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Die Asklepios Papiere (German Edition)

Die Asklepios Papiere (German Edition)

Titel: Die Asklepios Papiere (German Edition)
Autoren: Swen Grossmann
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heutige Treffen für sie und ihre Kollegin war. Es geschah immerhin nicht jeden Tag, dass man die medizinische Welt revolutionierte.
    Claire hatte gehofft, im Vorfeld der Besprechung noch kurz mit dem Sicherheitschef von PSU sprechen zu können, aber sie hatte Gerald Ginster leider weder telefonisch erreicht, noch in seinem Büro angetroffen.
    Ihre mit knapp vierzig Jahren verhältnismäßig junge Vorstandskollegin stand am Kopf des Tisches vor der hochmodernen Medi-Wall, einem riesigen berührungsempfindlichen Computermonitor, und schien ihre Präsentation noch einmal zu durchzusehen.
    Entgegen ihrer sonstigen Art fühlte Claire Hutton heute Vormittag eine gewisse innere Unruhe im Vorfeld der Sitzung. Sie war mittlerweile Anfang sechzig und hatte sowohl beruflich als privat viele Höhen und Tiefen erlebt. Die meisten alltäglichen Problemchen prallten daher einfach an ihr ab, ohne große Gefühlsregungen hervorzurufen, aber der Anruf von Gerald Ginster hatte sie gestern Abend ziemlich aufgewühlt und ihr eine ungewohnt schlaflose Nacht bereitet.
    Claire stand kurz vor dem größten Erfolg ihrer wissenschaftlichen Laufbahn. Sie hatte es geschafft, einen neuartigen Impfstoff zu entwickeln. Wobei „neuartig“ eigentlich nicht das korrekte Adjektiv war. Revolutionär traf es besser. Und plötzlich stand der sicher geglaubte Triumph mit einem Male auf ausgesprochen wackeligen Füßen.
    Eine unglückliche Verkettung von Zufällen besaß das Potential beinahe alles zunichte zu machen. Der Sicherheitschef hatte ihr mitgeteilt, dass irgendein Praktikant geheime Unterlagen über das Projekt Asklepios gefunden und kopiert hatte. Wie so etwas passieren konnte, war ihr noch völlig unklar. Am Vorabend des entscheidenden Tages hatte Ginster sie damit in eine regelrechte Schockstarre versetzt. Er versicherte ihr zwar, dass er einen fähigen Mann mit der Lösung dieses delikaten Problems betraut hätte, doch unvermittelt stand alles auf der Kippe, wofür sie in den letzten Jahren so hart gearbeitet hatte.
    Bis drei Uhr nachts hatte sie sich besorgt im Bett hin und her gewälzt, ohne dass sich Ginster meldete. Ob das Problem mittlerweile gelöst war, wusste sie also noch immer nicht. Es war somit völlig ungewiss, ob sie als gefeierte oder gefallene Heldin in die Firmengeschichte eingehen würde.          
    Claire blickte auf die Uhr. Nur noch wenige Minuten bis zum Beginn der Sitzung und von Ginster noch immer keine Spur.
    Janic Mons, verantwortlich für das operative Geschäft, betrat den Raum; gefolgt von seiner Assistentin, die wie fast immer wichtigtuerisch mit ihrem Tablet-PC hantierte. Kurz nach Mons fanden sich allmählich auch die restlichen Vorstände im Konferenzraum ein. Pünktlich um zehn Uhr erschien schließlich Devon Carter, der Vorstandsvorsitzende. Der beinahe sechzig Jahre alte Manager stammte gebürtig aus England, hatte jedoch den Großteil seines Lebens in den Vereinigten Staaten verbracht. Nachdem ihm bei seiner letzten Firma ein spektakulärer Coup gelungen war, hatte er sich mit einer achtstelligen Bonuszahlung in der Toskana zur Ruhe gesetzt. Doch wie man munkelte, konnte er es mit seiner Ehefrau nicht den ganzen Tag aushalten. Es war ein offenes Geheimnis, dass der stets elegante Carter ein echter Playboy war und keiner Assistentin oder Sekretärin widerstehen konnte. Nach weniger als einem Jahr des Frühruhestandes ließ er sich von PSU anwerben und leitete seither die Geschicke der Firma mit Bravour.
    Trotz seines Alters wirkte der Firmenchef jung und dynamisch mit Feuer in den Augen. Seine Haare begannen sich zwar langsam zu lichten, doch weil er sie kurz und nach hinten gekämmt trug, fiel das nicht weiter auf. Sein braungebrannt Gesicht strahlte förmlich.
    Wie üblich ergriff er sofort das Wort und eröffnete die Sitzung. Während er zu sprechen begann, schlüpfte Gerald Ginster zu Tür herein. Unverzüglich blickte sich dieser im Raum um und suchte Claire Hutton. Kaum merklich nickte er ihr zu und bildete mit den Lippen stumm die Worte „Alles ok.“
    Ohne die Einzelheiten zu kennen, fiel Dr. Hutton ein Stein vom Herzen. 
    „Guten Morgen“, begann der CEO sichtlich gut gelaunt und mit akzentfreiem Französisch. „Aus gegebenem Anlass habe ich die Agenda für unser heutiges Jour-fixe auf nur einen Punkt begrenzt: Die morgige Pressekonferenz zur öffentliche Präsentation unseres neuen Impfstoffs.“ Er blickte in die Runde der Führungskräfte. „Alle anderen Themen müssen bis
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