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Die Asklepios Papiere (German Edition)

Die Asklepios Papiere (German Edition)

Titel: Die Asklepios Papiere (German Edition)
Autoren: Swen Grossmann
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Beleuchtung ihre prächtige Wirkung.
    Zielstrebig ging Chinois zum linken Kirchenschiff und konnte die Person, mit der er verabredet war, bereits deutlich erkennen.
    Gerald Ginster war auch aus der Entfernung unverkennbar. Kaum zu glauben, dass dieser Mann einmal ein Mitglied der berühmt berüchtigten französischen Fremdenlegion gewesen sein sollte. Selbst wenn er zu dieser Zeit mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen gestählten Körper besessen hatte, wirkte er jetzt ausgesprochen klein und korpulent. Sein kahler Kopf mit der langen Narbe im Nacken war auch von hinten nicht zu übersehen. Angeblich stammte die Narbe von einer explodierenden Tretmine, auf die Ginster bei einem Einsatz im Nicaragua getreten war, doch Chinois hatte ihm diese Geschichte nicht abgekauft. Er kannte niemanden, der eine Tretminenexplosion überlebt hätte.
    Chinois schritt langsam nach links und setzte sich schließlich in die Bank direkt hinter Ginster. Um den Anschein zu wahren, kniete er sich hin. Sein Mund war nur wenige Zentimeter von Ginsters linkem Ohr entern. Ein Hauch billigen Rasierwassers wehte ihm entgegen.
    „Ich dachte schon, Sie kommen nicht mehr“, flüsterte Ginster missmutig.
    „ Die Nacht war kurz“, knurrte Chinois zurück. „Außerdem habe ich auch noch einen richtigen Job, den ich nicht vernachlässigen darf. Wenn jemand Wind von unserem Arrangement bekommt, wäre das für uns beide…“
    „ Schon gut, schon gut“, unterbrach ihn Ginster mit quäkender Stimme. Er blickte sich kurz um, ob sich jemand in der Nähe aufhielt, der das Gespräch hätte belauschen können. Doch bis auf eine Gruppe Touristen, die eine Kirchenführung machten und gebannt ihrem in einer skandinavischen Sprache dozierendem Führer lauschten, war niemand in Hörweite.
    „ Also?“, flüsterte Ginster.
    „ Die Angelegenheit ist in ihrem Sinne erledigt“, berichtete Chinois. „Sind Sie an Einzelheiten interessiert?“
    „ Nein“, blaffte Ginster zurück. „Wie immer vertraue ich da ganz Ihrer Expertise.“
    „ Was ist mit den Unterlagen?“, fragte Ginster. „Hatte Krueger Gelegenheit, sie jemandem zu gegeben?“
    „ Auf jeden Fall nicht, nachdem ich ihm auf den Fersen war. Tatsache ist aber, dass er sie nicht mehr bei sich hatte. Ich habe seinen Rucksack hier bei mir: Nichts. Nur ein Laptop und unwichtiges Zeug.“
    Ginster grummelte verärgert.
    „Entweder hat Krueger die Papiere bereits vorher verschwinden lassen oder sie müssen sich noch in der Firma befinden. Er hatte gestern Nacht aber definitiv keine Zeit mehr, jemanden ins Vertrauen zu ziehen.“
    Scheinbar selbst durchaus zufrieden mit seiner Arbeit ergänzte Chinois. „Krueger hat mit seinem Laptop lediglich einer Freundin in Deutschland eine E-Mail geschrieben: Dass er sie noch liebt und sie ihn doch schnellstmöglich besuchen soll...blablabla. Wie rührend, nicht wahr? Das war´s. Kein Wort von dieser Geschichte oder den Unterlagen. Laptop und einen Ausdruck der E-Mail habe ich dabei, falls sie alles selbst überprüfen möchten.“
    Ginster nickte. „Schieben sie den Rucksack unter der Bank durch. Ich lasse den Rechner von unseren IT-Spezialisten noch einmal unter die Lupe nehmen. Nur um sicher zu gehen.“
    „ Da ist noch eine Kleinigkeit“, ergänzte Chinois. „Krueger hat mit dieser E-Mail noch eine Datei verschickt. Lässt sich aber nicht öffnen. Scheint verschlüsselt zu sein.“
    Ginster fluchte verärgert.
    „Mal sehen, was meine Leute herausfinden können.“ Er verstummte für einen Moment, als die geführte Touristengruppe an Ihnen vorbeiging.
    „ Ihr Honorar ist in dem kleinen Umschlag, den ich hier in das Gesangbuch gelegt habe.“ Er deutete auf das vor ihm auf der Bank liegende kleine rote Liederbuch.  
    „ Wenn ich weg bin, warten Sie noch einen Augenblick, bevor sie selbst verschwinden.“
    Chinois blickte auf die Uhr. Drei Minuten nachdem der kleine dicke Mann die Kirche verlassen hatte, langte er über die Lehne der Bank nach vorne, um nach dem Gesangbuch zu greifen. Schnell zog er den Umschlag heraus, zählte die Scheine nach und steckte ihn in seine Hemdtasche.
    Anschließen machte auch er sich wieder auf den Weg in die schwül-warme Luft außerhalb von Notre-Dame . Abermals ging er an den Touristen vorbei, ohne aufzufallen.
    Langsam wurde es Zeit fürs Büro. 
     

5.  
    H annah Bachmayer stieg um genau acht Minuten vor sechs Uhr morgens aus dem Taxi vor dem Kölner Hauptbahnhof aus und musste sich sputen, wenn sie
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