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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten
Autoren: A. J. Kazinski
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berühren.
    »Okay, das werden wir schon hinkriegen, nicht wahr, Leon?«
    Leon mischte sich ein: »Wir reden hier zwar nicht gerade von den gleichen Sicherheitsvorkehrungen wie bei der Klimakonferenz, aber wir haben das Sicherheitspersonal der Klinik informiert und um erhöhte Wachsamkeit gebeten. Wir überwachen die vier Haupteingänge und vor allem die Tiefgarage.« Er sah nur zu Sommersted hinüber. Wie ein Junge, der sich von seinem Vater einen anerkennenden Blick erfleht. Sein Wunsch wurde erhört. Sommersted nickte. »Ist gut, Leon.«
    Der Chef machte Anstalten zu gehen, als er sich plötzlich noch einmal umdrehte und sagte: »Aber man wird ja nie aus Ihnen schlau, Niels. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill?«
    »Eigentlich nicht.« Er spürte, dass Sommersted sich in seinen eigenen Sätzen zu verheddern begann.
    »Vielleicht hätte ich auf Sie hören sollen. Aber bei Ihnen kann man ja nie wissen, Bentzon. Sie wirken so … darf ich … naiv sagen?«
    Er überlegte. Niels wusste, dass er Anlauf zu einem großen Eingeständnis nahm.
    »Aber ich freue mich, dass Sie über den Berg sind. Wirklich. Ich kann das Krankenhaus nicht evakuieren, das verstehen Sie sicher. Aber Leon und ein paar von den anderen Jungs verfolgen alles und passen draußen auf.«
    Niels nickte und wunderte sich. ›Jungs‹. Diesen Ausdruck hatte Sommersted noch nie benutzt. Er klang mit einem Mal wie ein Fußballtrainer der E-Jugend. Irgendwie passte das zu ihm. Vielleicht war es gerade dieser Ausdruck, der Leon dazu verleitete, die Faust zu ballen und herauszuplatzen: »Bentzon, verdammt. Wir denken alle an Sie. Sehen Sie zu, dass Sie wieder auf die Beine kommen!«
    Niels sah ihn an. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Sommersted spürte die peinliche Stille und beeilte sich, zum Schluss zu kommen: »Im Übrigen ist Hopenhagen doch noch zu einem Erfolg geworden. Und wir haben gut auf alle aufgepasst.« Er zuckte mit den Schultern. »Es sieht also so aus, als wäre die Welt für dieses Mal noch gerettet worden.«
    Leon musste lächeln. Er hatte sich immer darauf verstanden, die Spielregeln zu befolgen. Auch die ungeschriebenen. Und eine davon lautete, dass man lachte, wenn der Chef versuchte, amüsant zu sein.
    Niels nickte. Er wusste nicht, warum.
    Es klopfte unpassend laut an der Tür, und die Krankenschwester streckte ihren Kopf herein.
    »Sind Sie fertig?«
    »Ich denke schon.« Sommersted klopfte Niels etwas steif, aber kameradschaftlich auf die Schulter und verschwand.
    »Bentzon.« Leon hob seine Hand zu einem Gruß und folgte seinem Chef.
    Er schloss die Tür hinter sich.
    Niels bemerkte nicht, dass die Tür gleich darauf wieder geöffnet wurde. Aber er hörte das leise Flüstern: »Niels.«
    Er drehte sich im Bett um.
    Hannah saß im Rollstuhl. Ihr Anblick tat ihm weh. Aber der Blick in ihr Gesicht weckte in ihm auch Hoffnung. Es war etwas mit ihr geschehen.
    »Niels.«
    »Hannah.«
    Sie rollte an sein Bett und legte ihre Hand in seine.
    »Ich bin froh, dich zu sehen. Ich habe nach dir gesucht.« Ihre Stimme war leise, aber fest. »Ich habe es schon vorher versucht, aber sie haben mich wieder in mein Zimmer zurückgeschickt.«
    »Wir müssen hier raus, Hannah. Es wird langsam knapp.«
    »Niels. Dafür reicht die Zeit nicht. Ich werde dir alles erklären, du musst mir zuhören.«
    »Die Sonne geht schon unter.«
    »Als ich tot war … da war nicht alles nur dunkel.« Hannah drückte seine Hand. »Es gibt mehr als nur dieses Leben. Und dafür gibt es Beweise.«
    »Beweise?«
    »Wie ich es dir am Telefon gesagt habe. Aber du warst vielleicht ein bisschen verwirrt, oder?« Sie lächelte. Er schüttelte den Kopf. »Da läuft eine Riesenstudie, Niels. Die haben weltweit Bilder hoch oben unter der Decke in allen möglichen OPs montiert. Bilder, die man nur sehen kann, wenn man schwebt. Das ist kein Hokuspokus, sondern streng wissenschaftlich. Ein Projekt unter Leitung von Ärzten und Wissenschaftlern – die Regie hat die UN. Menschen wie ich, denen die wissenschaftliche Korrektheit und Redlichkeit heilig ist. Du kannst dir das alles im Internet anschauen. Nein, unterbrich mich nicht, du musst alles hören: Ich habe gesehen, was die da oben unter der Decke montiert hatten. Konnte ein Bild beschreiben, das man überhaupt nur unter einer Voraussetzung sehen konnte. Nämlich dann, wenn das Bewusstsein den Körper verlassen hat.«
    »Das Bewusstsein.« Niels seufzte. Der Fanatismus, der auf einmal aus Hannahs Augen sprühte, gefiel Niels
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