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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian
Autoren: Maggie Furey
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zerrissene graue Hemd, das sie trug, das wirre Durcheinander ihrer roten Locken, ihr verschmiertes Gesicht und ihre schmutzigen, nackten Knie sie vielleicht in Verlegenheit gebracht. Wie die Dinge lagen, erwiderte sie seinen Blick jedoch ganz unbefangen. »Wer kümmert sich denn dann um dich?« fragte er schließlich.
    Aurian zuckte die Achseln. »Niemand.«
    Der große Mann runzelte die Stirn. »Dann ist es aber höchste Zeit, daß endlich jemand damit anfängt. Und wo wir gerade davon sprechen – darfst du das?« Er zeigte auf den vergessenen Feuerball, der immer noch über der Innenfläche ihrer Hand tanzte.
    Aurian brachte ihn hastig zum Verlöschen und versteckte ihre Hände hinter dem Rücken, wobei sie sich wünschte, daß sie ihren schuldbewußten Gesichtsausdruck ebenso einfach hätte verbergen können.
    »Nun ja – eigentlich nicht«, gestand sie, »aber es war ein Notfall.« Sie biß sich auf die Lippe. »Du wirst mich doch nicht verraten, oder?«
    Forral schien darüber nachdenken zu müssen. »Na gut. Ich werde nichts verraten – diesmal nicht«, fügte er mit ernster Miene hinzu. »Aber du darfst es nicht wieder tun, hast du mich verstanden? Es ist sehr gefährlich. Und glaub nicht, ich hätte nicht gemerkt, was du gerade vorhattest, als ich dazukam. Es war überhaupt kein Notfall, hm?« Aurian spürte, wie ihr Gesicht krebsrot anlief, und Forral grinste. »Na komm, junge Lady, laß uns zu deiner Mutter gehen.«
    »Sie wird nicht besonders erfreut sein«, warnte Aurian ihn, aber bevor sie es noch ganz ausgesprochen hatte, wußte sie schon, daß er ihr nicht glauben würde.
     
    Gemeinsam machten sie sich auf den Weg über den baumbestandenen Hügel; Forral führte sein müdes Pferd, und das magere, hoch aufgeschossene Kind stieg auf sein ungesatteltes, zotteliges braunes Pony. Kühles, herbstliches Sonnenlicht fiel durch die kahlen Äste und vergoldete das Laub, das unter ihren Füßen knisterte. Auf dem Gipfel der Anhöhe war der Wald plötzlich zu Ende. Das Kind hielt mit verschlossener, grimmiger Miene sein Pony an.
    »Die Götter mögen uns beistehen!« Forral betrachtete die Verwüstung auf der anderen Seite des Hügels; er traute seinen Augen nicht. Die Nachricht von Geraints Unfall war ein Schock für ihn gewesen, aber er hatte nie und nimmer erwartet, eine Zerstörung dieses Ausmaßes vorzufinden. Jenseits des Höhenzuges erstreckte sich, soweit das Auge reichte, ein riesiger, unfruchtbarer Krater. Dieses Zeugnis des gewaltsamen Endes, das sein Freund gefunden hatte, ansehen zu müssen, war beinahe mehr, als der Schwertkämpfer ertragen konnte. Geraint, der brillanteste und impulsivste der Magusch, der aussichtsreichste Kandidat, als nächster das Amt des Erzmagusch zu bekleiden. Arrogant und stur wie alle Angehörigen seines Volkes. Hier unten war er zu Tode gekommen, der große, rothaarige Geraint mit dem explosiven Temperament, dem überschwenglichen Lachen, der grenzenlosen Lebensfreude und der Herzensgüte, sich mit einem zerlumpten, unfertigen Jungen anzufreunden, der es gewagt hatte, zu träumen.
    Auch Geraint hatte zu träumen gewagt, dachte Forral traurig. Vor acht Jahren hatte er versucht, mit Hilfe der alten, nur halb verstandenen Magie des untergegangenen Drachenvolkes so große Mengen magischer Energie in sich aufzunehmen, daß er sich damit direkt in eine andere Welt versetzen konnte.
    Dieser Versuch hatte verheerende Ergebnisse gezeitigt. Es hieß, daß Geraint der Zerstörung der Welt gefährlich nahe gekommen war, und es stand bereits fest, daß noch viele Generationen von Magusch und Sterblichen seinen Namen gleichermaßen verfluchen würden.
    Forral zog es vor, zu glauben, daß sein Freund, nachdem ihm die ganze Gefahr seines Vorhabens erst einmal – zu spät! – bewußt geworden war, sein Leben gegeben hatte, um den Schaden soweit wie möglich zu begrenzen. Und trotzdem hatte er dabei diesen gewaltigen Krater hinterlassen, der sich mit einem Durchmesser von mindestens fünf Wegstunden vor ihnen ausdehnte, dessen Rand eine einzige geborstene und verzerrte Masse geschmolzenen Gesteins und dessen gewölbter Boden wie geriffeltes schwarzes Glas war. Im Zentrum dieser leblosen Wüste erspähten die Augen des Schwertkämpfers das Funkeln von Sonnenlicht auf Wasser.
    Forral hatte keine Ahnung, wie lange er dort stand, entsetzt von der Zerstörung, die Geraint verursacht hatte. Schließlich wurde ihm bewußt, daß das Kind zu ihm aufblickte.
    »Meine Mutter ist noch nicht bis
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