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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara
Autoren: Maggie Furey
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widerspiegelten, würde die brüchige Zitadelle ihres Stolzes in tausend Scherben bersten. Der Gedanke, vor diesem elenden Sterblichen in Tränen auszubrechen, war ihr unerträglich.
    »Ich brauche kein Mitleid von deinesgleichen«, fuhr sie Vannor an, wobei sie jedem einzelnen Wort eine schneidende Schärfe gab. »Verflucht sollen euer Essen, eure Feuer und eure Gesellschaft sein! Ihr habt hier nichts zu suchen, und ich möchte, daß ihr alle bis morgen mittag verschwunden seid, sonst müßt ihr die Konsequenzen tragen.« Endlich drehte sie sich doch um und starrte ihn wütend an. »Dieses Tal gehört mir, Sterblicher. Mir!«
    Vannor, den ihre Drohung offensichtlich unbeeindruckt ließ, sah sie lange und fragend an. »Wie du wünschst«, sagte er schließlich. »Niemand würde dir das Recht auf diesen Ort streitig machen, Lady. Aber wenn wir dir jemals behilflich sein können …« Er unterbrach sich und schüttelte den Kopf.
    »Nein«, murmelte er leise, als spräche er mit sich selbst. »Das würdest du niemals tun, nicht wahr? In deinem törichten, halsstarrigen Stolz würdest du dich nie dazu überwinden können, Sterbliche um Hilfe zu bitten oder von ihnen Hilfe anzunehmen – nicht einmal, wenn du hier elendig an Hunger, Kälte und Einsamkeit zugrunde gehen würdest.«
    Bei diesen Worten kochte ihr Zorn schließlich doch über.
    Wie eine Furie stürzte Eilin sich auf ihn und schleuderte ihm kreischend ihre Flüche entgegen. Was für eine Erleichterung, endlich ein Ziel für den Zorn zu haben, der sich in ihr aufgestaut hatte! Vannor trat ihr furchtlos und gelassen entgegen – und ja, da war es – das Mitleid, das in seinem Gesicht zu lesen sie so sehr gefürchtet hatte.
    Genau dieses Mitleid ließ sie wie angewurzelt stehenbleiben. Plötzlich wurde der Magusch klar, welchen Anblick sie bieten mußte – eine verstörte, zerzauste alte Hexe, mitleiderregend und lächerlich in den zerfetzten Überresten ihres Stolzes. Ihre Flüche rissen urplötzlich ab, und es kehrte Stille ein.
    Vannor neigte respektvoll den Kopf. »Lady«, sagte er zu ihr, »Aurian hat mich alles gelehrt, was es über den sturen Stolz der Magusch sowie ihr stürmisches Temperament zu wissen gibt – aber ich habe sie deswegen nicht weniger geliebt oder respektiert.«
    Zu ihrer eigenen Überraschung verzog Eilins Mund sich zu einem schiefen Lächeln. »Deine Freundschaft mit meiner Tochter hat dir seltene Einblicke in unseren Charakter gegeben«, gab sie zu.
    Vannor erwiderte ihr Lächeln. »In der Tat«, pflichtete er ihr bei, »aber ich habe von Aurian weit mehr über die gute Seite der Magusch gelernt als über die schlechte. Mut, Treue, eine unschätzbare Aufrichtigkeit …«
    Seine Rede fand ein jähes Ende, denn die Luft über ihnen wurde plötzlich vom Bellen der Jagdhunde zerrissen, vom Schrillen der Hörner und den wilden, triumphierenden Jagdschreien der Phaerie, die wie Donnerschläge vom Himmel herunterschossen; bei sich trugen sie die schauerlichen Trophäen ihrer Jagd. Der Fürst des Waldes war ins Tal zurückgekehrt.
     
    Obwohl Parric und Sangra nun schon seit einer ganzen Weile mit ihm stritten, ließ Yazour sich nicht einschüchtern. Und er würde auch seine Meinung nicht ändern. Er war fest entschlossen, in die südlichen Länder zurückzukehren, um seinen Freund und Lehrer Eliizar zu suchen und dem älteren Mann einzugestehen, daß er einen Fehler gemacht hatte. Er hätte nie mit den Magusch nach Norden ziehen dürfen – dies war nicht sein Land, und jetzt blieb ihm hier nichts mehr zu tun übrig.
    Nach dem Verschwinden von Aurian, Anvar und seinen Freunden, den Pferdeleuten, fühlte Yazour sich sehr einsam und verlassen in diesem Land der Fremden. Von all jenen, die mit den Magusch aus der Khazalim-Stadt Taibeth aufgebrochen waren, war er allein übriggeblieben. Harihn, der ehemalige Prinz des jungen Kriegers, hatte die Magusch zweimal betrogen und war eine unheilige Allianz mit dem Erzmagusch Miathan eingegangen. Kurze Zeit später hatte er dann im Turm von Incondor den Tod gefunden.
    Shia war Aurian und Anvar durch den Riß in der Zeit gefolgt, um sich dort einem unbekannten Schicksal zu stellen. Das geflügelte Mädchen Rabe war jetzt Königin des Himmelsvolks, und als Yazour sie das letzte Mal gesehen hatte, war sie ein ganzes Stück auf dem Weg zu neuer Reife vorangekommen und hatte begonnen, ihre früheren Fehler wiedergutzumachen.
    Der arme Bohan, der hünenhafte Eunuch, der Aurian so ergeben gewesen war, hatte
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