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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition)
Autoren: Marc Staedtgen
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Absätze ihrer Pumps hämmerten zackig auf dem N atursteinpflaster des Hofes.
    Andreas lehnte lässig mit verschränkten Armen in der Haustür und schaute sich die Frau an die ihm entgegen kam. Er nickte unmerklich mit dem Kopf. Manchmal fragte er sich wie Cornelia es stets fertigbrachte, immer und zu jeder Gel egenheit gut auszusehen. Heute Abend kam sie ganz in Lila gekleidet daher.
    Ein enger Rock aus lila Seide reichte bis knapp an die Knie während ein tief geschnittenes Spaghetti-Top nicht nur den Blick auf die nackten Schultern freigab, sondern den ganzen Kopf eindrucksvoll in Szene setzte. Das lange Haar war straff und glatt aus dem Gesicht gekämmt, und auf der höchsten Stelle des Hinterkopfes zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst. Der Pferdeschwanz wirkte nicht nur elegant, sondern ließ den Nacken und den langen, schlanken Hals frei, an dem zwei weiße Perlen an langen goldenen Ohrhängern hin und her baumelten. Die langen wohlgeformten Beine endeten in lila Peeptoes mit einem entzückenden kleinen Schleifchen auf der Ferse. Sie vervollständigten den femininen und sehr eleganten Look von Cornelia.
    »Hallo, Cornelia«
    »Guten Abend, Andreas«
    Beide tauschten flüchtig zwei Wangenküsse aus. Dabei stieg Cornelia sein Parfum in die Nase. Auch wenn Andreas heute Abend im Schlabberlook daher kam, riechen tat er ausgezeic hnet. Ein schwerer orientalischer Duft kam herb und sehr maskulin rüber und passte zu seinem schwarzen Stoppelbart, der an Cornelias Wange kratzte.
    »Vielen Dank, dass du gekommen bist, Cornelia!«
    »Nichts zu danken! Ich freue mich über deine Einladung, Andreas!«
    »Gut! Abzulegen hast du nichts, ...«, schlussfolgerte Andr eas, »... also können wir gleich zu den anderen nach draußen gehen. Wir sind auf der Terrasse. Wenn du mir folgen möchtest!«
    Das ehemalige Bauernhaus hatte einen langen, schmalen Flur, der das Haus geradewegs durchquerte. Die Mauern des Flures waren in Hellgrau gestrichen und dort wo kein Bild an der Wand hing, waren platte, runde Wandleuchten angebracht die einen parabelförmigen Lichtstreifen nach oben und nach unten an die Wand warfen. Cornelia blieb vor einem der Bilder stehen.
    »Du magst abstrakte Malerei, wie ich sehe?«
    Sie schaute sich noch einmal im Flur um. Die rahmenlosen Ölmalereien im Flur waren allesamt kontrastreiche und farbe nfrohe Bilder ohne eine erkennbare Darstellung. Manchmal waren sogar Materialien wie Holzsplitter oder Jutestoff eingearbeitet, und bei zwei langen schmalen Bildern waren sogar die nonkonformistischen Dimensionen eine Herausforderung.
    »Nein, nicht unbedingt.«, antwortete Andreas. »Aber ich finde, die Bilder bieten einen schönen Kontrast zu der mon otonen Innenarchitektur des Hauses.«
    »Wo kaufst du die Bilder? In Galerien? Im Internet? Wo findet man so was?«
    »Die sind ganz schön schwierig aufzutreiben. Um so was zu finden, musst du schon nach Nocher ins Silbergebirge kommen.«
    »Du nimmst mich jetzt aber auf den Arm!«
    »Nein! Im Ernst, Cornelia! Unten am Schmiedberg, in 'Rissen' - wie der Hof genannt wird -, wohnt jetzt ein pensionierter Bahnbeamter! Er malt diese Bilder! Manchmal schenkt er mir eins, und ein anderes Mal kaufe ich ihm eins ab. Die meisten Bilder in meinem Haus sind von ihm.«
    »Bemerkenswert!«, war Cornelias einziger Kommentar. Sie schaute sich noch zwei weitere Bilder an, und dann gingen sie an einer Bolzentreppe aus schwarzem Basalt vorbei auf die Terrasse hinaus. Zwei weitere Personen, ein Mann und eine Frau, waren in ein oberflächliches Gespräch verwickelt, das Andreas jetzt unterbrach.
    »So! Jetzt, da wir vollständig sind, möchte ich die Vorstellungen vornehmen. Hier zu meiner Linken ...«, und dabei legte Andreas seine Hand sanft auf Cornelias nackte Schulter - sie registrierte die angenehme Wärme seiner Hand - »... ist Cornelia! Cornelia Wandreiz! Cornelia ist als Finanzmaklerin in der Beteiligungsgesellschaft Benaria tätig und gilt als eine der gefürchtetsten Heuschrecken im Land.«
    Ein Ellbogen von Cornelia traf ihn an den Rippen und Andreas tat so als wäre er von dem Knuff KO gegangen.
    »Mensch, du machst aber auch Komplimente!«, tadelte ihn die andere Frau.
    »Nun, wo sie sich schon gemeldet hat, ...« fuhr Andreas fort »... darf ich ihnen Françoise Neuilly vorstellen. Françoise ist Rechtsanwältin in der Kanzlei Porter, Irwin und Bellman. Bei PIB findet man Fachanwälte die auf Wirtschafts- und Kapita lanlagerecht spezialisiert sind.«
    Cornelia Wandreiz
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