Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
Verbeugung vor der Magusch. »Wahrlich, Lady«, sagte er mit tiefen Respekt, »von all deinen Erfolgen ist dies wohl der größte. Du hast meine Dankbarkeit – und die Dankbarkeit aller sterblichen Geschöpfe.«
    Als die Seraphim verschwunden waren, formte sich neben der Geistererscheinung eine nebelhafte Gestalt, die von Sekunde zu Sekunde körperlicher wurde. »Forral!« rief Aurian. Der Schwertkämpfer, der ein allerletztes Mal seine wahre Gestalt trug, hielt die Arme für sie auf, und Aurian stellte zu ihrem Erstaunen fest, daß sie ihn berühren konnte, als wäre er aus Heisch und Blut.
    »Mein Geschenk an dich«, sagte der Tod sanft. »Die Gelegenheit, Abschied zu nehmen.«
    »Das kann ich nicht«, rief Aurian. »Ich kann dich nicht noch einmal verlieren!«
    »Doch, das kannst du, mein Liebes«, entgegnete der Schwertkämpfer mit fester Stimme. »Ich bin ohnehin tot, erinnerst du dich? Ich dürfte eigentlich gar nicht hier sein. Der Tod hatte recht – es ist Zeit für mich weiterzugehen. Vannor und ich werden gemeinsam gehen. Ich mußte dich noch ein letztes Mal sehen, und ich wollte meinen Sohn kennenlernen. Das ist im Grunde alles, was ich wirklich wollte. Ihr werdet jetzt in Sicherheit sein und glücklich …« Er nahm ihr den Gral ab und goß den Rest des Leuchtens über die blutbefleckte Gestalt Anvars. Binnen weniger Sekunden erholte sich der Körper von seiner schrecklichen Verwundung.
    Forral verbeugte sich vor dem Tod und reichte ihm den Gral. Als die Geistererscheinung verschwand, umarmte der Schwertkämpfer seinen Sohn und zog auch die Magusch noch einmal an sich. »Anvar ist mein letztes Geschenk an dich«, flüsterte er. »Sei glücklich. Gehabe dich wohl, meine Geliebte – bis wir uns wiedersehen.« Dann löste er sich auf wie Rauch, und Aurians Arme waren leer – aber zu ihren Füßen setzte Anvar sich langsam auf, öffnete die blauen Augen und lächelte, während ganz in der Nähe unbeachtet der Körper eines Bussards zu Boden fiel.
     
    Zanna stand auf dem Felsvorsprung jenseits der Fischersiedlung und blickte übers Meer, während die aufgehende Sonne einen Pfad aus Rosa und Gold über den glatten grünen Ozean warf. Sie war früh aufgewacht und hatte in der Nacht einen seltsamen Traum gehabt. Vannor hatte vor ihr gestanden, eingehüllt in einen Nimbus flüssigen Goldes. »Ich muß jetzt fort, mein Mädchen«, hatte er gesagt, »daher dachte ich, ich komme noch einmal her und sage Lebewohl. Forral und ich gehen gemeinsam. Wir bringen dem Tod seinen Gral zurück – aber das alles willst du ja gar nicht wissen. Am Ende hat sich jedenfalls alles zum Besten gefügt.
    Eliseth ist tot, und Aurian und Anvar sind wieder zusammen – oh, und Wolf ist endlich zu einem Jungen geworden. Nun, ich muß jetzt los, mein Liebes – ich werde dich vermissen. Gib gut acht auf dich und auf meine kleine Enkeltochter. Willst du mir das versprechen? Bewahre mich in deinem Herzen, und ich werde nie weit fort sein.« Zanna hatte die geisterhafte Berührung eines Kusses auf ihrer Stirn gespürt – und dann war sie erwacht. Vannor war fortgewesen, aber der Kuß war irgendwie zurückgeblieben.
    Die Nachtfahrerin wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und blickte über den Ozean. Der Traum war echt gewesen – dessen war sie absolut sicher. »Lebewohl, Vater«, flüsterte sie. »Und gib du auch auf dich acht.« Sie fragte sich, woher er das mit seiner Enkeltochter gewußt hatte – bisher war sie selbst sich nicht ganz sicher gewesen, ob sie tatsächlich ein Kind unterm Herzen trug. Ob ich es Tarnal wohl schon erzählen kann, dachte sie.
    Weit draußen auf See zog das Funkeln des Sonnenlichts auf einer Wasserfontäne ihren Blick auf sich. Zanna hielt den Atem an. Da draußen waren Wale! Mehr Wale, als sie sich jemals hätte vorstellen können! Dann sah sie, daß aus Norden noch weitere Mitglieder dieser dunklen, anmutigen Rasse herbeigeschwommen kamen – nur vier oder fünf vielleicht. Ein Wal, der größte, war den anderen weit voraus. Die beiden Gruppen verschmolzen in einem herrlichen Schauspiel; sie sprangen freudig und mit ungeheurer Eleganz aus dem Wasser und schleuderten in glitzernden Diamantbögen die Wassertropfen von ihren großen Leibern. Vor Zannas Augen wurde die kleinere Gruppe der Leviathan von der größeren Familie ihrer Gefährten aufgenommen – und dann waren sie alle zusammen verschwunden, eingetaucht in die goldene Flamme des Sonnenuntergangs wie ein Traum, der dem Morgen wich.
     
    Einige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher