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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin
Autoren: Nyx Smith
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tränen. Sie stolpert und fällt beinahe. Kaum ist sie an den Scheinwerfern vorbei, als der Schmerz aufhört. Aber es ist so, als trete sie von der Oberfläche der Sonne direkt auf den Grund eines Bergwerksschachts. Für einen Moment ist sie fast blind. Rote und blaue Punkte tanzen durch eine Welt trüber Schatten. Eine große Hand hält sie an der linken Schulter fest und stößt sie gegen den Kotflügel des Wagens.
    Hände tasten rasch Bauch und Hüften ab, dann über beide Beine und schließlich ihren Rücken hinauf. Der MK-7 Gassprüher verschwindet aus ihrer linken Jackentasche. Die Zimmer Narcojectpistole verläßt ihre rechte Jackentasche. Der Civilian RX-10 000 Elektroschocker wird aus ihrem Hosenbund gezogen. Die Kang gleitet aus dem Halfter an ihrer Hüfte. Verschiedene andere Gerätschaften verschwinden aus ihren Stiefelscheiden. Sie blinzelt die letzten Tränen aus den Augen, während ihre Hände auf den Rücken gezogen werden. Die fingerlosen Handschuhe an ihren Händen sind mit einem Netz aus femininer schwarzer Spitze überzogen, aber das beeinträchtigt ihre Wirkung in keiner Weise. Sie werden Schockhandschuhe genannt und stammen direkt aus dem Ares-Winterkatalog. Jemand zieht sie ihr aus und legt ihr Handschellen an.
    Plötzlich dämmert es ihr, daß sie es nur mit einem Cop zu tun haben. Sie geht davon aus, daß er nicht vorhat, Strafzettel wegen Verkehrsübertretungen zu verteilen, wenn er sich schon die Mühe macht, ihr Handschellen anzulegen. Außerdem vermutet sie, daß seine Waffe im Halfter stecken muß, wenn er sie mit beiden Händen abtastet.
    Er dreht sie herum, so daß sie ihm das Gesicht zu wendet, und drückt dann gegen ihre rechte Schulter, als wolle er sie auf die Rückbank des Polizeiwagens verfrachten. Sie bleibt einfach stehen.
    »Beweg dich!« knurrt er.
    Tikki grinst höhnisch und spannt die Muskeln. Etwas Hartes wie Metall reißt. Etwas scheppert metallisch gegen den Wagen. Tikki schwingt die Arme nach vorne. Der Cop schaut auf ihre Hände, dann huscht ein Ausdruck der Verblüffung über sein Gesicht.
    Tikki rammt ihm den Kopf ins Gesicht, und zwar hart.
    »Ra!« ruft sie.
    Anscheinend benebelt, taumelt der Cop zurück. Er blutet aus der Nase und fummelt an seinem Pistolenhalfter herum. Tikki reißt ihm ihren Elektroschocker aus dem Gürtel, drückt ihn gegen seinen Bauch und betätigt den Auslöser. Eine kurze Entladung von achtzigtausend Volt verwandelt die Beine des Cops in Wasser. Er fällt auf ein Knie, während Raman angelaufen kommt. Sie packt die Arme des Cops und schleift ihn zum Wald. Raman hilft ihr dabei, indem er die Beine des Cops nimmt.
    »Wir sollten ihn umlegen«, sagt Raman.
    »Nein.« Tikki schüttelt den Kopf. Sie lassen den Cop jenseits der Baumlinie fallen, wo Tikki ihre Waffen wieder an sich nimmt. Sie hat die Kang dabei, falls sie sie braucht, jedoch nicht die Absicht, sie zu benutzen, wenn sie nicht gerade mit dem Rücken zur Wand steht. Das einzige, was sie in näherer Zukunft töten will, ist Wild und andere Vierbeiner. Sie hat genug davon, Zweibeiner zu töten, Menschen. Vielleicht mehr als genug.
    Auf der Straße nähert sich ein Wagen. Er wird zunächst langsamer, um dann abrupt zu beschleunigen. Hat der Fahrer gesehen, was passiert ist?
    Ihr kommt ein Gedanke.
    »Hol unsere Sachen.«
     
    Raman sieht sie einen Augenblick nur an, dann huscht er davon. Tikki verpaßt dem Cop noch eine Ladung. Er zuckt unter dem Schock, grunzt dann, und benimmt sich so, als sei er betrunken, als könne er sich nicht einmal aufrichten. Tikki entlädt seine Waffe und schleudert sie tiefer in den Wald.
    Die Straße ist wieder leer, als sie hinter das Steuer des Nissan Police Interceptor gleitet. Raman wirft ihre Sachen auf die Rücksitze und setzt sich neben sie.
    »Was wird das?« sagt er.
    »Paß auf.«
    Sie läßt den Motor an und tritt das Gaspedal durch. Der Interceptor verläßt den Seitenstreifen und schießt auf die Straße, während der Motor beim Schalten der Gänge laut aufheult. Einen Kilometer weiter fährt Tikki den Wagen auf die Auffahrt zur Interstate.
    »Der Hobel wäre schneller gewesen«, bemerkt Raman. »Und weniger auffällig.«
    »Du hattest deine Chance.«
    Jetzt hat Tikki das Ruder übernommen.
    Voraus ist eine Mautstelle, und ein paar Autos bilden eine Warteschlange. Nur zwei der drei Spuren sind geöffnet. Tikki fährt auf die leere Spur, über der ein rotes X leuchtet, und tastet nach dem Schalter für die Sirene, die augenblicklich
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