen unter dem Stoff kaum tarnen. Die Bewaffnung des Security-Mannes reichte aus, eine kleine Armee aufzuhalten. Man mußte nur schnell genug damit zugange sein.
    Aber das war Gregory. Weil er, wäre es anders gewesen, nicht hier gestanden hätte .
    »Du siehst aus, als könntest du heute Nacht ganze Wälder mit bloßen Händen roden«, grinste Gregory, und das blitzende Lächeln des Schwarzen schnitt eine weiße Halbsichel in die Nacht.
    Abraham erwiderte das Grinsen.
    »Vielleicht tu ich das ja noch«, sagte er, während er den Zugangscode in das Tastenfeld neben der schweren Tür eingab. Sekunden später schwang sie wie von Geisterhand bewegt auf, und der Vampir betrat das Gebäude, von dem aus er seit sehr, sehr langer Zeit heimlich an der Weltherrschaft teilhatte und wo er Entscheidungen traf, die alle Welt stets anderen Männern zugeschrieben hatte - den angeblich >mächtigsten Männern der Welt<.
    Abraham lächelte dunkel. Niemand wußte, wie gering die Macht dieser Männer wirklich war. Nicht einmal sie selbst .
    Der Vampir passierte einen weiteren Posten und fragte im Vorübergehen: »Ist er hier?«
    »Der Chef?«
    »Wer sonst?«
    Der Wachmann schüttelte den Kopf, »Nein. Heute Nachmittag mit dem Copter nach South Carolina geflogen, Airbase Delta Charlie One. Die Jungs ein bißchen gegen Saddam anheizen«, grinste er.
    »Vielleicht
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