Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Chris P. Rolls
Vom Netzwerk:
von den langen Zähnen getropft. „Wir können über diese Welt herrschen. Über die Dämonen. Über die Menschen. Alles wird uns gehören.“
    Noch immer sah Dave den Fanatismus in den orangenen Augen funkeln, die Gier, die der seinen gleichkam, jedoch anders orientiert war. Thubal war besessen von Macht, sein Hunger unersättlich. Ja, sie ähnelten einander, in ihrem Hunger, ihrer Unzufriedenheit, ihrer Suche. Sie waren sich ähnlich. Dennoch hatte Dave abgelehnt. Menschen waren wankelmütig, schwach. Wenn man sie hingegen bedrohte konnten sie ungeahnte Kräfte entwickeln. Es war hingegen nicht die Furcht vor ihnen gewesen, die ihn hatte verneinen lassen.
    Er hatte schlichtweg keinen Sinn darin gesehen, über sie zu herrschen. Sie lebten ihr Leben, er seines. Sie waren Nahrung, leicht zu erlegen, jederzeit verfügbar. Es bestand kein Grund, sich ihnen zu offenbaren und über sie zu herrschen. Er sah darin keinen Vorteil, eher eine Gefahr. Nicht so Thubal.
    Daves Ablehnung hatte den anderen Dämon getroffen, ihn wütend gemacht. Wenn Dave nicht an seiner Seite sein würde, dann war er Thubals Feind. Dave erinnerte sich an den hasserfüllten Blick, die Drohungen, die der alte Dämon ausgestoßen hatte. Damals hatte er darüber gelächelt und ihre Wege hatten sich getrennt. Thubal war ihm nicht noch einmal nahegekommen, obwohl er Dave dies geschworen hatte.
    Heute hatte der alte Dämon seinen Schwur wahrgemacht. Wenn es Dave nicht gelingen würde, Finn zu befreien und Thubal dessen Leben in den Klauen hielt, würde Dave dann zu seiner Marionette werden? Zweifel breiteten sich mit klammen Fingern in Daves Kopf aus. War er bereit, für das Leben seines Geliebten, sich dem anderen Dämon unterzuordnen, ein Spielball in dessen Spiel zu werden?
    Kalte Wut ließ den Leib des dahinfliegenden Dämons erschaudern. Niemals würde er sich einem anderen beugen. Nie.
    Nicht einmal, wenn er deswegen Finn verlieren würde.
     
    58. Dämonenspiel
     
    Sein Hals war rau und seine Lunge schmerzte. Selbst wenn er gewollt hätte, wäre kaum mehr als ein Krächzen über seine aufgebissenen Lippen gekommen. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte Finn derart viel und laut geschrien. Sein Kopf fühlte sich seltsam an, viel zu leicht. Zu viel Sauerstoff in seinem Hirn.  
    Seine Schulter und die blutige Spur auf seinem Rücken pochten schmerzhaft, auch wenn der Schmerz langsam abnahm. Die scharfen Krallen des braunen Dämons, der ihn in seiner Wohnung angegriffen hatte, waren tief in seine Schulter eingedrungen. Zum Glück hatten sie dabei keinen Knochen verletzt. Finn konnte die Schulter bewegen, was er jedoch tunlichst vermied. Erstens schmerzte die Schulter bei jeder Bewegung und zudem war er anscheinend für die beiden Dämonen, die ihn derzeit bewachten interessanter, wenn er sich rührte oder einen Laut von sich gab. Fest presste er die Lippen aufeinander.
    Wie eine Katze, die nur mit der Maus spielt, wenn sie sich bewegt. Er war eindeutig die Maus in diesem grausamen Spiel. Nur die Katze entsprach nicht ihrem kuscheligen, liebenswerten Äquivalent.
    Nun, eine Maus denkt bestimmt von ihrer Peinigerin auch nicht gerade, dass sie niedlich und schmusig ist, nicht wahr?, raunte Finns innere Stimme leise und ließ ihn schaudern.  
    Sein Körper fühlte sich kalt an, schmierig und nur mühsam unterdrückte er einen weiteren Laut, als erneut eine haarige Pranke über seine Oberschenkel glitt. Es war die Klaue des aufrecht gehenden, hundeköpfigen Kynokephalos. Glühende, riesige Augen starrten Finn lauernd an, der Dämon sog jeden der menschlichen, hektischen Atemstöße gierig ein. Abermals drückte er seine nasse, kalte Nase gegen Finns Haut und schnupperte knurrend an dem Menschen, während seine, zwischen Pfoten und menschlichen Händen angesiedelten Hände erkundend an Finns kaum bedecktem Körper entlang höher glitten.
    Finns Brust schmerzte entsetzlich und er fragte sich irgendwo in seinem von rasender Panik erfüllten Geist, ob sein wild tobendes Herz wohl in der Lage war, innerliche Blutergüsse zu erzeugen. Krampfhaft zwang er sich dazu stillzuhalten, keinen Muskel zu bewegen. Jedes Zappeln erweckte den Spieltrieb der Dämonen erneut.
    Aus dem Augenwinkel nahm er den lauernden Blick der Dämonin wahr, deren Berührungen noch viel unangenehmer waren. Die hässlichen Dogai, deren Zunge Finn noch immer überall rau, schleimig und eiskalt auf sich zu spüren vermeinte, hatte regelrecht verzückt auf seine entsetzten Schreie reagiert.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher