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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian
Autoren: Maggie Furey
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fest. Sie waren noch ganz am Anfang – Forral war kaum ein halbes Jahr tot, und Aurian würde noch einige Zeit um ihn trauern. Sie würde mit aller Kraft ihrer sturen Natur dagegen ankämpfen, jemand anderen zu lieben. Aber nichtsdestotrotz war das ein Kampf, den Anvar zu gewinnen beabsichtigte – und nun besaß er die Kraft und die Entschlossenheit, um ihrem eigenen, unbeugsamen Willen zu begegnen.
    Anvar lächelte bei sich. Meine liebste Aurian, dachte er. Wieviel ich dir doch schulde! Zuerst hast du einen Magusch aus mir gemacht – und nun auch noch einen Krieger. Und eines Tages, das verspreche ich dir, werde ich dir das alles zurückzahlen – indem ich dich wieder glücklich mache. Anvar schloß seine Arme fester um die weinende Magusch. »Weißt du, was ich tun würde, wenn wir jetzt in Nexis wären?« murmelte er. »Ich würde dich in jede Taverne der Stadt schleppen und zusehen, daß du betrunkener wirst, als du es je in deinem Leben gewesen bist!«
    Aurian sah dankbar zu ihm auf und schluckte. Dann bemühte sie sich, ihre Stimme wiederzufinden. »Es ist noch ein langer Weg bis nach Nexis«, sagte sie endlich.
    »Wir werden es schaffen«, versicherte Anvar ihr. »Und wer weiß – vielleicht finden wir ja auch unterwegs schon ein paar Tavernen für dich!«
    »Wenn wir welche finden, werde ich dein Angebot ganz bestimmt annehmen«, sagte Aurian kläglich. Anvar freute sich darüber, ihren alten Kampfgeist wieder aufblitzen zu sehen. In ihrer so vertrauten unbewußten Geste wischte sie sich das Gesicht mit dem Ärmel ab, und er stieß einen gespielten Seufzer aus.
    »Weißt du«, neckte er sie, »ich glaube, daß ich dir diese schreckliche Angewohnheit niemals austreiben werde.«
    Aurian funkelte ihn wütend an und war kurz davor, eine vernichtende Erwiderung zu machen, als Anvar kicherte.
    »Also wirklich, du …« fauchte sie, aber ihre Lippen begannen zu zucken, und plötzlich warf sie die Arme um ihn und drückte ihn fest an sich. »Mein lieber Anvar«, murmelte sie. »Ich danke dir.«
    Shia, die in der Hitze des Gefechts vollkommen vergessen worden war, kroch zu ihnen heran und legte ihren Kopf in Aurians Schoß. »Du hast einen tapferen Sieg erstritten, meine Freundin. Ich bin froh, daß du geblieben bist«, hörte Anvar sie sagen.
    »Das sind wir beide«, fügte er sanft hinzu.
    »Meine Freunde«, flüsterte Aurian und streckte die Hand aus, um die Katze zu streicheln. Sie sah erst Shia an, dann Anvar und holte schließlich tief Luft. »Wißt ihr«, sagte sie langsam, »trotz allem, was geschehen ist, bin auch ich froh, daß ich geblieben bin.«
    Aurians Haar war vollkommen zerzaust und voller Sand; ihr Gesicht war schmutzig, von Tränen überströmt und abgeschürft von dem glitzernden Staub; ihre Kleider waren nichts als eine Masse Lumpen – aber für Anvar war sie, als er sie in seinen Armen hielt, schöner denn je. Es gab soviel, was er ihr in diesem Augenblick gern gesagt hätte, aber das mußte er sich für die Zukunft aufsparen – die Zukunft, die Aurian, ob sie es nun wußte oder nicht, ihm endlich doch gewährt hatte.
     
    Als der Morgen über dem Juwelensand zu funkeln begann, blickte Aurian von ihren dahintrottenden Füßen auf, um festzustellen, daß sie endlich den Rand der Wüste erreicht hatten. Langsam und müde waren die beiden Magusch und Shia die ganze Nacht hindurch gelaufen und hatten darum gebetet, daß sie in Sicherheit wären, bevor die Sonne sich von neuem hob. Obwohl Aurians Füße weh taten und sie müde war, obwohl ihr Gesicht überschattet war von einer tiefen Traurigkeit, fühlte ihr Herz sich doch seltsam leicht an. Es tut mir leid, Forral, dachte sie, aber ich konnte nicht mit dir kommen, noch nicht. Ich habe dir damals nicht geglaubt, als du sagtest, es wäre falsch, wenn ich in meiner Trauer eines Tages mein Leben würde wegwerfen wollen, aber du hattest recht, mein Liebster, du hattest recht. Das Leben hat mir mehr zu bieten als Leid und Rache. Da gibt es Freundschaft und Hoffnung und neues Leben – und vielleicht, wenn das Schicksal es gut mit mir meint, werde ich lange genug leben, um unseren Sohn seinen eigenen Platz in der Welt einnehmen zu sehen.
    Aurian blieb abrupt stehen, und ihr wurde schwindlig vor Überraschung. Ein Sohn? dachte sie. Woher weiß ich, daß es ein Junge ist? Aber sie begriff, daß sie es wußte. Ganz sicher. Voller Staunen wandte sie ihre Gedanken nach innen, um nicht nur einen Funken von Leben zu fühlen, sondern einen Geist. Einen
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