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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete
Autoren: Jeffery Deaver
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wache dunkelbraune Augen, glatte Haut, wenngleich etwas blass. Aber sein Gesicht war auch sehr lang und kantig, mit deutlich hervorstehenden Brauenwülsten. Er war in guter Form, ja, aber groß – größer als sie es zunächst wahrgenommen hatte, bestimmt eins fünfundachtzig oder mehr, und trotz des Gewichtsverlustes wog er etwa neunzig Kilo. Seine Arme waren lang, die Hände auffallend groß und von seltsamer und beunruhigender rosa Färbung.
    Bobby Prescott sprang auf und stellte sich dem Mann in den Weg. Auch er hatte eine massige Statur, war aber eher breit als hoch, sodass Edwin ihn überragte. »He«, sagte Edwin fröhlich. »Bobby, der Roadie. Verzeihung – Chef der Roadcrew.«
    Und dann richtete sein Blick sich wieder schmachtend auf Kayleigh. »Es wäre mir eine Ehre, wenn wir ein Glas Eistee zusammen trinken könnten. Gleich da drüben in der Ecke. Ich hab ein paar Sachen, die ich dir zeigen möchte.«
    »Woher hast du …?«
    »Gewusst, dass du hier sein würdest? Mensch, jeder weiß doch, dass dies dein Lieblingsladen ist. Steht doch in allen Blogs. Hier hast du ›Me, I’m Not a Cowgirl‹ geschrieben.« Er nickte in Richtung der Jukebox, aus der gerade genau jenes Lied erklang – inzwischen zum zweiten Mal, registrierte Dance.
    The suburbs and the cities, that’s what I’m about.
Me, I’m not a cowgirl, unless maybe you count:
Looking people in the eye and talking to them straight.
Not putting up with bigots or cheaters or with hate.
Remembering everything my mom and daddy said
about how to treat my family, my country and my friends.
Didn’t think I was a cowgirl, but I guess that all depends.
    (Die Stadt und die Vororte, das ist meine Welt.
Ich bin kein Cowgirl, es sei denn, du meinst damit,
dass ich den Leuten ins Gesicht sehe
und offen mit ihnen rede,
dass ich Fanatiker, Betrüger und Hass nicht ausstehen kann.
Ich beherzige, was meine Mutter und
mein Vater mich gelehrt haben,
wie ich meine Familie, mein Land und
meine Freunde behandeln soll.
Ich hätte mich nie als Cowgirl bezeichnet, aber womöglich kommt es nur auf die Betrachtungsweise an.)
    »Ich liebe diesen Song«, schwärmte er. »Ich liebe ihn einfach. Aber das weißt du ja. Ich hab es dir bestimmt schon hundertmal geschrieben.«
    »Ich … ich …« Kayleigh war wie ein Reh im Scheinwerferlicht.
    Bobby legte Edwin eine Hand auf die Schulter. Nicht unbedingt feindselig, nicht unbedingt freundlich. Dance fragte sich, ob dies der Anfang einer Prügelei sein würde, und griff nach ihrer einzigen Waffe – ihrem Mobiltelefon –, um gegebenenfalls den Notruf zu wählen. Doch Edwin wich einfach ein Stück zurück und kümmerte sich nicht um Bobby. »Na los, lass uns Eistee bestellen. Ich weiß, dass du den hier für den besten der Stadt hältst. Du bist eingeladen. Mr. Heute, weißt du noch? He, dein Haar ist wirklich wunderschön. Zehn Jahre, vier Monate.«
    Dance hatte keine Ahnung, was er meinte, aber er setzte Kayleigh damit eindeutig noch mehr zu. Ihr Unterkiefer bebte.
    »Kayleigh möchte ihre Ruhe haben«, sagte Alicia streng. Die Frau schien ebenso kräftig wie Bobby Prescott zu sein, und ihr wütender Blick war sogar noch bohrender.
    »Gefällt es Ihnen, für die Band zu arbeiten, Alicia?«, fragte er, als würde er mit ihr auf einer Cocktailparty plaudern. »Sie sind jetzt wie lange dabei? Fünf, sechs Monate, richtig? Sie haben ebenfalls Talent. Ich hab Sie auf YouTube gesehen. Sie können richtig gut singen. Wow.«
    Alicia beugte sich bedrohlich vor. »Was, zum Teufel, ist das hier? Woher kennen Sie mich?«
    »Hören Sie, Kumpel«, murmelte Bobby. »Sie sollten jetzt gehen.«
    Dann schob Tye Slocum langsam seinen Stuhl zurück und ging mit großen Schritten zur Tür. Edwins Blick folgte ihm, und auf seinem Gesicht lag dabei immer noch dasselbe unerschütterliche Lächeln, das er vom ersten Moment an zur Schau gestellt hatte. Aber etwas hatte sich geändert; es war, als hätte er tatsächlich erwartet, dass Kayleigh sich zu ihm gesellen würde, und wäre nun verblüfft, dass sie es nicht tat. Ferner schien es ihn zu ärgern, dass Tye den Leibwächter holte. »Kayleigh, bitte. Ich wollte dich hier nicht stören, aber du hast ja nie auf meine E-Mails geantwortet. Ich möchte nur mit dir plaudern. Es gibt viel zu besprechen.«
    »Ich kann wirklich nicht.«
    Bobby griff abermals nach Edwins Arm, bevor Dance einschreiten konnte. Doch erneut wich der Mann einfach zurück. Er schien keinerlei Interesse an einer Konfrontation oder gar
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