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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin
Autoren: Nyx Smith
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verschwinden.

51
     
    Der Aufprall ist unvorstellbar, dann plötzlich wird
    er aus seinem eigenen Körper herausgerissen, jedes noch so kleinen Partikels seiner Menschlichkeit beraubt. Er behält nur sein tierisches Bewußtsein, während er einen schwarzen Tunnel entlang und in einen Ozean aus sengendem Weiß gewirbelt wird.
    Der Schmerz sprengt jegliche Vorstellungskraft. Er durchlebt eine Milliarde Ewigkeiten der Qual in einem einzigen Augenblick. Im nächsten durchlebt er zehn Mil liarden neue. Er spürt Billionen und Aberbillionen andere um sich schlagen und kreischen, da sie Qualen erleiden, die nicht weniger verheerend als seine eigenen sind, und dann etwas anderes, eine Präsenz, gehässig und böse, eine teuflische Monstrosität, die im chaotischen Leiden unzähliger Seelen schwelgt. Dieser grausige Dämon hat ihn und viele andere gefangen, um sich in alle Ewigkeit von seinen Qualen und seiner Essenz zu nähren.
    Seine irdischen Pläne sind durchkreuzt. Er befindet sich in den Klauen eines Wesens, dessen Macht jegliche Vorstellungskraft übersteigt.
    Dann steigern sich die Qualen, und es existiert nichts anderes mehr.

52
     
    Es ist weit nach Mitternacht, als Kirkland sich von
    seinem Monitor abwendet. Deputy Chief Nanette Lemaire betritt in Begleitung von Kirklands unmittelbarem Vorgesetzten Captain Emilio Henriquez sein Büro. Die Tür schließt sich hinter ihnen.
    »Sie müssen den Exotech-Fall abschließen«, sagt Lemaire.
    »Ich arbeite daran«, erwidert Kirkland.
    Lemaire schüttelt den Kopf. »Sie haben noch Zeit bis morgen abend. Bis zwanzig Uhr haben Sie einen Schuldigen verhaftet. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    Kirkland nimmt sich ein paar Sekunden Zeit, um Lemaire und Henriquez zu mustern, und dann noch ein paar mehr, um sich eine Zigarette anzuzünden. Henriquez sieht nicht so aus, als wolle er gegen irgend etwas protestieren.
    Kirkland nimmt einen tiefen Zug von seiner Zigarette. »Ich bin heute nacht etwas schwer von Begriff, Chief. Können Sie nicht noch etwas deutlicher werden?«
     
    »Mach keinen Ärger, Brad«, sagt Henriquez. »Nicht bei diesem Fall.«
    »Ich mache keinen Ärger. Ich stelle nur eine simple Frage.«
    Lemaire preßt die Lippen zusammen. Für eine Frau ihrer Größe - sie kann sich mit einem Ork messen - hat sie dünne Lippen. Sie verschwinden kurz in ihrem Mund.
    »Es läuft folgendermaßen«, sagt sie unnachgiebig. »Die Medien sind dahintergekommen. Der Bürgermeister hat die Hose gestrichen voll. Laut Anweisung des Vorstands von Hetler-Shutt, unserer Muttergesellschaft, haben Sie bis morgen abend zwanzig Uhr Zeit, eine Verhaftung vorzunehmen, und zwar eine endgültige.«
    »Und zum Teufel mit der Gerechtigkeit«, bemerkt Kirkland.
    »Brad«, sagt Henriquez finster.
    Lemaire funkelt ihn an.
    Kirkland nimmt einen weiteren Zug von seiner Zigarette. »Kriege ich diesen Befehl schriftlich, Chief?«
    »Ersparen Sie mir diesen Drek, Lieutenant!« schnauzt Lemaire.
    »Verlangen Sie nicht von mir, den Sündenbock für den VORSTAND zu spielen!« brüllt Kirkland.
    Mehrere Augenblicke verstreichen. Lemaire wird um mehrere Schattierungen röter. Henriquez bricht das Schweigen. »Was glaubst du, warum ich hier stehe, Brad?« sagt er leise. »Niemand sucht einen Sündenbock.«
    »Werden Sie die Akte abzeichnen, Captain?«
    »Du schließt sie, ich zeichne sie ab.«
    Das ist etwas anderes. Zumindest wird das darauf hindeuten, daß Kirkland vor Abschluß des Falls jemanden zu Rate gezogen hat. Das bedeutet, er muß die Schuld nicht alleine tragen, sollte sich der Fall als Bumerang erweisen. Damit kann Kirkland leben. Er kann auch damit leben, Fälle verfrüht abzuschließen, selbst wenn das Verbrechen dabei dem falschen Stück Drek angehängt wird. Draußen läuft viel zuviel Drek frei herum, und alle sind schuldig. Ein Verbrechen dem falschen Kerl anzuhängen, stört ihn zwar, aber das ist der Preis, den er zahlen muß, wenn er in seinem Job bleiben will, um ein wenig dazu beizutragen, das Verbrechen tatsächlich zu bekämpfen. Man nennt das einen Handel mit dem Teufel. Bei einem Handel wie diesem hat er immer das Bedürfnis zu kotzen, aber irgendwie schafft er es immer, die Galle herunterzuschlucken. Entweder so oder einfach davonlaufen, und einfach davonzulaufen ist nicht seine Art.
    »Du weißt, daß ich dich decke«, sagt Henriquez.
    Das stimmt wahrscheinlich.
    Kirkland begegnet mehrere Sekunden lang Lemaires Funkeln. »Was immer Sie sagen, Chief«, sagt er
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