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Die Asklepios Papiere (German Edition)

Die Asklepios Papiere (German Edition)

Titel: Die Asklepios Papiere (German Edition)
Autoren: Swen Grossmann
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Sollte das Ganze jetzt auch noch zu einem Ratespiel werden? Wieso rief Peter nicht einfach an? Früher war er doch auch alles andere als schüchtern.
    Auch wenn ihr Verstand etwas anderes sagte, spürte sie, dass Sie es dem Vater ihres Kindes schuldig war, sich zumindest noch einmal mit ihm auszusprechen. Sie wählte kurzentschlossen Peters Mobilnummer. Es klingelte. Kurz darauf erklang seine Stimme:
    „Hallo, hier ist Peter. Ich bin zurzeit leider nicht erreichbar. Bitte hinterlassen Sie ihre Nachricht nach dem Signalton.“
    „ Mist“, dachte Hannah, „nur die Mobilbox.“ Was nun? Sie blickte auf das Display ihres Telefons und las die E-Mail erneut. Diesmal fiel ihr auf, dass die Nachricht auch noch einen Dateianhang aufwies. Das hatte sie beim ersten Lesen völlig übersehen. Doch der Versuch, die mit rund zwanzig Megabyte relativ große Datei zu öffnen schlug fehl, da es sich scheinbar um ein unbekanntes Dateiformat handelte. Ach egal , darum kümmere ich mich später. Bestimmt nur ein Foto .
    An Schlaf war nun überhaupt nicht mehr zu denken. Sie rollte sich etwas unbeholfen aus dem Bett und ging durch den schmalen Flur barfuß in die Küche. Sie musste in aller Ruhe nachdenken und dazu musste sie etwas essen. Im Kühlschrank fand sie glücklicherweise noch einen Rest selbstgemachter Pasta mit Frutti de Mare vom Vortag .  „Genau das Richtige“, dachte Hannah. Sie setzte sich an den Küchentisch und aß gedankenverloren das leckere Nudelgericht, ohne es in der Mikrowelle aufzuwärmen.
    Sie versuchte sich einzureden, dass sie ihre Entscheidung gewissenhaft abwägen müsste, doch ihr Unterbewusstsein kannte längst die Antwort. Bereits beim ersten Lesen der E-Mail hatte sie gewusst, dass sie nach Paris fahren würde, um Peter zu treffen. Bei näherer Betrachtung war das zwar bar jeder Logik, da sie sich mittlerweile ausgezeichnet mit dem Status quo arrangiert hatte, doch ein letztes klärendes Gespräch um der alten Zeiten willen konnte sie ihm nicht abschlagen. Ein sauberer Abschluss. Eine über zehnjährige Beziehung verdiente ein würdiges Ende. Außerdem konnte sie eine kleine Auszeit gebrauchen. Die Arbeit an ihrem Roman verlief mehr als schleppend. Der Verlag wurde langsam unruhig, weil sie noch immer kein Manuskript vorgelegt hatte und es sah auch nicht so als, als würde das bald möglich sein. Einige Tage in der Stadt der Mode, der haute cuisine und der Liebe würden sie bestimmt auf andere Gedanken und vielleicht eine Inspiration bringen; unabhängig davon, wie die Sache mit Peter verlief.
    Hannah räumte den Teller in die Spülmaschine und ging hinüber in ihr kleines Arbeitszimmer. Wie nicht anders zu erwarten, war es auch hier schwül und stickig.
    „Puh“, stöhnte sie vor Hitze. Mit einem leisen Quietschen öffnete sie das Dachfenster, um frische, wenngleich auch warme Luft herein zu lassen. Sie schaltete den Laptop ein. Während sie darauf wartet, dass der Prozessor hochfuhr, starrte sie gedankenverloren auf die große Pinnwand über ihrem Schreibtisch. Neben unzähligen Notizzetteln und handschriftlichen Übersichten zum Verlauf ihres Romans hing dort unten in einer Ecke noch ein altes Foto von ihr und Peter. Sie hatte es wohl schlichtweg übersehen, als sie vor einigen Monaten die Wohnung in eine Peter-freie-Zone verwandelt hatte. Das Foto stammte von jenem Abend, als sie sich kennengelernt hatten. Damals, während des Studiums in Heidelberg. Hannah hatte mit ihrer WG-Mitbewohnerin Daniela eine Halloween-Party geschmissen und einer ihrer Gäste hatte Peter im Schlepptau. Ein gut aussehender Besserwisser, der ihr den ganzen Abend ziemlich auf die Nerven ging. Es war von ihrer Seite  aus also alles andere, als Liebe auf den ersten Blick gewesen, wie er als Zombie verkleidet hereinkam und sich ihr mit dem dümmsten aller Anmach-Sprüche vorstellte:
    „ Kannst du mir deine Telefonnummer geben? Ich hab meine verloren !“ Autsch! Doch Peter und sie hatten, nachdem einige Flaschen Wein geleert und das Eis gebrochen war, an jenem Abend noch endlose Gespräche über Gott und die Welt geführt. Sie hatte von Ihrem großen Traum erzählt, eine bekannte Schriftstellerin werden zu wollen und er hatte verraten, dass er nur Jura studierte, um seinen Opa stolz zu machen. Noch Jahre späten erinnerten sich beide gerne an die Halloween-Party zurück und sahen dieses Datum quasi als ihren Jahrestag an. Die geplante Hochzeit sollte daher auch unbedingt an einem einunddreißigsten Oktober
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