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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten
Autoren: A. J. Kazinski
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Anschlussticket von Venedig nach Südafrika besorgt hatte. Er musste dreimal den Flieger wechseln, und die Reise würde einen ganzen Tag dauern.
    Einer der jungen Männer an den Wassertaxen sprach ihn an. »Venice, Mister?«
    Niels holte den Führer heraus und zeigte auf die Insel mit dem Friedhof.
    »San Michele? Cemetery?«
    Niels versuchte sich an einem leisen ›Si‹. Was gleich den Preis zur Folge hatte: neunzig Euro. Verflucht. Hannah hatte ihm oft genug gesagt, dass er in Venedig nicht vergessen durfte zu handeln bei allem, was er zahlen sollte. Ganz besonders in dieser Jahreszeit, in der alle so dringend Einnahmen brauchten.
    Niels begann zu lachen, als der Fahrer den Gashebel nach unten drückte und das Boot über das Wasser tanzte wie ein flach geworfener Stein. Der junge Mann sah Niels an und konnte nicht umhin, dessen unverhohlene Freude an der Geschwindigkeit zu teilen.
    Auf San Michele mussten sie mit dem Anlegen warten, bis ein Sarg aus einem kleinen, schwarz lackierten Boot ausgeladen war. Der Fahrer hielt Niels am Arm fest, als er auf den Anleger kletterte. Und beim Wegfahren winkte er ihm begeistert zu. Erst in diesem Augenblick wurde Niels bewusst, dass er keine Ahnung hatte, wie er von der Insel wieder wegkommen sollte.
    Wenn der Friedhof ein Vorgeschmack auf die restliche Schönheit der Stadt war, durfte er sich freuen. Kapellen, Säulengänge, Palmen und Weiden, Ornamente, Putten und Engel – ein Füllhorn sakraler Kunst, um uns stilvoll ins Jenseits zu helfen. Niels lief fast eine Stunde gleichermaßen begeistert wie verwirrt herum. Dann begann er langsam, ein System zu erkennen: Wo die letzten Urnen platziert worden waren, und wo die Gräber der Protestanten lagen.
    Niels irrte durch die endlosen Gänge mit Urnen und noch mehr Urnen. Gesichter und Namen. Blumen und Kerzen in kleinen, roten Gläsern, die die Flamme vor dem Regen schützten.
    Er fand Tommasos irdische Reste eingezwängt zwischen Negrim Emilio und Zanovello Edvigne. Tommaso di Barbara. Es gab auch ein kleines Foto: ein Gesicht und genug von den Schultern, damit man die Uniform erkennen konnte. Ein netter Mann. Ein Freund.
    Niels setzte sich gleich neben Tommaso auf die Bank unter der Trauerweide. Er hatte nichts mitgebracht. Keine Blumen, keine Kerze. Nur er war gekommen. Nicht mehr einer von den Gerechten. Nur er selbst.

    ***

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A. J. Kazinski bedankt sich
    A. J. Kazinski bedankt sich:
    Für Gedanken, Systeme, Theorie, Geduld und dafür, uns allen einen Einblick in die Tatsache gewährt zu haben, wie unendlich riesig unsere Unwissenheit ist: Astrophysikerin Anja C. Andersen vom Dark Cosmology Centre, Niels-Bohr-Institut.
    In Venedig:
    Für unentbehrliche Details über Streifengänge, Touristen und Inselkoller: Luca Cosson von der Polizei in Venedig.
    Für die Besichtigung und die Führung im Zusammenhang mit den Überschwemmungen: Schwester Mary Grace und Vater Elisio vom Sankt Johannes Hospitals Orden im Hospiz Ospedale Fatebenefratelli.
    In Kopenhagen:
    Für Gespräche und Mails über den Talmud, die Tora und die sechsunddreißig Gerechten: Oberrabbiner Bent Lexner.
    Für einen Einblick in die Ewigkeit: Anja Lysholm.
    Für die Führung durch die Welt unter dem Rigshospital: Bjarne Rødtjer, Bent Jensen und Susanne Hansen vom Zentralarchiv des Rigshospitals.
    Für die Führung durch Kopenhagens schönstes Haus und die ersten Schritte auf dem Diamantvej: Jørn Jensen und Mikkel Uth vom Buddhistischen Zentrum.
    Für die große Bereitschaft, sein Wissen über die Polizeiarbeit zu teilen: Jørn Moos.
    Für mindestens eine Handvoll religiöser Räuberpistolen: Sara Møldrup Thejls, Religionshistorikerin an der Universität von Kopenhagen.
    Für eine schwindelerregende Reise durch die rätselhafte Welt der Mathematik: Professor Christian Berg vom Institut für Mathematik, Universität Kopenhagen.
    Für das ständige Korrekturlesen und die unermüdlichen Kommentare: David Drachmann.
    Für ein Gespräch über die Haut: Professor Jørgen Serup von der Dermatologie des Hospitals Bispebjerg.
    Ein besonderer Dank geht an:
    Lars Ringhof, Lene Juul, Charlotte Weiss, Anne-Marie Christensen und Peter Aalbæk Jensen.
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